KiD 0-3: Repräsentativbefragung – Hintergrund
Ausführliche Informationen zum Hintergrund der Repräsentativbefragung 2015 als Teil des Studienprogramms "Kinder in Deutschland – KiD 0-3" des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH)
Die ursprünglich als "Hauptstudie" bezeichnete Repräsentativbefragung 2015 ist eine Teilstudie des Studienprogramms der Prävalenz- und Versorgungsforschung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH). Sie untersucht das Vorkommen von psychosozialen Belastungen in Familien mit 0- bis 3-jährigen Kindern in Deutschland und die Kenntnis bzw. Inanspruchnahme von regulären Unterstützungsangeboten sowie von spezifischen Angeboten der Frühen Hilfen.
Ziel des Forschungsbereichs sind Erkenntnisse zu folgenden Fragestellungen:
- Welche unterschiedlichen Konstellationen von Belastungen gibt es in Familien in Deutschland?
- Wie häufig kommen diese Belastungskonstellationen vor?
- Mit welchen weiteren Merkmalen der sozialen Lage bzw. der Region gehen die Belastungen einher?
- Welche Auswirkungen haben diese Belastungen auf die kindliche Entwicklung?
- Inwieweit kennen und nutzen Familien aus unterschiedlichen sozialen Gruppen derzeit angebotene professionelle Hilfen?
Die Ergebnisse der Befragung sollten den Akteuren im Praxisfeld Frühe Hilfen Einblicke in die Häufigkeit des Vorkommens spezifischer Belastungsfaktoren und Belastungskonstellationen bei Familien mit Säuglingen und Kleinkindern geben. Dies ist zum einen wichtig für die Schulung der in diesem Feld tätigen Fachkräfte, um sie für spezifische Problemlagen sensibilisieren und Kenntnisse über jeweils adäquate Unterstützungsangebote vermitteln zu können. Auf der anderen Seite können Verantwortliche in den Kommunen mit dem Wissen über diese Verteilungen ihre lokalen Angebote der Frühen Hilfen besser planen und auf die Bedarfe der Familien abstimmen. Insgesamt können damit die so gewonnenen Daten zur Prävalenz von Belastungen und Nutzung vorhandener Angebote maßgeblich zur weiteren Praxisentwicklung beitragen.
Forschungsfragestellungen
Die Repräsentativbefragung 2015 umfasste eine einmalige repräsentative Befragung von 8063 Familien mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren. Folgende Daten wurden dabei erhoben:
- Merkmale der Lebenslage der Familie (z.B. sozioökonomischer Status, Familienform, Migrationserfahrung)
- objektive Belastungsmerkmale auf kind-, eltern- und familienbezogener sowie sozialer Ebene, die sich empirisch als valide Prädiktoren möglicher Erziehungsschwierigkeiten, Entwicklungsprobleme und/oder Kindeswohlgefährdungen erwiesen haben (z.B. besondere Fürsorgeanforderungen durch das Kind, psychische Erkrankung eines Elternteils, Sucht, Gewalt in der Partnerschaft, soziale Isolation)
- subjektives Belastungserleben der primären Bezugsperson des Kindes,
- von der Familie wahrgenommene und erhaltene soziale Unterstützung,
- Kenntnis und Inanspruchnahme von öffentlichen Unterstützungsleistungen seitens der Eltern (Regelangebote und spezifische Angebote Früher Hilfen)
Im Kontext der Repräsentativbefragung 2015 wurde auch ein Fragebogen an die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte versandt. Folgende Daten wurden dabei erhoben:
- Kenntnis der lokalen Netzwerke Frühe Hilfen sowie einzelner Angebote
- Nutzung der Angebote und erfolgte Vermittlungen
- Kenntnisse über die Regelungen des Bundeskinderschutzgesetzes
Feldzugang / Design
Die Auswertung der beiden Pilotstudien zeigte, dass sich Familien in belastenden Lebenslagen durch die Ansprache über Pädiater deutlich besser motivieren ließen, an der Studie teilzunehmen. Es konnte gezeigt werden, dass auf diesem Wege aussagekräftige, repräsentative Daten generiert werden können, die das Ausmaß an Belastungen und den sich daraus ergebenden Unterstützungsbedarf in der Zielpopulation der Frühen Hilfen zuverlässiger schätzen als mittels Stichprobenziehungen über das Einwohnermeldeamt. Überdies haben sich die Kinderärztinnen und -ärzte der Pilotstudie als sehr motivierte und verlässliche Partner im Feld erwiesen. Daher wurde dieses Design für die Durchführung der Repräsentativbefragung 2015 gewählt.
Die Aufgabe der teilnehmenden Pädiater war es, den Eltern, die zu einer der U-Untersuchungen U3 bis U7a in die Praxis kamen, den vom NZFH-Forschungsteam entwickelten Fragebogen zu Belastungen, Ressourcen und Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten auszuhändigen und sie um eine Teilnahme zu bitten. Dabei sollten unabhängig von wahrgenommenen Merkmalen alle Eltern angesprochen werden, um Selektionseffekte durch die Ärztinnen und Ärzte zu vermeiden. Wenn die Eltern in ihrer Entscheidung über die Studienteilnahme unsicher waren, sollten die Ärztinnen und Ärzte noch einmal motivierend mit ihnen sprechen. Zu keinem Zeitpunkt nahmen sie Einsicht in die ausgefüllten Bögen, so dass die Anonymität der Auskünfte gewährleistet war. Überdies erhoben sie tabellarisch die Ablehnungsgründe der nicht teilnehmenden Eltern, um bei der Auswertung Hinweise darauf zu bekommen, ob möglicherweise bestimmte Gruppen von Eltern systematisch nicht teilnahmen (Prüfung von Verzerrungseffekten). Für Ihre Mitwirkung wurden die Ärztinnen und Ärzte vergütet.
Die Fragebögen wurden von der Hauptbezugsperson im Wartezimmer anonym ausgefüllt (Dauer ca. 25 Minuten bei vollständigem Ausfüllen) und spätestens vor Verlassen der Arztpraxis in einem verschlossenen Umschlag abgegeben. Familien, die bereit waren, an einer eventuellen späteren weiteren Befragung (zum Beispiel per Post) teilzunehmen, wurden gebeten, freiwillig ihre Adresse dafür anzugeben. Damit ergaben sich Möglichkeiten zu zusätzlichen Vertiefungsbefragungen oder auch zu einer längsschnittlichen Befragung einer Teilstichprobe.
Die Repräsentativbefragung 2015 wurde vom NZFH am DJI durchgeführt. Mit der Feldarbeit wurde der Münchner Forschungsdienstleister Kantar Health beauftragt.