Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona": Mehr Unterstützung durch Frühe Hilfen
Mit dem Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" hat die Bundesregierung im Juni 2021 die Grundlage dafür geschaffen, Kinder, Jugendliche und ihre Familien nach der Pandemie auf dem Weg in ein unbeschwertes Leben zu begleiten.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat dafür eine Vielzahl unterschiedlicher Kooperationspartner zusammengebracht. Mit rund 1 Milliarde Euro wurden bestehende Angebote unterstützt und erweitert sowie neue Angebote geschaffen – zum Beispiel in der frühkindlichen Bildung, im Sport-, Freizeit und Ferienbereich sowie zur Unterstützung im Alltag. Eine der zentralen Maßnahmen des Aktionsprogramms war der Ausbau der Frühen Hilfen.
Frühe Hilfen intensivieren
Die Bundesstiftung Frühe Hilfen hat als Teil des Aufholpakets der Bundesregierung bis Ende 2022 zusätzliche 50 Millionen Euro erhalten, um junge Familien in belastenden Lebenslagen durch bedarfsgerechte und vielseitige Angebote, Beratung und Begleitung zu unterstützen.
Die Aufteilung, Verwendung und Beantragung der zusätzlichen Mittel über den Fonds Frühe Hilfen wurden in einer Zusatzvereinbarung geregelt. Ein Teil der Finanzmittel wurde von Netzwerken, Kommunen und Ländern genutzt, um die Frühen Hilfen auf verschiedenen Ebenen auszubauen und weiterzuentwickeln.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NFZH) hat im Rahmen des Aktionsprogramms unter anderem das Material-Angebot für Fachkräfte und das Informationsangebot sowie die Ansprache von Eltern erweitert und ein umfassendes Forschungsprojekt auf den Weg gebracht:
Modellprojekt "Frühe Hilfen sind da!"
Gemeinsam mit Fachkräften aus den Frühen Hilfen hat das NZFH ein Modellprojekt entwickelt, bei dem zwei Kleinbusse in fünf Bundesländern verschiedene Stationen angefahren sind, um Frühe Hilfen in ländlichen Regionen bekannter zu machen. Die Modellphase lief von August 2022 bis September 2023 und wurde in Zusammenarbeit mit den acht teilnehmenden Bundesländern und 45 Kommunen umgesetzt. Das NZFH hat die Modellphase evaluiert. Zentrale Aspekte waren dabei Nutzung und Wirkung der mobilen aufsuchenden Frühen Hilfen mit Blick auf Eltern, Fachkräfte und Netzwerk-Akteure sowie eine Gesamtbewertung des modellhaften Einsatzes.
Ideen für Familien: Fachkräftebox und Spiralblock
Das NFZH hat eine Materialbox für Fachkräfte zusammengestellt, um Familien dabei zu unterstützen, gut durch kleinere und größere Krisen zu kommen. Die Box enthält 25 ausgewählte und praxiserprobte Methoden. Jede Methode steht auf einer stabilen Karte für die Fachkraft geschrieben und zusätzlich auf jeweils fünf Papier-Karten zum Verbleib in den Familien.
Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende und weitere Fachkräfte in den Frühen Hilfen können die Ideen in ihrer Arbeit mit den besuchten Müttern und Vätern besprechen.
Zur Weitergabe an Eltern war ein Spiralblock gedacht, der inzwischen vergriffen ist und nicht mehr bestellt werden kann. Er enthält die 25 Methoden aus der Materialbox sowie weitere 8 Ideen. Alle Ideen sind aber im umfangreichen Online-Angebot elternsein.info zu finden: Ideen für Familien
Die Inhalte hat das NZFH zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) entwickelt.
Eltern erreichen und informieren
Mit dem Slogan "Jetzt Unterstützung finden" hat das NZFH Mütter und Väter in belasteten Lebenslagen angesprochen und motiviert, bei Problemen im Alltag Hilfe in Anspruch zu nehmen. In kostenlos erhältlichen Magazinen und auf Websites, die sich vor allem an Eltern kleiner Kinder wenden, führten QR-Code, Webadresse oder ein Direktlink auf die Website https://www.elternsein.info/unterstuetzung-finden/. Dort erhalten Eltern weiterhin Informationen über Frühe Hilfen in der Nähe sowie kostenlose und anonyme Beratungsangebote. Um Eltern mit dieser medialen Ansprache zu erreichen, hat das NZFH praxiserprobte Motive genutzt, die Situationen und typische Fragen von Müttern während der Schwangerschaft und von Müttern und Vätern mit kleinen Kindern aufgreifen: "Normal, dass ich so unsicher bin?", "Normal, dass ich so gestresst bin?" und "Normal, dass ich so genervt bin?"
Zu zwei wichtigen Themen während Schwangerschaft und rund um die Geburt hat das NZFH zudem kurze Filme für Eltern erstellt. Der Film "Stillen: Passt das zu mir?" informiert über das Stillen und den Stillbeginn. Eine Familienhebamme greift darin typische Fragen und Sorgen von schwangeren Frauen und Müttern auf.
Ein weiterer Film thematisiert schwere Gefühle, die häufig während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt auftreten. Eine Schwangerschaftsberaterin beschreibt Anzeichen einer peripartalen Depression und ermutigt Betroffene, frühzeitig professionelle Hilfe aufzusuchen.
Beide Filme informieren auch über Fachkräfte und Anlaufstellen in Netzwerken Frühe Hilfen.
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Netzwerk Gesund ins Leben hat das NZFH zum Thema Stillen zudem zwei Abreißblöcke für den Einsatz in den Frühen Hilfen angepasst. Der Block "Ist Stillen was für mich? Tipps für Schwangere" informiert über das Stillen und den Stillbeginn. Der Block "Wie klappt es mit dem Stillen? Tipps für die Stillzeit" gibt alltagsnahe Hilfestellungen, um Unsicherheiten zu beseitigen und die Stillkompetenz zu stärken. Fachkräfte in den Frühen Hilfen können die Blöcke kostenfrei erhalten und Müttern in der Beratung jeweils ein Infoblatt aushändigen.
Lernplattform Frühe Hilfen
Mit dem Ausbau der digitalen Lernplattform hat das NZFH das Angebot für Fachkräfte erweitert, sich selbstständig sowie zeit- und ortsunabhängig Fachwissen anzueignen oder zu wiederholen und Kompetenzen zu erwerben. Die Inhalte basieren auf den bewährten Qualifizierungsmodulen für Gesundheitsfachkräfte in den Frühen Hilfen. Auch Qualifizierungsanbietende können sie als ergänzendes methodisches Tool in der Fort- und Weiterbildung nutzen.
Digitale Sprechstunden für Fachkräfte
Um Familien, in denen ein Elternteil psychisch oder suchterkrankt ist, gezielt zu unterstützen, hat das NZFH digitale Sprechstunden für Fachkräfte gefördert, die Säuglinge und Kleinkinder betreuen und versorgen. Durchgeführt wurden die Sprechstunden im Verlauf des Jahres 2022 vom Universitätsklinikum Ulm in Kooperation mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Die Auswahl der Themen für die Sprechstunden hat sich am Bedarf der Fachkräfte orientiert. Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende und weitere Fachkräfte nutzten die Möglichkeit, eigene Fragen und Themen einzubringen. Die Teilnehmenden haben das Angebot durchweg positiv bewertet. Das NZFH hat daher das Format auch im Jahr 2023 fortgesetzt und digitale Sprechstunden zu Familien in besonderen Belastungslagen für Fachkräfte und freiwillig Engagierte fortgesetzt.
KiD 0-3: Repräsentativbefragung 2022
Die Studie KiD 0-3 des NZFH hat im Jahr 2022 untersucht, wie es Kindern und Familien nach den weitreichenden, corona-bedingten Einschränkungen geht. Die bundesweite repräsentative Befragung von rund 8000 Familien sowie deren Kinderärztinnen und Kinderärzte sollte besonders betroffene Familien identifizieren und Hilfebedarfe sichtbar machen, um die Frühen Hilfen weiterzuentwickeln und den Bedarfslagen anzupassen. Die Ergebnisse bekräftigen, dass Familien in Armutslagen den größten Unterstützungsbedarf haben und wie wichtig Angebote der Frühen Hilfen sind.
Weitere Informationen des NFZH rund um Angebote im Zusammenhang mit Corona
Bereits vor der Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel durch das Aufholpaket der Bundesregierung hat das NZFH verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den veränderten Bedarfen und Situationen der Familien und Fachkräfte in den Frühen Hilfen gerecht zu werden.
Weitere Informationen auf fruehehilfen.de
Weitere Informationen auf elternsein.info
Informationen anderer Websites
Stand: 13.12.2023