Interprofessionelle Qualitätszirkel Frühe Hilfen (IQZ)
Interprofessionelle Qualitätszirkel Frühe Hilfen (IQZ) bieten ein Forum für den Austausch und die Vernetzung von Fachkräften des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) fördert das bundesweite Projekt.
Das Vernetzungsprojekt des NZFH in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung baut auf den seit mehreren Jahren etablierten ärztlichen und psychotherapeutischen Qualitätszirkeln auf und nutzt die Strukturen des fachlichen und fallbezogenen Austauschs in den Frühen Hilfen. Da vor allem der systemübergreifende Aspekt im Mittelpunkt der koordinierten Zusammenarbeit steht, sind in den Qualitätszirkeln zu gleichen Teilen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe und aus dem Gesundheitswesen vertreten. Ein zentrales Element in der IQZ-Arbeit sind Familienfallkonferenzen mit anonymisierten Fallbeispielen aus dem Berufsalltag der teilnehmenden Akteure.
Umsetzung mit verschiedenen Beteiligten
- IQZ-Moderierende gründen und leiten IQZ in einer Kommune oder einem Landkreis. Die Moderierenden arbeiten als Tandem, mit einer Fachkraft aus dem Gesundheitswesen (vor allen Dingen niedergelassene Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte) und einer Fachkraft aus der Kinder- und Jugendhilfe.
- IQZ-Tutorinnen und -Tutoren sind speziell weitergebildete IQZ-Moderierende. Sie bilden weitere IQZ-Moderierende aus, begleiten sie kontinuierlich und unterstützen die Landeskoordination.
- Landeskoordinierungsstellen Frühe Hilfen und Kassenärztliche Vereinigungen erarbeiten (gemeinsam mit dem NZFH) konkrete Umsetzungsstrategien für die Ausbildung von IQZ-Moderationstandems in den Ländern.
- Das NZFH stellt allen Beteiligten Informationen und Arbeitsmaterialien zur Verfügung, insbesondere zur Ausbildung der IQZ-Moderierenden zur Gründung und Durchführung der IQZ in Kommunen, Landkreisen und Netzwerken. Bis Ende 2025 bietet das NZFH bundeszentrale IQZ-Moderationsausbildungen an. Die Anmeldung erfolgt über die Landeskoordinierungsstellen bzw. Kassenärztlichen Vereinigungen.
IQZ als Teil einer Intervention in der Pädiatrie
In Baden-Württemberg sind die Interprofessionellen Qualitätszirkel Frühe Hilfen (IQZ) Kernstück der sogenannten "P.A.T.H.-Intervention" ("Pediatric Attention to Help"). Die Teilnahme an IQZ sowie zusätzliche Schulungen sollen Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte darin unterstützen, Hilfebedarf von Familien zu erkennen, sie über Frühe Hilfen zu informieren und passgenau in diese zu vermitteln. Das NZFH konnte in einer Evaluation zeigen, dass die P.A.T.H.-Intervention wirksam ist: Die Identifikation von psychosozial belasteten Familien durch niedergelassene Pädiaterinnen und Pädiater verbessert sich, wenn diese an IQZ und speziellen Schulungen teilgenommen haben. Neben der Wirksamkeit wurden Akzeptanz und Effektivität der Intervention erfolgreich evaluiert. Ein ausführlicher Beitrag zur Evaluation der P.A.T.H.-Intervention ist im Bundesgesundheitsblatt 12/2024 erschienen: Identifikation psychosozial belasteter Familien in pädiatrischen Praxen
Publikationen
Schlett, Christian / Metzner, Gloria / Höhn, Cindy / Giesler, Jürgen M. / Barth, Michael / Kaier, Klaus / van Staa, Juliane / Horstmann, Sabine / Jünemann, Susanne / Siebolds, Marcus / Renner, Ilona / Glattacker, Manuela (2024): Identifikation psychosozial belasteter Familien in pädiatrischen Praxen
In: Bundesgesundheitsblatt 12/2024
In: Dialog Erziehungshilfe des Bundesverbandes für Erziehungshilfe e.V. (AFET)
In: Deutsches Ärzteblatt: Dtsch Arztebl 2020; 117(25): A-1248 / B-1056