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KiD 0-3: Repräsentativbefragung 2022 – Hintergrund

Ausführliche Informationen zu Hintergrund, Ziel und zentralen Forschungsfragen sowie zum Feldzugang der NZFH-Studie, die analog zur KiD 0-3 2015 Daten von rund 8.000 Familien mit Kindern von 0 bis Jahre erhebt.

Kontaktbeschränkende Maßnahmen bis hin zu wiederholten sogenannten Lockdowns waren notwendig, um das Ansteckungsrisiko mit dem SARS-CoV-2 Virus zu minimieren. Die Maßnahmen hatten zur Folge, dass der Alltag von Familien über längere Zeiträume hinweg immer wieder neu ausgestaltet werden musste. Eine besondere Herausforderung bestand in der Kompensation von familienunterstützenden (Betreuungs-)angeboten sowie dem Wegfall vieler Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten.

Wie dies von Müttern und Vätern sehr junger Kinder erlebt wurde, ist je nach psychosozialer Lage der Familie unterschiedlich: Armut, beengte Wohnverhältnisse, Ein-Elternschaft oder psychische Symptomatik scheinen zu einem erhöhten Belastungsempfinden der Eltern, Existenzängsten, Stress und Partnerkonflikten beizutragen. Inzwischen gibt es auch erste empirische Hinweise darauf, dass pandemiebedingter Elternstress sich negativ auf die (psychische) Gesundheit von Kindern auswirken könnte.

Von solchen ersten, nicht-repräsentativen Hinweisen abgesehen, ist die Datenlage zu den Auswirkungen der wiederholten Lockdowns auf die frühkindliche Gesundheit und Entwicklung jedoch noch sehr dünn. Es gibt keine bundesweit repräsentative Untersuchung, die sowohl Eltern zum Gesundheits- und Entwicklungsstand ihrer jungen Kinder befragt als auch ein pädiatrisches Urteil einholt.

Die sogenannte erweiterte Replikation der NZFH Studie KID 0-3 (2015) schließt diese Forschungslücke.

Ziel der Studie

Anhand eines repräsentativen Datensatzes von angestrebten 8.000 Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren soll folgenden Fragen nachgegangen werden:

  • Wie geht es Familien mit jungen Kindern nach Corona?
  • Wie wirken sich die unterschiedlichen Soziallagen der Familien auf den Gesundheitsstatus und Entwicklungsstand der Kinder aus?
  • Welche Unterstützungsangebote sind für die Familien bei Bedarf erreichbar und inwieweit werden sie als hilfreich bewertet?

Da ein direkter Vergleich der Studienergebnisse von 2015 und 2022 gezogen werden kann, erlaubt die Studie auch Rückschlüsse darauf, ob sich bei (einem Teil der) Familien die Belastungssituation in Folge der Pandemie verschärft hat, und inwieweit sich das Unterstützungssystem für junge Familien seit 2015 so weiterentwickelt hat, dass es in der Lage ist, zusätzliche Belastungen abzumildern.

Forschungsfragen

In vier Themenbereichen geht die Studie folgenden Forschungsfragen nach:

I. Repräsentative Verteilungsdaten zu familialen Belastungslagen und Ressourcen

  • Wie hoch ist der Anteil belasteter Familien und welche Belastungen/Ressourcen sind wie verbreitet?
  • Wie hat sich der Anteil belasteter Familien in den letzten Jahren entwickelt?
  • Hat sich die Art der familialen Belastungen verändert?
  • Inwieweit können Belastungen durch Ressourcen kompensiert werden?
  • Inwieweit stimmen die Einschätzungen der familialen Belastungslagen aus Elternsicht und Ärztesicht miteinander überein?

II. Repräsentative Verteilungsdaten zu Gesundheitsstatus und Entwicklungsstand der Kinder

  • Wie hoch ist der Anteil von Kindern mit Auffälligkeiten hinsichtlich ihrer Gesundheit und Entwicklung?
  • Wie ist die Verteilung der Auffälligkeiten des kindlichen Gesundheitsstatus und Entwicklungsstandes?
  • Welche Auffälligkeiten des kindlichen Gesundheitsstatus und Entwicklungsstandes dominieren?
  • Wie hängen familiale Belastungen und Ressourcen von Eltern mit der kindlichen Gesundheit und Entwicklung zusammen?

III. Repräsentative Verteilungsdaten zur Inanspruchnahme von Unterstützung

  • Welche Familien werden erreicht und welche Angebote nutzen sie?
  • Wie hoch sind die Nutzungsanteile bezogen auf Familien unterschiedlicher sozialer Lagen?
  • Wie bekannt sind die Unterstützungsangebote für Familien in den unterschiedlichen Soziallagen?
  • Inwieweit hat sich die Nutzung der Angebote und die Erreichbarkeit der Zielgruppen seit 2015 verändert?
  • Wie bewerten die Eltern die Angebote?
  • Welche Faktoren fördern bzw. erschweren die Inanspruchnahme?

IV. Repräsentative Verteilungsdaten zu den Corona-Folgen

  • Gibt es Belastungsmerkmale, die nach der Corona-Pandemie gehäuft auftreten (im Vergleich zu KiD 0-3 2015)?
  • Unterscheiden sich unterschiedliche Belastungsgruppen hinsichtlich der selbstberichteten Corona-Folgen?
  • Inwieweit wurden Gesundheitsstatus und Entwicklungsstand des Kindes durch Corona beeinflusst?
  • Konnten Angebote, trotz Bedarf, nicht genutzt werden?
  • Geht die fehlende Inanspruchnahme von Angeboten mit einer Häufung von psychosozialen Auffälligkeiten in der Entwicklung und Gesundheit von Kindern einher

Feldzugang / Design

Die Studie wurde analog zur Repräsentativbefragung KiD 0-3 aus dem Jahr 2015 durchgeführt. Im ersten Quartal 2022 wurden dazu deutschlandweit 250 kinder- und jugendärztliche Praxen nach einem Zufallsprinzip ausgewählt und als Studienzentren gewonnen.

Jedes Studienzentrum rekrutierte im zweiten Schritt durchschnittlich 32 Mütter oder Väter, die mit ihrem Kind zu einer der Früherkennungsuntersuchungen U3 bis U7a kommen. Die Eltern füllten in den Räumlichkeiten der Praxen einen Fragebogen aus, unter anderem zu kindbezogenen Belastungen, Ressourcen und der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten. Zusätzlich bewerteten die Ärztin oder der Arzt anhand eines Dokumentationsbogens den Gesundheitsstatus und Entwicklungsstand des Kindes.

Die Ärztinnen und Ärzte wurden für ihren Aufwand bei der Mitwirkung finanziell entschädigt. Anonymität wurde für alle Beteiligten gewährleistet und Datenschutzvorgaben wurden nachprüfbar eingehalten. Die Erhebung hat das Forschungsinstitut HoR House of Research GmbH übernommen.

Mehrwert der Studie

Ausgehend von den Erfahrungen der Studienfolge KiD 0-3 wird durch die Zusammenarbeit mit kinder- und jugendärztlichen Praxen die Realisierung einer Elternstichprobe erwartet, die hinsichtlich der soziodemographischen Merkmale repräsentativ ist. Dadurch können wertvolle Verteilungsdaten zu den Corona-Folgen für Kinder von 0-3 Jahren generiert werden. Die Einschätzung des Arztes beziehungsweise der Ärztin liefert eine wertvolle Ergänzung hinsichtlich einer neutralen Experteneinschätzung der kindlichen Gesundheit und Entwicklung. Gleichzeitig wird dabei ein Anamnesebogen erprobt, der im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen eingesetzt werden kann.

Die Ergebnisse können dazu beitragen, besonders betroffene Kinder und Eltern zu identifizieren, ihren Hilfebedarf sichtbar zu machen und das Unterstützungssystem noch besser an den Bedarf anzupassen.