Beispiele aus der Praxis
Steckbriefe von drei kommunalen Beispielen, die jeweils auf unterschiedliche Weise die Kooperation zwischen Kita und Frühen Hilfen gefördert und verwirklicht haben.
"Altena. Früh am Ball" – Soziales Netzwerk der Kleinstadt Altena
Ziel
Frühzeitige Unterstützung von Kindern und Familien von Anfang an
Ausgangspunkt
- Kommune mit etwa 17.000 Einwohnern in Nordrhein-Westfalen
- Schrumpfung der Einwohnerzahl seit 1990 um etwa 20 Prozent infolge des demografischen Wandels
- Schließung einiger Kindertageseinrichtungen
- Entwicklung einer Strategie, um die bestehenden Angebote besser auf die Wünsche der Eltern abzustimmen
Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und Frühen Hilfen
- Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher zu Lotsinnen und Lotsen für Familien
- Erstellung eines Elternordners "Altena. Früh am Ball" mit umfangreichen Informationen für Familien
- Erarbeitung eines Indikatoren-Kataloges zur Warnehmung und Erkennung von Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung
- Aufbau des Familienzentrums Altena, dessen Angebote in den Kindertageseinrichtungen stattfinden
- Erfolgreiche Teilnahme der Stadt Altena am Audit "Familiengerechte Kommune"
- Einführung videogestützter Arbeit nach Marte Meo in den Kindertageseinrichtungen zur Entwicklungsunterstützung der Eltern
- Aufbau eines Kindertagespflegebüros mit Angeboten flexibler Betreuung und einer Anstellung der Kindertagespflegepersonen als feste Mitarbeiterinnen bei den Kita-Trägern
- Eröffnung eines Familienbüros, das als Treffpunkt für Familien und zentraler Ort für die Informationsweitergabe dient
Evaluation
- Interne Statistik und Auswertung
- Bisher keine externe Evaluation
Quelle: Eigene Darstellung, siehe auch www.altena.de/bildung-soziales/jugend-und-familien/altena.-frueh-am-ball/
"Sozialpädiatrische Beratung in Kindertageseinrichtungen" in der Region Hannover
Ziel
Enge Verzahnung von Kindertageseinrichtungen, lokalen und übergeordneten Akteuren der Frühen Hilfen und Fachdiensten der Region Hannover
Ausgangspunkt
- Nutzung der Datenauswertung zu den Schuleingangsuntersuchungen (SEU) der Region Hannover als Steuerungsinstrument zur Ermittlung von Kommunen und zugehörigen Kindertageseinrichtungen mit Eltern, die einen besonderen Unterstützungsbedarf aufweisen
- Zusätzlicher Abgleich mit den Daten des Sozialberichts der Region Hannover
- Vermehrtes Vorkommen von frühkindlichen Entwicklungsverzögerungen bei Kindern aus bildungsfernen und sozial benachteiligten Familien
- Hinweise darauf, dass mit der Länge des Kita-Besuchs das Risiko sinkt, eine Entwicklungsverzögerung erst zum Zeitpunkt der SEU zu entdecken
- Start der praktischen Umsetzung in den ersten Kommunen im Kita-Jahr 2015/16; inzwischen Teilnahme von 34 Kitas in 8 Kommunen; entsprechend 3.000 Kinder, darunter mehr als 300 Kinder unter drei Jahren
Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen und Frühen Hilfen
- Zugehender multiprofessioneller Ansatz zur Beratung, Diagnostik und Förderung in den Kindertageseinrichtungen
- Qualifizierung der Fachkräfte aller teilnehmenden Einrichtungen zu einem einheitlichen Entwicklungsbeobachtungs- und Entwicklungsdokumentationsverfahren (EBD), in Kooperation mit Frau Prof. Koglin, Uni Oldenburg
- Kinderärztliche Beratung und Untersuchung (monatlich)
- Psychologische Beratung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familien- und Erziehungsberatungsstellen (monatlich)
- Individuelle Sprachförderung (zweimal pro Woche)
- Unterstützung bei der Gestaltung von Elternabenden (Impulsreferate)
- Regelmäßige multiprofessionelle Treffen in den Kommunen
- Beteiligung an den Netzwerken und in den Lenkungsgruppen Frühe Hilfen
Evaluation
- Anonymisierte Sammlung und Evaluation der EBD-Bögen auf kommunaler Ebene bzw. auf Kita-Basis
- Regelmäßige Supervisionen durch das Team der Uni Oldenburg zur Qualitätssicherung in den Kindertageseinrichtungen
Quelle: Eigene Darstellung, siehe auch www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Soziales/Familie-Partnerschaft/Frühe-Hilfen-Frühe-Chancen/Frühe-Hilfen-Frühe-Chancen/
Netzwerk "Frühe Hilfen für Familien" in der Großstadt Dortmund
Ziel
Kindertageseinrichtungen, insbesondere Familienzentren, als Dreh- und Angelpunkt für den Zugang zu Frühen Hilfen
Ausgangspunkt
- Dortmund als bevölkerungsreiche Großstadt in Nordrhein-Westfalen
- Enges, wohnortnahes Netz von Tageseinrichtungen für Kinder
- 287 Einrichtungen (davon 78 Familienzentren) bei freien Trägern und beim städtischen Eigenbetrieb (Stand 2017); es werden ca. 18.000 Kinder betreut, davon etwa 3.500 Kinder unter drei Jahren
Kooperation zwischen Kindertageseinrichtungen/ Familienzentren und Frühen Hilfen
- Vertreterinnen und Vertreter aus Tageseinrichtungen im Netzwerk Frühe Hilfen; aktive Mit-Entwicklung der Angebotsgestaltung
- Familienzentren setzen die Angebote nach ihren Bedarfen sozialräumlich um
- Grundlagen der Kooperation:
- Gemeinsame konzeptionelle Ausgestaltung der Angebotsstruktur
- Regelmäßige Reflexion der Angebote
- Partizipation der Eltern bei der Gestaltung und Buchung der Angebote
- Verantwortungsgemeinschaft für die finanzielle und inhaltliche Ausgestaltung des Angebotsportfolios
- Aufbau von persönlichen Beziehungen zwischen Fachkräften auf Anbieterseite (Institutionen) und Nutzern (Familienzentren)
Angebot "Familien Info Points" (FIP)
Elterncafés als niedrigschwellige Anlaufstellen im Kinderwagenradius für die Eltern in jedem Sozialraum
- In enger Kooperation mit verschiedenen Institutionen (z.B. Kinderschutzbund, Verbraucherzentrale) werden unterschiedliche Angebote vorgehalten (u.a. Sprachkurse, Ernährungskurse, Bewegungsangebote, Lebensberatung).
- Hebammen, Stadtteilmütter und muttersprachliche Elternbegleiterinnen und -begleiter sind für die Eltern niedrigschwellig ansprechbar.
Angebotsportfolio "Gesund zu Hause"
- Das Angebotsportfolio beinhaltet diverse Angebote und Kurse aus dem Bereich der Frühen Hilfen.
- Die Angebote werden vom Netzwerk "Kindersicherheit" konzipiert und stehen allen Familienzentren zur Verfügung.
- Die Angebote können durch die Familienzentren beim jeweiligen Anbieter auf die aktuellen Bedarfe der Eltern zugeschnitten direkt und ganzjährig gebucht werden.
Evaluation
- Die Angebote werden regelmäßig durch Befragungen und Teilnehmerstatistiken intern evaluiert und ausgewertet.
- In Kooperation mit der Fachhochschule Dortmund sind auch einzelne externe Evaluationen möglich.
Quelle: Eigene Darstellung, siehe auch www.familie.dortmund.de