Ideale Orte Früher Hilfen
Geburtskliniken als Netzwerkpartner
98 Prozent der Kinder in Deutschland kommen in Geburtskliniken zur Welt. Damit bieten die Kliniken gute Voraussetzungen, Frühe Hilfen auch den Familien bekannt zu machen, die nicht so einfach den Weg zu Unterstützungsangeboten finden.
In zwei Dritteln (67 Prozent) der Geburtskliniken werden vom Klinikpersonal heute mehr belastete Familien wahrgenommen als je zuvor. Das ist ein Ergebnis der Repräsentativbefragung des NZFH, die im Rahmen des "ZuFa-Monitorings – Gesundheit und Frühe Hilfe" durchgeführt wurde.
Die häufigsten Belastungen der Familien, die Fachkräfte in der Geburtsklinik feststellen, sind Verständigungsprobleme aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse(16,7 Prozent der Mütter), Armut (11,8 Prozent) und ein Flüchtlings- oder Asylstatus (10,5 Prozent). Mit 7,5 Prozent werden sehr häufig auch Anzeichen für eine psychische Erkrankung von Mutter oder Vater wahrgenommen. Solche Belastungen sind besonders dann von großer Bedeutung, wenn sie kumuliert auftreten.
Die Versorgung von Familien mit psychosozialen Belastungen ist für das geburtshilfliche Personal aufgrund von Zeitmangel und erschwerter Bedingungen wie Sprachbarrieren eine Herausforderung.
Die fallbezogene Kooperation mit den Netzwerken Frühen Hilfen kann für Kliniken eine Chance sein, Unterstützung zu erhalten und Mutter und Kind besser zu versorgen. Sie nimmt seit 2015 zu.
Das ZuFa-Monitoring zeigt, dass sich durch die Einrichtung von Lotsendiensten aus Sicht des befragten Klinikpersonals die Zusammenarbeit mit externen Einrichtungen verstärkt und sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und der Patientinnen verbessert. Eine Studie des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) verdeutlicht, dass es in zwölf Bundesländern Lotsendienste an Geburtskliniken gibt. Obwohl sich die Dienste konzeptionell zum Teil unterscheiden, ist die Vernetzung mit den Frühen Hilfen ein wichtiges Element aller Programme. Die Rahmenbedingungen verbessern sich stetig: Lotsensysteme werden aus verschiedenen Mitteln, u. a. der Bundesstiftung Frühe Hilfen, gefördert. Dadurch haben sie das Potenzial, sich in der Fläche zu etablieren – eine große Chance für eine breite und systematische Vernetzung von Geburtskliniken und Frühen Hilfen zugunsten von Familien.