Geburtskliniken und Lotsendienste
Fachkräfte in Geburtskliniken können Familien niedrigschwellig erreichen und frühzeitig über Angebote der Frühen Hilfen beraten. Lotsendienste stellen dabei eine systematische Form der Kooperation mit Geburtskliniken in den Frühen Hilfen dar. Der Einsatz von Fachkräften als Lotsen hat sich bewährt.
Nahezu alle Kinder werden in Geburtskliniken geboren. Ihre Eltern können dort niedrigschwellig und unkompliziert erreicht werden, ohne dass sie sich stigmatisiert fühlen. Fachkräfte in Geburtskliniken können Belastungslagen und Ressourcen von Müttern und Vätern frühzeitig erkennen, gemeinsam mit ihnen möglichen Hilfebedarf besprechen und sie in Unterstützungsangebote vermitteln. Sie übernehmen damit eine Lotsenfunktion von der Geburtsklinik in weiterführende Angebote.
Lotsenaktivitäten – Lotsendienste
Lotsenaktivitäten, die auf unterschiedliche Weise über Frühe Hilfen informieren und beraten und Familien bei Bedarf in passgenaue Angebote lotsen, sind in fast allen Geburtskliniken etabliert.
Darüber hinaus entwickeln sich zunehmend Modelle sogenannter "Lotsendienste", bei denen speziell ausgebildete Fachkräfte mit Familien systematisch und standardisiert ihren Unterstützungsbedarf klären, sie über weitergehende Hilfeangebote beraten und bei der Kontaktaufnahme unterstützen. Die Einrichtung von Lotsendiensten hat sich inzwischen bewährt und wird als Kooperationsform an der Schnittstelle der unterschiedlichen Leistungssysteme von der Bundesstiftung Frühe Hilfen gefördert.
Geburtskliniken als Netzwerkpartner
Dass Geburtskliniken wichtige Netzwerkpartner für Frühe Hilfen sind, bestätigen auch Forschungsergebnisse des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH). Laut Kommunalbefragungen hat sich die Zusammenarbeit der stationären Geburtshilfe mit den lokalen Netzwerken Frühe Hilfen seit 2013 zunehmend verbessert.
Das ZuFa-Monitoring Geburtsklinik zeigt, dass im Jahr 2017 fast ein Drittel der Kliniken mit mehr als 300 Geburten pro Jahr bereits einen systematischen Lotsendienst eingerichtet oder konkret geplant haben. Die Analysen der repräsentativen Befragung zeigen zudem, dass die systematische Kooperation für Familien und auch für Kliniken von Vorteil ist: Familien können frühzeitig in niedrigschwellige Angebote außerhalb der Klinik vermittelt werden, das pflegerische und ärztliche Stationspersonal wird entlastet. Im Jahr 2024 führt das NZFH eine Wiederholungsbefragung durch. Untersucht wird, inwieweit die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden in Geburtskliniken und Frühen Hilfen in den letzten Jahren ausgebaut und Lotsendienste etabliert wurden.
Um die Qualität der Frühen Hilfen weiterzuentwickeln, unterstützt das NZFH die Zusammenarbeit von Geburtskliniken und Netzwerken Frühe Hilfen. Als Orientierung für die Einrichtung und Weiterentwicklung von Lotsendiensten wurden Qualitätskriterien erarbeitet. Diese sind als Eckpunktepapier veröffentlicht.
Materialien für Fachkräfte in Geburtskliniken und Lotsendienste
Diese und weitere Materialien des NZFH sind auch über die Publikationen-Suche zu finden. Mit Filtermöglichkeiten wie beispielsweise Herausgeber, Themenbereich oder Medium können Materialien gezielt gesucht, heruntergeladen oder bestellt werden.
Publikationen
Sann, Alexandra / Küster, Ernst-Uwe / Pabst, Christopher / Peterle, Christopher (2022): Entwicklung der Frühen Hilfen in Deutschland. Ergebnisse der NZFH-Kommunalbefragungen im Rahmen der Dokumentation und Evaluation der Bundesinitiative Frühe Hilfen (2013–2017)
Materialien zu Frühen Hilfen, Band 14, Seiten 66-95
In: Bundesgesundheitsblatt (2018) 61: 1225–1235. https://doi.org/10.1007/s00103-018-2805-0