Dokumentation der Abschlusskonferenz zu den Qualitätsdialogen Frühe Hilfen (QDFH)
Die digitale Abschlusskonferenz am 7. Juni 2021 markierte das Ende des mehrjährigen Projektes "Qualitätsdialoge Frühe Hilfen (QDFH)". Die Teilnehmenden tauschten sich über Erfahrungen und Erkenntnisse sowie Ideen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Frühen Hilfen aus. Zugleich leitete die Konferenz den bundesweiten Transfer der Ergebnisse in Kommunen und Netzwerke ein.
Im Zentrum der Konferenz standen daher zwei Leitfragen:
- Wie gelingt der Transfer der Erfahrungen und Ergebnisse aus diesem Prozess zur Qualitätsentwicklung in alle beteiligten Kommunen und darüber hinaus bundesweit?
- Wie können die Akteure vor Ort auch zukünftig in der Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen unterstützt werden?
Rund 130 Teilnehmende aus unterschiedlichen Fachbereichen zogen eine erste vorläufige Bilanz: Vertreterinnen und Vertreter der 23 QDFH-Kommunen, die Mitglieder des beratenden Arbeitskreises, Expertinnen und Experten der Landeskoordinierungsstellen sowie Mitarbeitende des Felsenweg-Instituts der Karl Kübel Stiftung und der Auridis-Stiftung gGmbH.
Grußworte und Eröffnung
Mechthild Paul, Leiterin des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), hieß die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Abschlusskonferenz mit einem großen Dank willkommen. "Dieses herausfordernde Jahr hat uns allen viel abverlangt. Deshalb: Wir können gar nicht genug Danke sagen, dass Sie sich mit uns auf den Weg gemacht haben." Vielleicht habe man nicht alles erreicht, was man ursprünglich hätte erreichen wollen. "Aber unter diesen Bedingungen haben wir das Beste herausgeholt!"
Es sei ihre Hoffnung, "dass Sie alle von dem Projekt profitieren konnten. Sie haben die kommunale Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen vorangebracht, wovon jetzt auch andere Kommunen profitieren können."
Mechthild Pauls Frage "Wie können wir Sie weiter unterstützen?" signalisierte den Teilnehmenden gleich zu Beginn der Abschlusskonferenz, dass mit dem Ende der Qualitätsdialoge die Unterstützung in der Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen keineswegs zu Ende sei. Denn das habe schon von Beginn an festgestanden: Mit dem Ende des Projektes werde die Unterstützung des NZFH für die Fachkräfte vor Ort nicht enden. "Wir müssen die Frühen Hilfen weiter gestalten. Das können wir aber nur mit Ihnen, weil Sie die konkrete Arbeit der Frühen Hilfen vor Ort leisten."
Till Hoffmann, NZFH, lenkte den Blick der Teilnehmenden in die Zukunft: "Wie kann das, was Sie hier an Erkenntnissen gewonnen haben, in Ihr Netzwerk vor Ort einfließen?". Zu dem Austausch untereinander, den die Beteiligten des Vorhabens immer wieder auch über die Clustergrenzen hinweg gewünscht hätten, sei nun Gelegenheit.
In ihrem Grußwort dankte auch Julia Funk, Leiterin der Geschäftsstelle der Bundesstiftung Frühe Hilfen, allen Beteiligten dafür, "dass Sie sich eingelassen und begeistert haben für das Thema Qualitätsentwicklung der Frühe Hilfen und Sie die Entwicklung vor Ort in Ihren Netzwerken gestalten."
Sie freue sich sehr über den Elan in diesem Arbeitsfeld. Wie nötig der sei, habe die Krise deutlich gezeigt, in der Familien besonders gefordert und belastet worden seien. Daher sei es gut, dass mit dem neuen Aktionsprogramm des BMFSFJ "Aufholen nach Corona" noch einmal 50 Mio. Euro zusätzlich für weitere Angebote und Maßnahmen in diesen Bereich fließen. Die Mittel seien dafür gedacht, Familien zu entlasten und zu unterstützen, zugleich aber auch Innovationen in diesem Feld voranzubringen.
Sie wünschte den QDFH-Beteiligten "eine inspirierende Abschlusskonferenz auch im Hinblick auf die weitere Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen vor Ort".
Qualitätsdialoge Frühe Hilfen
Mit einer kurzen Reflexion der Teilnehmenden leitete Till Hoffmann den Rückblick auf die zurückliegende Projektzeit der Qualitätsdialoge Frühe Hilfen ein. Im Anschluss daran fasste seine Kollegin Karin Papenfuß den Projektverlauf zusammen. Stephanie Bremstahler stellte die Erarbeitung der Praxismaterialien als ein wesentliches Projektergebnis vor, bevor Erik Schäffer ausgewählte Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung präsentierte.
Blick in die Cluster
Dem kommunen- und clusterübergreifenden Rückblick auf die vergangenen Jahre folgte der Blick in die einzelnen Cluster, in denen kommunale Akteure und Verantwortliche den Qualitätsentwicklungsprozess gemeinsam umgesetzt haben.
Dazu blickte Christiane Voigtländer vom projektbegleitenden Felsenweg-Institut auf ausgewählte Themen und Prozesse in den sechs kommunalen Clustern des Projekts.
Der anschließende digitale Poster-Rundgang bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich über Zielsetzungen, Ideen und Maßnahmen der anderen Kommunen zu informieren und sich in interkommunalen Kleingruppen darüber auszutauschen.
Transfer der Projektergebnisse in die lokalen Netzwerke – Interkommunaler Austausch in Themenforen
Am Nachmittag widmete sich die Konferenz in Themenforen gezielt der Frage, wie sich die Ergebnisse und Impulse der QDFH in die lokalen Netzwerke übertragen lassen. Die Teilnehmenden tauschten sich mit Personen der gleichen Funktionsebene aus. Die beteiligten Fachkräfte nahmen dazu die drei Querschnittsthemen Wirkungsorientierung, politische Verankerung und Partizipation der Familien näher in den Blick, die sich im Projekt als zentrale Themen herausgestelt hatten.
Till Hoffmann gab den Teilnehmenden folgende Fragen mit auf den Weg für die Diskussion in den Themenforen:
- Was haben Sie in den QDFH erfahren?
- Welche Impulse möchten Sie transferieren?
- Welche Strategien des Transfers verfolgen Sie?
- Und was können Sie mitnehmen aus diesem Austausch?
Fazit und Ausblick
Zum Abschluss hatten zunächst die Teilnehmenden die Möglichkeit, eine Rückmeldung zur Konferenz zu geben, bevor sich die Clusterverantwortlichen aus dem NZFH und dem Felsenweg-Institut per Video von den kommunalen Akteuren verabschiedeten. Sie bedankten sich für das hohe Engagement und die gemeinsame Arbeit im Projekt und riefen besondere Momente in Erinnerung.
Die Abschlusskonferenz hat deutlich gemacht, dass "Qualitätsentwicklung" der Frühen Hilfen nicht eine einzelne Aufgabe ist, sondern einen (ganzen) komplexen Aufgabenbereich darstellt, für den es viel Zeit benötige.
Das NZFH wird die kommunalen Akteure weiterhin bei diesen Aufgaben unterstützen, beginnend damit, dass die Erkenntnisse aus den Qualitätsdialogen sowie das erarbeitete Praxismaterial bundesweit allen Kommunen und Netzwerken zur Verfügung gestellt werden.
Marc von Krosigk, Auridis Stiftung gGmbH, dankte den Teilnehmenden aus den Kommunen, dem NZFH und dem Felsenweg Institut für ihr bemerkenswertes Engagement und versprach: "Wir wollen uns weiter engagieren". Was für ein arbeitsintensiver Prozess dies gewesen sei, sei heute noch einmal sehr deutlich geworden. "Sie haben viel angestoßen in den Kommunen. Dass Sie weitermachen wollen, freut uns."
Ganz offenbar gäbe es für die Zukunft ein paar Fokusthemen in den Frühen Hilfen, die miteinander verzahnt seien:
- kommunalpolitische Verankerung der Frühen Hilfen;
- das Erreichen und die Partizipation von Familien;
- Datenerhebung, Wirkungsorientierung, Monitoring (u.a. für die Kommunalpolitik, "sie braucht gutes knackiges Reporting, um Dinge priorisieren zu können").
Die Stiftung werde nun gemeinsam mit dem NZFH und weiteren Expertinnen und Experten überlegen, so von Krosigk weiter, wie die Erkenntnisse aus dem Vorhaben konkret in weitere Unterstützung fließen könnten, um den Kommunen praxisnahe und individuelle Unterstützung zu bieten und den wichtigen überregionalen und kommunalübergreifenden Austausch zu erleichtern.
"Waren wir zu ambitioniert?" Mechthild Paul, Leiterin des NZFH, erinnerte sich zum Abschluss an die anfängliche Skepsis einiger Beteiligter, ob das Konzept des Vorhabens nicht etwas zu ehrgeizig sei. Am Ende sei für sie klar geworden: "Das Konzept ist aufgegangen." Sie nannte erste Ideen, wie es nach den QDFH weitergehen könne:
- Ein Refresher nach zwei Jahren, mit Außensicht. Was hat sich getan? Welche Effekte könnten längerfristig erhalten bleiben?
- "Alle Schätze, die in diesem Zeitraum entstanden sind, werden wir heben – die Poster, die Materialien, die Sie erarbeitet haben, werden wir Ihnen zur Verfügung stellen."
- Vertiefende Arbeit an Themen wie "Wirkungsorientierung", "Partizipation" und "politisch strukturelle Verankerung der Frühen Hilfen". Dazu gehört auch, die Politik als eigene Zielgruppe zu definieren und sie direkt zu adressieren.
- Unterstützung für die Öffentlichkeitsarbeit der Kommunen
- Regelmäßige interkommunale Austauschformate
Zum Abschluss gab sie allen Beteiligten ein großes Lob und einen großen Dank mit auf den Weg: "Es macht Spaß, mit Ihnen zu arbeiten, Ihren Elan, Ihre Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft zu erleben."
Gemeinsam habe man in den vergangenen Jahren sehr viel geschafft. Dass es für die kommenden eineinhalb Jahre zusätzlich 50 Mio. Euro aus dem Corona-Aufholprogramm vom Bundesfamilienministerium geben wird, wie im Grußwort des Ministeriums zu Beginn der Konferenz angekündigt, liege laut Paul daran, "dass die Frühen Hilfen zu einem wichtigen Unterstützungselement für Familien in Belastungslagen geworden sind. Das hat auch mit dem Geist in den Frühen Hilfen zu tun, dass sie sich nicht an Einzelinteressen orientieren, sondern alle gemeinsam etwas für die Familien erreichen wollen." An die Auridis Stiftung gGmbH und das BMFSFJ richtete sie zum Abschluss den Dank: "Fördern ist das Eine. Aber dass wir alle gemeinsam fachlich etwas voranbringen wollen – das ist das Besondere!"