Kita-Ausbau und Frühe Hilfen
Zentrale Ergebnisse eines qualitativen Forschungsprojektes zur Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Frühen Hilfen
Frühe Hilfen und Kindertagesstätten (Kitas) eint der Auftrag, Familien bei der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen. Durch den Rechtsanspruch für Kinder unter 3 Jahren schreitet der Ausbau der Kindertagesbetreuung immer weiter voran. Bildungs- und Erziehungspartnerschaften gewinnen an Bedeutung.
Kitas bieten sich als Kooperationspartner Früher Hilfen besonders gut an, da sie für Familien mit Kindern unter drei Jahren einen niederschwelligen Zugang zu passenden Angeboten Früher Hilfen bereitstellen können.
Das Forschungsprojekt des NZFH, DJI "Kita-Ausbau und Frühe Hilfen" hat in Form von vier Dimensionen die Zusammenarbeit von Kitas und Frühen Hilfen näher beleuchtet:
- Verständnis Früher Hilfen in den Einrichtungen
- Bildungs- und Erziehungspartnerschaften (BEP)
- Bedarfsgerechte Angebote (Früher Hilfen) in den Einrichtungen
- Kooperationspartner, Vernetzung und Lotsenfunktion
Aufgrund der pandemischen Lage durch SARS-CoV-2 während der Projektlaufzeit wurden auch Folgen des Corona-bedingten Lockdowns und der damit einhergehenden Notbetreuung für Familien in den Einrichtungen berücksichtigt.
Bildungs- und Erziehungspartnerschaften
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass Kitas und Eltern eine intensive Bildungs- und Erziehungspartnerschaft leben mit dem gemeinsamen Ziel, Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Eine vertrauensvolle Basis sowie eine wertschätzende Haltung sind wichtige Dimensionen in der Zusammenarbeit mit den Eltern. Fest institutionalisierte Elterngespräche und regelmäßige informelle Austauschmöglichkeiten bieten Gelegenheit, Unterstützungsbedarfe von Familien zu erfahren und gemeinsam die kindliche Entwicklung (in der Gruppe) und deren Wohlergehen zu reflektieren.
Vermittlung in weiterführende Angebote
Sehen die Einrichtungen im Rahmen ihrer eigenen pädagogischen Arbeit im Kita-Alltag keine Möglichkeit, zusätzliche Unterstützung für Familien zu leisten, kommen sie ihrer Lotsenfunktion nach und vermitteln Familien in weiterführende Unterstützungsangebote ihrer Kooperationspartner (im sozialen Nahraum). Dabei werden Frühe Hilfen als wichtiges Unterstützungsangebot mit universalpräventiver (alle Familien) und selektivpräventiver (belastete Familien) Ausrichtung geschätzt.
Verständnis von Frühen Hilfen
Im Verständnis der befragten Einrichtungsleitungen sind Frühe Hilfen ein niederschwelliges Unterstützungsangebot, das Familien freiwillig in Anspruch nehmen können. Dieser freiwillige Charakter Früher Hilfen und ihr partizipativer Ansatz hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Eltern sind für die Kitas wichtige Dimensionen für den Zugang von Eltern zu Unterstützungsangeboten und die Bereitschaft, Unterstützung auch anzunehmen. Hier sehen die Einrichtungsleitungen allerdings noch Aufklärungsbedarf für die Eltern, damit diese die Aufgaben und Angebote Früher Hilfen richtig einschätzen können. Denn die eigentliche Absicht, Familien in partnerschaftlicher Art und Weise zu unterstützen und ihnen Unterstützungsangebote näher zu bringen, wird mitunter durch Ängste mancher Eltern vor dem Jugendamt als sanktionierende Behörde konterkariert. Mitunter bestehen auch Vorbehalte gegenüber niedrigschwelligen Beratungsangeboten wie der Erziehungsberatung.
Hürden der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit Frühen Hilfen scheint noch nicht überall ausreichend institutionalisiert zu sein. In diesem Zusammenhang sind allerdings eher strukturelle Aspekte (Zeit und Infrastruktur insbesondere in ländlichen Gegenden) denn Engagement oder Eigeninitiative der Einrichtungen zu nennen.
Auch wenn die Regelungen der Landesregierungen permanente Anpassungsprozesse der Einrichtungen während der Notbetreuung im Lockdown erforderten, betonen die Leitungskräfte insgesamt eher Belastungen, die sich ihrer Wahrnehmung nach für Familien ergaben als jene, die sie im Kontext ihrer eigenen Arbeit feststellten.
Weiterentwicklung der Zusammenarbeit
Sowohl die Frühen Hilfen als auch die Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren sind noch relativ junge Infrastrukturprogramme für Familien, die sich in einem stetigen Ausbau und Weiterentwicklungsprozess befinden. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, (bestehende) Formen der Zusammenarbeit zu festigen und weiterzuentwickeln, um Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder bestmöglich unterstützen zu können.
Zentrale Ergebnisse und Impulse zur Weiterentwicklung zur Zusammenarbeit von Kitas und Frühen Hilfen enthält die Publikation in der Reihe Frühe Hilfen Kompakt mit dem vollständigen Titel Kita-Ausbau und Frühe Hilfen. Zusammenarbeit von Kitas und Frühen Hilfen vor dem Hintergrund des U3-Ausbaus.