Prävention von Schütteltrauma als Thema nach der Geburt
Die Ergebnisse einer Befragung von Mitarbeitenden in 39 Geburtskliniken deuten an, dass sie Eltern in den ersten Tagen nach der Geburt nur wenig über Schreiverhalten von Babys und die Gefahren des Schüttelns von Säuglingen aufklären.
Im Rahmen einer Recherche zum Thema "Frühe Hilfen in Geburtskliniken" haben 39 Mitarbeitende aus Geburtskliniken auch die Frage beantwortet, inwieweit sie im Arbeitsalltag über das Schreiverhalten von Babys, die Gefahren des Schüttelns von Säuglingen und geeignete Präventionsstrategien aufklären.
Die Recherche wurde Anfang 2017 im Auftrag des NZFH durchgeführt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert.
Leitfragen der Interviews
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten die Leitfragen der Telefon-Interviews vorab per Email:
- Werden Schwangere/(werdende) Eltern in Ihrer Klinik über das normale Schreiverhalten von Säuglingen und Kleinkindern aufgeklärt? Wenn ja, an wen richtet sich die Aufklärung (an besonders belastete oder an alle Eltern)? Wenn ja, wie und wann werden die Eltern aufgeklärt?
- Werden Strategien zum Umgang mit ausdauerndem Schreien vermittelt? Wenn ja, an wen richtet sich die Aufklärung (an besonders belastete oder an alle Eltern)? Wenn ja, wie und wann werden die Eltern aufgeklärt?
- Falls qualitätsgesicherte Materialien zur Prävention Schütteltrauma vorliegen: Würden Sie diese Materialien in Ihrer Geburtsklinik einsetzen bzw. einen Einsatz empfehlen? (Materialien wären z.B. Poster, Flyer)
Die Ergebnisse sollten einen Einblick geben, ob - und wenn ja wie - das Schreiverhalten von Säuglingen und das Thema "Prävention des Schütteltraumas" in der Geburtshilfe thematisiert werden.
Ergebnisse und erläuternde "O-Töne" der Befragten:
- Fast alle Mütter werden bei der Entlassung über das normale Schreiverhalten von Säuglingen und Kleinkindern mündlich aufgeklärt. Da dies nur einer von vielen Aspekten in der U2-Untersuchung ist, wird er nur kurz und allgemein abgehandelt.
- Eltern, bei denen eine Überforderung vermutet wird, werden intensiver über Hilfsangebote zum Umgang mit Schreibabys informiert: Ihnen werden als Anlaufstellen zum Beispiel Schrei- und Regulationssprechstunden oder Hebammensprechstunden empfohlen.
- Die Aufklärung über Strategien zum Umgang mit ausdauerndem Schreien spielt auf der geburtshilflichen Abteilung hingegen keine Rolle.
- Die Befragten sehen dafür zu diesem Zeitpunkt noch keinen Bedarf. Auf der Geburtsstation ist es "noch zu früh, frisch gebackene Eltern über das Schütteltrauma aufzuklären".
- "Schreibabys fallen in der Regel erst später auf."
- "Mütter sind nach der Geburt noch nicht offen für dieses Thema."
- "Vielleicht kann man besser vor der Geburt, in Geburtsvorbereitungskursen oder so, darüber aufklären".
- Nur in speziellen Fällen werden Strategien thematisiert.
- "Wenn wir meinen, das Neugeborene schreit mehr als andere, sprechen wir darüber mit der Mutter".
- Meist erhalten alle Eltern bei der Entlassung "Schrei-Flyer" mit Kontaktadressen. Auch andere Medien werden von den Mitarbeitenden in Betracht gezogen.
- "Besser als Flyer sind spezielle Apps", die übers Schütteltrauma informieren.
- "Denn die Gruppe, die man erreichen möchte, ist eher mit dem Smartphone beschäftigt, als etwas zu lesen."
Fazit
Die Befragung von Mitarbeitenden in 39 Geburtskliniken deutet an, dass unmittelbar nach der Geburt kein geeigneter Zeitpunkt ist, Eltern über das Schreiverhalten von Babys, die Gefahren des Schüttelns und geeignete Präventionsstrategien aufzuklären.
Eine mögliche Alternative könnte die Zeit vor der Geburt zu sein, zum Beispiel in Geburtsvorbereitungskursen oder bei der Anmeldung zur Geburt im Krankenhaus.