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KiD 0-3 2022 – Ausgewählte Ergebnisse

Die bundesweite Repräsentativbefragung "Kinder in Deutschland 0-3“ (KiD 0-3 2022) liefert umfassende Daten zu psychosozialen Belastungen und Ressourcen von Familien und zur Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten.

Die Daten basieren auf 7.818 Dokumentationsbögen, die Kinderärztinnen und Kinderärzte zur Gesundheit und Entwicklung von Kindern ausgefüllt haben, deren Mütter und Väter an der Studie teilgenommen haben. Zusätzlich machten 5.591 Eltern dieser Kinder Angaben zu ihrer Familiensituation.

Zentrale Ergebnisse und Analysen sind in Faktenblättern zusammengefasst. Das Faktenblatt 1 stellt Design und Methoden vor. 

Design und Methoden von KiD 0-3 2022

Auf einen Blick

  • Die aktuelle bundesweite Studie KiD 0-3 2022 liefert repräsentative Daten zur Situation von Familien mit kleinen Kindern. Sie sind eine Grundlage für die evidenzbasierte Weiterentwicklung der Frühen Hilfen in Deutschland. 
  • KiD 0-3 2022 ist eine Replikation und Weiterentwicklung der NZFH-Studie KiD 0-3 2015. 
  • 7.818 Mütter und Väter, die mit ihrem Kind zu einer Früherkennungsuntersuchung (U3 bis U7a) in die kinderärztliche Praxis kamen, haben sich an KiD 0-3 2022 beteiligt. 258 Kinderärztinnen und Kinderärzte haben die Studie in ihren Praxen unterstützt. 
  • 5.591 Eltern machten Angaben zu ihren Belastungen, Ressourcen und zur Inanspruchnahme und Bewertung von Unterstützungsangeboten. 
  • Die Ärztinnen und Ärzte füllten für jede teilnehmende Familie einen Dokumentationsbogen zur Gesundheit und Entwicklung des Kindes aus. 
  • Die Daten aus der Elternbefragung und dem ärztlichen Dokumentationsbogen wurden fallbezogen zusammengeführt und vom NZFH ausgewertet.

Psychosoziale Belastungen von Familien in Armutslagen

Auf einen Blick

  • Die Studie bestätigt, dass es den meisten Familien mit kleinen Kindern in Deutschland gut geht. Allerdings zeigen sich erhebliche Belastungen bei Familien in Armutslagen. 
  • Ein Indikator für Armut ist der Bezug von staatlichen Leistungen zur Grundsicherung. 10 Prozent der Familien geben an, solche Leistungen zu beziehen, und gelten daher als arm. Besonders häufig leben Alleinerziehende sowie Familien mit niedriger formaler Bildung in Armutslagen. 
  • Familien in Armut sind häufiger als andere Familien von mehreren Belastungen betroffen. Fast jede zweite Familie in Armut weist vier oder mehr Belastungsfaktoren auf, während es bei Familien ohne Armut nur knapp jede sechste Familie ist. 
  • Die Corona-Pandemie wurde von Familien in Armut häufiger als belastend erlebt und verschärfte somit die Situation dieser Familien. Knapp ein Drittel der Familien in Armut (31 Prozent) gab an, dass sie die Zeit persönlich stark belastend fand, während es bei Familien ohne Armut nur 23 Prozent waren. 
  • Familien in Armutslagen gaben häufiger als Familien ohne Armut an, dass der Krieg in der Ukraine finanzielle Sorgen, Sorgen um den Arbeitsplatz und Sorgen um Nachteile für das eigene Kind auslöst.

Weitere Ergebnisse aus KiD 0-3 2022 im Monitoring Frühe Hilfen

Welche Angebote erreichen Familien in Armutslagen?

Wie viele Familien in Armutslagen sind wie stark belastet? 

Gesundheit und Entwicklung von kleinen Kindern

Auf einen Blick

  • Insgesamt geht es kleinen Kindern in Deutschland sehr gut. Die Chancen auf ein gesundes und entwicklungsförderliches Aufwachsen sind jedoch ungleich verteilt. 
  • Der Gesundheitszustand von 78 Prozent der Kinder ist aus ärztlicher Sicht »sehr gut«. 
  • Eine Grunderkrankung liegt bei 10 Prozent der Kinder vor, 14 Prozent sind mindestens teilweise nicht altersgerecht entwickelt. 
  • Bei Kindern, die in Armut aufwachsen, ist der Gesundheitszustand weniger häufig »sehr gut« (64 Prozent). Sehr viel häufiger stellen Ärztinnen und Ärzte bei diesen Kindern eine nicht altersgerechte Entwicklung fest (21 Prozent). Gesundheitliche Unterschiede nach Armutslage sind bei Kleinkindern sehr viel stärker ausgeprägt als bei Säuglingen. 
  • Früh alleinerziehend zu sein ist besonders herausfordernd, was sich in einigen Familien auch im Gesundheitszustand der Kinder abbildet: Der Anteil der Kinder mit sehr gutem Gesundheitszustand liegt mit 62 Prozent bei Alleinerziehenden um 17 Prozentpunkte unter dem Anteil der sehr gesunden Kinder in Paarfamilien (79 Prozent). 
  • Kinder, die in einem Familienumfeld mit psychisch belastetem Elternteil aufwachsen, werden von Kinderärztinnen und Kinderärzten häufiger als nicht altersgerecht entwickelt eingeschätzt (20 Prozent gegenüber 14 Prozent aus Familien, die psychisch nicht belastet sind).

Weitere Ergebnisse aus KiD 0-3 2022 im Monitoring Frühe Hilfen

Wie weit verbreitet sind Belastungen bei Familien mit Kindern zwischen null und drei Jahren? 

Welche Angebote erreichen Familien in Armutslagen?

Wie viele Familien werden erreicht?

Erreichbarkeit junger Familien vor und während der Corona-Pandemie

Auf einen Blick

  • Aufgrund der Anforderungen des Infektionsschutzes standen während der Corona-Pandemie auch familienunterstützende Angebote nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Nutzungsraten gingen dementsprechend insgesamt um 28 Prozent zurück.  
  • Trotz der insgesamt verminderten Verfügbarkeit von Angeboten konnten Familien in belasteten Lebenslagen weiterhin erreicht werden. 
  • Bezogen auf die Gesamtstichprobe junger Familien gab es drastische Einbrüche bei der Nutzung von universell zugänglichen Elternkursen (-75 Prozent) und Eltern-Kind-Gruppen (-25 Prozent).
  • Angebote aus dem medizinischen Bereich wie bspw. die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme (-2 Prozent) oder medizinische Angebote für Mütter nach der Geburt (+5 Prozent) wurden in Zeiten der Corona-Pandemie nahezu unverändert stark genutzt. 
  • Bei den selektiv-präventiven Angeboten gab es deutliche Rückgänge bei der Nutzung von Beratungsangeboten mit Komm-Struktur (-46 Prozent). 
  • Weniger stark sanken die Nutzungsraten bei der Längerfristig aufsuchenden Begleitung und Betreuung durch eine Gesundheitsfachkraft wie bspw. einer Familienhebamme (-20 Prozent). 
  • Einigen selektiv-präventiven Angeboten wie bspw. der Schwangerschaftsberatung und der Längerfristig aufsuchenden Betreuung und Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft ist es gelungen, bei eingeschränkter Möglichkeit der Angebotsbereitstellung weiterhin bevorzugt Menschen in Belastungslagen für eine Teilnahme zu gewinnen.

Weitere Ergebnisse aus KiD 0-3 2022 im Monitoring Frühe Hilfen

Wie viele Familien werden erreicht?

Welche Angebote erreichen Familien in Armutslagen?

Elterliche Bewertung von Angeboten für Familien rund um die Geburt

Auf einen Blick

  • Für alle familienunterstützenden Angebote gilt, dass sie von einer Mehrheit junger Eltern als »hilfreich« oder »sehr hilfreich« bewertet wurden. 
  • Ein hoher Anteil der Familien in Armutslagen hat universell zugängliche Angebote, wie beispielsweise Geburtsvorbereitungskurse, als (sehr) hilfreich bewertet. Der Anteil mit positiver Nutzenbewertung ist jedoch niedriger als bei Familien ohne Armut. 
  • 92,4 Prozent der Eltern, die von einer Familienhebamme oder einer Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden längerfristig begleitet wurden, fanden die Unterstützung »(sehr) hilfreich«. Hinsichtlich der Bewertung gibt es keine Unterschiede nach sozialer Lage. 
  • Die Schwangerschaftsberatung wird von Eltern in Armutslagen als hilfreicher erlebt als von Eltern ohne Armut.

Weitere Ergebnisse aus KiD 0-3 2022 im Monitoring Frühe Hilfen

Wie viele Familien werden erreicht?

Welche Angebote erreichen Familien in Armutslagen?

Fakten zum Stillen

Auf einen Blick

  • 87 % der Mütter, deren Kind in den Jahren 2019–2022 geboren wurde, haben mit dem Stillen begonnen.
  • Kinder, die jemals gestillt wurden, sind nach pädiatrischem Urteil häufiger »sehr gesund« und häufiger altersgerecht entwickelt als Kinder, die nie gestillt wurden.
  • Mütter, die ihr Kind stillen, berichten weniger häufig von Schwierigkeiten in der Mutter-Kind-Beziehung, aber häufiger davon, sich durch das Schlafverhalten ihres Kindes belastet zu fühlen.
  • Mütter aus Familien in Armutslagen (75 %) haben seltener mit dem Stillen begonnen als Mütter aus Familien ohne Armut (89 %).
  • Die Stilldauer ist in Familien in Armutslagen vergleichsweise kürzer: So werden fast die Hälfte der Kinder aus Familien ohne Armut länger als sechs Monate gestillt, aber weniger als ein Drittel der Kinder aus Familien in Armut.
  • Mütter, die einen Geburtsvorbereitungskurs, die Hebammenversorgung in der Schwangerschaft oder die Wochenbettbetreuung genutzt haben, beginnen häufiger mit dem Stillen als Mütter, die diese Angebote rund um die Geburt nicht in Anspruch genommen haben.
  • In Familien in Armutslagen ist der Zusammenhang zwischen Angebotsnutzung und Stillen besonders stark ausgeprägt.