Investition in die Zukunft
Frühe Hilfen schaffen einen Mehrwert für Kommunen: Die Angebote für werdende Eltern und Familien mit Kindern unter drei Jahren tragen zu mehr Familienfreundlichkeit in einer Stadt oder einem Landkreis bei. Da sie sich insbesondere an Familien in belasteten Lebenslagen richten, schaffen sie Zugänge zu schwer erreichbaren Zielgruppen.
Damit die Angebote nachhaltig wirken können, brauchen die Akteure in den Netzwerken Frühe Hilfen eine gute kommunale strukturelle und politische Unterstützung. Dies setzt voraus, dass Frühe Hilfen und deren Potenzial in den Städten und Landkreisen oder in den Kommunen sichtbar und bekannt sind.
Kommunen, die sich auf den Weg machen, dieses Ziel zu erreichen, stehen die Praxismaterialien des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) zur Verfügung. Sie basieren auf dem Qualitätsrahmen Frühe Hilfen und wurden gemeinsam mit kommunalen Akteuren im Rahmen der Qualitätsdialoge Frühe Hilfen (QDFH) entwickelt.
Forschung belegt Handlungsbedarf
In drei Wellen hat das iSPO-Institut im Auftrag des NZFH die kommunalen Qualitätsdialoge Frühe Hilfen von 2019 bis 2021 wissenschaftlich begleitet. Eine erste Erhebungswelle vor Start der QDFH ergibt: Die Möglichkeiten zur qualitativen Weiterentwicklung Früher Hilfen und die Sicherung ihrer nachhaltigen Wirksamkeit hängen stark von ihrer Bekanntheit ab. Ziel Früher Hilfen sollte es nach Ansicht der befragten Netzwerk-Akteure und Steuerungsverantwortlichen in den Kommunen sein, dass sie sich auf politischer Ebene stärker positionieren.
Eine ergänzende Befragung von Dezernentinnen und Dezernenten im Frühjahr 2021 liefert Ansatzpunkte, wie Frühe Hilfen nachhaltig in den Kommunen verankert werden können: Verbindliche und funktionierende Austausch- und Abstimmungsstrukturen spielen eine große Rolle. Die Akteure sollten nach Ansicht der befragten Dezernentinnen und Dezernenten die Frühen Hilfen in den Gremien kontinuierlich in den Blick rücken und im besten Fall über die Wirksamkeit und ihren konkreten positiven Effekt auf die Familien berichten: zum Beispiel über Zahlen und Fakten oder über "erzählende Wirkungsgeschichte".
Ziel muss es sein, ein allgemein geteiltes Bewusstsein für den Wert Früher Hilfen zu schaffen. Durch Wirksamkeitsforschung und Maßnahmen zu Qualitätssicherung schafft das NZFH nach Ansicht der befragten Dezernentinnen und Dezernenten dabei Sicherheit im Handeln.
Stärkere Bedeutung in der Qualitätsentwicklung nötig
Bei Kommunen, die Qualitätsentwicklung betreiben, spielt das Thema der politisch-strukturellen Verankerung nur eine nachgeordnete Rolle, wie die Zusatzerhebung zur Kommunalbefragung 2018 zeigt. Während die (Weiter-)Entwicklung von Angeboten Früher Hilfen bei 85 Prozent der befragten Kommunen ganz oben auf der Themenliste der Qualitätsentwicklung stand, landete die "politisch-strukturelle Verankerung" mit 36,8 Prozent im unteren Bereich.
Professor Jörg Fischer, unser Interviewpartner, gibt viele Anregungen, wie politisch-strukturelle Verankerung gewinnbringend umgesetzt werden kann. Dazu zählt, den Blickwinkel der Politikerinnen und Politiker einzunehmen, verbindende Erzählungen zu entwickeln, die Werte und Emotionen zu Frühen Hilfen transportieren, Transferchancen in andere Handlungsfelder zu nutzen und vor allem: Frühe Hilfen als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit zu präsentieren.