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ZuFa-Monitoring Geburtsklinik 2017 – Ergebnisse

Zentrale Ergebnisse der repräsentativen Befragung in Geburtskliniken über die Versorgung von psychosozial belasteten Familien und zu Lotsendiensten als Kooperationsform von Geburtskliniken und Frühen Hilfen. Mit Zitaten aus ergänzenden Telefoninterviews und Workshops.

 

Familien in belastenden Lebenslagen

Wie häufig nehmen Mitarbeitende in Geburtskliniken unterschiedliche familiäre Belastungslagen wahr?

  • "Verständigungsschwierigkeiten aufgrund geringer Deutschkenntnisse" sind mit 17 Prozent die am häufigsten wahrgenommenen Belastungen.
  • 12 Prozent der Familien in Geburtskliniken zeigen Anzeichen von Armut.
  • Psychische Erkrankungen und Anzeichen für psychische Belastungen nehmen die Mitarbeitenden bei ca. 8 Prozent der Familien war.

Herausforderungen im Umgang mit psychosozial belasteten Familien

zu wenig Zeit – zu wenig Personal – keine Leitlinien

Was macht den Umgang mit psychosozial belasteten Familien zur Herausforderung?

  • 40 Prozent nennen Zeitmangel für Gespräche mit den Familien als Grund, 46 Prozent die fehlende angemessene Vergütung.
  • Knapp ein Fünftel der Befragten haben Schwierigkeiten, Belastungen zu erkennen.
  • 5 Prozent wissen nicht, wie sie den Familien helfen können.  

"Manchmal gehen im Stress die Fälle auch unter..."
"Man hat das Gefühl man tut ein bisschen was, aber hat nicht genug Zeit.“
"Manchmal meint man vielleicht was zu erkennen, hat aber keine Zeit drauf einzugehen – das ist das Bitterste an allem."
"... Fälle immer komplexer und Personal immer weniger, ..."
"Weil wir keine Leitlinie haben und nichts strukturiert ist, jungen Kollegen fehlt die Erfahrung ..."
"Man wird von einem zum anderen verbunden, keiner ist zuständig, keiner will Entscheidungen treffen – haben da auch wenig Zeit und man wird hingehalten und vertröstet, wartet auf Rückruf und dann kommt keiner."

Lotsendienste und -aktivitäten

Welche Lotsensysteme sind umgesetzt oder in konkreter Planung?

  • In 92 Prozent der teilnehmenden Geburtskliniken ist bereits mindestens eine Aktivität, die Familien in belastenden Lebenslagen in Frühe Hilfen überleitet, implementiert oder konkret geplant.
  • Ca. 30 Prozent verfügen über einen Lotsendienst Frühe Hilfen oder planen diesen konkret
  • Lotsendienste häufiger in Kliniken in Großstädten und in Kliniken mit hoher Geburtenzahl.

Geburtskliniken profitieren von Lotsendiensten

Was hat sich durch die Frühen Hilfen verbessert?
Insbesondere profitieren die Geburtskliniken von Lotsendiensten:

  • 71 Prozent stimmen der Aussage (voll) zu, dass sich die Zusammenarbeit mit externen Angeboten verbessert.
  • Der Aussage, dass sich die Zusammenarbeit innerhalb der Geburtsklinik verbessert hat, stimmen 54 Prozent der Befragte (voll) zu.
  • 52 Prozent sehen eine Verbesserung der Mitarbeiter-Zufriedenheit.
  • 46,4 Prozent der Befragten aus Kliniken mit einer etablierten oder konkret geplanten "SFFH" geben an, dass sich der Ruf der Klinik verbessert habe.

Kontakt zu Frühen Hilfen von Geburtskliniken ohne bzw. mit Lotsendiensten

Welche Einrichtungen wurden im vergangenen Jahr kontaktiert?

  • Geburtskliniken mit Lotsendiensten haben mehr Einrichtungen oder Angebote der Frühen Hilfen kontaktiert als Geburtskliniken ohne Lotsendienste – einzige Ausnahme: den Kontakt zum Jugendamt suchten mehr Geburtskliniken ohne Lotsendienste (91 Prozent im Vergleich zu 88 Prozent der Geburtskliniken mit Lotsendiensten).
  • So stellten 76 Prozent der Geburtskliniken mit Lotsendiensten Kontakt zu Familienhebammen oder Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden her; 59 Prozent der Geburtskliniken ohne Lotsendienst.
  • 60 Prozent der Geburtskliniken mit Lotsendiensten kontaktierten eine Schwangerschaftsberatungsstelle; 47 Prozent der Kliniken ohne Lotsendienst.
  • Zu Beratungsstellen nahmen 56 Prozent der Geburtskliniken mit Lotsendiensten Kontakt auf.