Qualitätsrahmen 2.0: Hintergrund
Warum und wie wurde der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen überarbeitet? Welche Ziele werden mit der neuen Version verfolgt?
Informationen zur Entwicklung des Qualitätsrahmens Frühen Hilfen 2.0
Die erste Fassung des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen wurde vom NZFH gemeinsam mit seinem Beirat erarbeitet und ist im Jahr 2016 als Band 5 der Publikationsreihe KOMPAKT – Beiträge des NZFH-Beirats erschienen. Ergänzend wurde eine Arbeitsversion als Instrument für den praktischen Gebrauch erstellt. Dieser erste Qualitätsrahmen benennt neun Qualitätsdimensionen, die relevante Handlungsfelder für Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen umfassen. Er sollte eine Orientierungshilfe für die Weiterentwicklung der sozialen und gesundheitlichen Angebots- und Versorgungsstrukturen und der kommunalen Gesamtkonzeption Früher Hilfen bieten.
Erkenntnisse zur Nutzung des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen liegen insbesondere aus den Qualitätsdialogen Frühe Hilfen (QDFH) vor. Basierend auf der ersten Fassung erprobten die Beteiligten die konkrete Arbeit mit dem Qualitätsrahmen. Zentrale Frage war dabei: Wie kann Qualitätsentwicklung anhand des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen vor Ort gelingen?
Ein zentrales Ergebnis der Evaluation der Qualitätsdialoge ist, dass der Qualitätsrahmen eine gute Orientierungshilfe insbesondere für Koordinierende bietet. Laut Aussagen der Befragten beinhaltet er vielseitige Impulse für die Qualitätsentwicklung mit dialogorientierten Methoden. In seiner Gesamtheit wurde er jedoch als komplex und hochschwellig für die praktische Arbeit in den Netzwerken wahrgenommen. Ein Anliegen seitens der QDFH-Teilnehmenden war daher, dass der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen als Arbeitsinstrument für Qualitätsentwicklung besser als bisher nutzbar sein müsse.
Aus einer Zusatzerhebung zur Kommunalbefragung des NZFH von 2018 ist bekannt, dass 77 Prozent der Kommunen den Qualitätsrahmen kannten und etwa 38 Prozent ihn in der eigenen Arbeit nutzen.
Weiterentwicklung zum Qualitätsrahmen 2.0
Auf Basis von Rückmeldungen und Erkenntnissen aus dem QDFH-Projekt hat das NZFH den Qualitätsrahmen Frühe Hilfen überarbeitet. Ziel des optimierten Qualitätsrahmen ist es, den Zugang und den Einstieg in die Qualitätsentwicklung zu erleichtern sowie einen niedrigschwelligen und flexiblen Einsatz in der Praxis zu ermöglichen.
Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 richtet sich an alle Akteure, die sich an der Qualitätsentwicklung beteiligen. Die Netzwerkkoordinierenden nehmen dabei – durch ihre Steuerungsfunktion für die Qualitätsentwicklung in den Kommunen – eine zentrale Rolle ein.
Die überarbeitete Version bietet eine Anleitung, wie Qualitätsentwicklungsprozesse in den Kommunen begonnen und durchgeführt werden können. Schritt für Schritt wird eine mögliche Herangehensweise an die Inhalte des bestehenden Qualitätsrahmens skizziert.
Der Qualitätsrahmen 2.0 enthält zudem direkte Verlinkungen zu den ebenfalls online verfügbaren Praxismaterialien. Mit Hilfe der Praxismaterialien, bestehend aus Anleitungen und Arbeitshilfen, kann der Stand und die Qualität der Frühen Hilfen vor Ort konkret analysiert, diskutiert und systematisch anhand der Qualitätsdimensionen und Themen weiterentwickelt werden.
Zentrale Aspekte der Überarbeitung
Die erste Version des Qualitätsrahmens, die als Printversion veröffentlicht wurde, umfasste neun Qualitätsdimensionen. Jede Qualitätsdimension formuliert Entwicklungsziele, die jeweils in Konkretisierungen ausdifferenziert sind. Diese Struktur wurde in der neuen Version zur Vereinfachung aufgelöst.
- Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 orientiert sich an den neun zentralen Dimensionen aus dem ersten Qualitätsrahmen, verzichtet auf weitere Unterteilungen. Stattdessen sind den Dimensionen passende Themen zugeordnet.
Im Projekt Qualitätsdialoge Frühe Hilfen wurde zudem deutlich, dass die Themen "Beteiligung und Partizipation von Familien" sowie "Wirkungsorientierung" Querschnittsthemen mit hohem Unterstützungsbedarf für viele Beteiligte sind.
- Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 bündelt deshalb Aspekte zu diesen Themen aus der ersten Fassung des Qualitätsrahmens und den Praxiserfahrungen in eigenen, neuen Dimensionen: Partizipation und Wirkungsorientierung.
In der ursprünglichen Version des Qualitätsrahmens richten sich die Einzelziele an verschiedene Ebenen – die strategisch-politische Ebene und die operativ-umsetzende Ebene. Sie orientieren sich damit an den unterschiedlichen Verantwortungsebenen, wie sie sich vor Ort in den Kommunen darstellen. In der Praxis sind diese beiden Ebenen vielfältig aufeinander bezogen.
- Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 verzichtet auf die Unterteilung. Die Einbindung relevanter Akteure beider Ebenen für eine erfolgreiche Qualitätsentwicklung wird vorausgesetzt. Somit können alle Beteiligten gemeinsame Verständigungsprozesse beginnen und Verfahrenswege und Verantwortlichkeiten zur lokalen Qualitätsentwicklung diskutieren und festgelegen.
- Die Netzwerkkoordinierenden nehmen durch ihre Steuerungsfunktion für die Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen eine zentrale Rolle ein.
Bei der Bearbeitung von strukturellen Themen und Fragestellungen sind Fachkräfte weiterhin besonders auf die Beteiligung der strategisch-politischen Ebene und Entscheidungstragenden angewiesen.
Diese strategisch-politische Ebene umfasst die Akteure mit Verantwortung für Politik und Management in der Kinder- und Jugendhilfe, im Gesundheitswesen sowie in weiteren für Kinder und Familien relevanten Unterstützungssystemen. Hierzu zählen im Kern die (kommunal-)politische Entscheidungsebene (Stadtrat bzw. Kreistag und politische Gremien), aber auch die Leitungsebene der verschiedenen Ämter, der Träger der freien Wohlfahrtspflege, der Gesundheitsversorgung, der Einrichtungen und Dienste, der Berufsverbände, Kammern sowie Standesorganisationen.
- Aus diesem Grund finden sich in den Themen des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen 2.0 Reflexionsfragen zur Diskussion mit der strategisch-politischen Ebene wieder.
Publikationen
Weitere Informationen auf fruehehilfen.de
Praxismaterial zur Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen
Arbeitshilfen und Anleitungen für Netzwerke und Kommunen