Themenforum IV: Wirkung und Wirksamkeit in den Frühen Hilfen
Benjamin von der Ahe (Phineo gemeinnützige AG)
"Wirkungsorientierung von vornherein mitdenken"
Wissen, was wirkt – das gilt auch für die Angebote der Frühen Hilfen. Benjamin von der Ahe räumte für die Teilnehmenden in seinem Vortrag dabei gleich das erste Hindernis aus dem Weg: Man müsse sich bei der Frage nach der Wirkung nicht auf perfekt formulierte Fragen kaprizieren. Wichtig sei vielmehr, sich überhaupt auf den Diskurs zur Wirkungsorientierung einzulassen und andere – nicht nur, aber auch die politische Entscheidungsebene – davon zu überzeugen, dass es lohne, darüber nachzudenken.
"Es geht darum, eine gemeinsame Sprache zu finden und den Dialog zu führen." Grundsätzlich sei eine objektive Messbarkeit der Wirkungenallerdings "sehr, sehr schwer, eine wissenschaftliche Unterfütterung aber absolut wichtig."
Wie lässt sich Wirkungsorientierung in die Politik einbauen?
Dazu verwies Benjamin von der Ahe auf die Bedeutung für die Planungen zum kommunalen Haushalt. "Der Haushaltsplanungsprozess ist das zentrale Steuerungsinstrument der Kommunen. Deshalb muss die Wirkungsorientierung dort andocken!" Zugleich warnte er davor, dem Ansinnen der Politik nachkommen zu wollen, eine "haushaltsscharfe Nennung der Wirkung" zu liefern, denn das sei unmöglich. Um die Erfolgsbewertung komme die Politik letztlich nicht herum, das sei ihre Aufgabe.
Als "sehr hilfreiches, praxisnahes Instrument zur Wirkungsorientierung" stellt Benjamin von der Ahe die sogenannte Wirkungstreppe vor. Sie sei reduziert genug für Praxis und diene als gutes Reflexionsinstrument.
Die ersten Schritte in Richtung Wirkungsorientierung:
- Das Thema nie allein angehen, sondern mit dem Team; dazu zuallererst eine qualitative Problemanalyse: Was ist die Problemlage? Was sind die Ursachen, Gründe?
- Daraus leiten sich die Ziele ab. Benjamin von der Ahes Tipp: Formulieren Sie Ihre Ziele im Präsenz! Also nicht: "Kinder sollen dann und dann selbstbewusst sein", sondern: "Kinder sind selbstbewusst!" Mit anderen Worten: Den Zustand beschreiben, der hinterher erreicht sein soll.
- Nutzen Sie dazu die Wirkungstreppe.
- Erstellen Sie einen "Problembaum": Was sind Ursachen und die Folgen?
- Tipp: Schauen Sie sich entsprechende Berichte zur Wirkorientierung von anderen Organisationen an. Wie machen die das?
Wie kann Wirkungsorientierung in die Haushaltsplanungen der Kommunen Eingang finden?
- Wirkungsziele sollten im HH-Planungsprozess den Diskurs versachlichen/unterfüttern und zu einzelnen Produkten und Produktbereichen formuliert werden, aber nicht mit dem Anspruch, die Wirksam exakt messen zu wollen.
Das generelle Problem im Umgang mit kommunalen Daten sah Benjamin von der Ahe darin, dass "alle Wirkung messen wollen, aber nicht wissen, wie sie systematisch mit Daten umgehen und sie auswerten können." Zur Begriffsklärung wies er auf den Unterschied zwischen dem Output (hier also: den Leistungen) und dem Outcome (also dem Ergebnis, den Folgen der Leistung) hin. Üblich sei noch immer der Fokus auf den Output, statt sich – via Diskurs und Transparenz – über das Outcome zu verständigen. Zugleich betonte er: "Je genauer die Ziele formuliert sind, desto besser sind die Indikatoren. Und: Worauf es ankommt, ist Partizipation zu etablieren."
Welchen Beitrag kann Wirkungsorientierung leisten, um Barrieren zu überbrücken?
Bereits der Diskurs darüber, welche gemeinsamen Ziele, welche Vision man in Bezug auf FH habe, sei hilfreich, so Benjamin von der Ahe. Das Modell der Wirkungsorientierung helfe, den Diskurs zu strukturieren und mit einer gemeinsamen Sprache zu sprechen. Wie die verschiedenen Daten und Perspektiven letztlich in ein Gesamtbild gebracht werden können, sei eine "kollektive Gemeinschaftsleistung. Wichtig ist es, zu klaren Zielen zu kommen, die Komplexität zu reduzieren, die Wirkungstreppe zu machen und über all das in den Netzwerken zu kommunizieren."