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Frühe Hilfen aktuell 02/2024

Schwerpunktthema: Ernährung und Stillen

Wie können Fachkräfte über das Thema Ernährung von Säuglingen mit Eltern in den Austausch zur Bindungsförderung kommen? Wie können insbesondere sozial benachteiligte Familien von fachlicher Unterstützung zur profitieren?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die neue Ausgabe Frühe Hilfen aktuell und stellt die beiden neuen Online-Kurse auf der Lernplattform Frühe Hilfen des NZFH vor.

Die Netzwerkkoordinatorin Martina Kruse berichtet von ihren Erfahrungen mit Workshops für Eltern.

Erkenntnisse aus der NZFH-Forschung zeigen, welche Faktoren Einfluss auf des Stillverhalten haben.

Maria Flothkötter und Professorin Dr. Ute Ziegenhain beantworten Fragen zur Bedeutung des Stillens für Familien und zu den Möglichkeiten, sozial benachteiligte Familien bei Ernährungsfragen zu unterstützen.

Ernährung – eine bindungsfördernde Ressource

Die frühe Kindheit prägt Essgewohnheiten für das ganze Leben. Hier werden Weichen für ein gesundes Essverhalten gestellt. Für Familien kann das Thema Ernährung aber auch herausfordernd sein, insbesondere in belasteten Lebenslagen.

Beim Stillen fängt es an: Stillen ist die natürliche Ernährung für Babys. Aber viele Mütter fühlen sich zum Stillen nicht ausreichend informiert und wünschen sich mehr Unterstützung, auch nach der Entlassung aus der Geburtsklinik. Sie möchten gern aktiv auf die Themen Stillen und Ernährung angesprochen werden und wünschen sich konkrete und nachvollziehbare Handlungsempfehlungen. Das sind Befunde einer Studie des Netzwerks Gesund ins Leben (Reiss u. a. (2022)). Eine qualitative Befragung von Hebammen zeigte außerdem, dass Familien in den Frühen Hilfen gemeinsame Mahlzeiten und deren Organisation oft als Stress wahrnehmen (Marx u. a. (2018)). Fachkräfte können mit den Familien auf der Grundlage ihrer Ressourcen nach individuellen Lösungen zur Entlastung suchen.

In den Kommunen gibt es mittlerweile viele offene Angebote in den Frühen Hilfen, um Mütter bei Ernährungsfragen zu unterstützen, wie etwa das Still- und Bindungscafé im Zentrum Gallus in Frankfurt am Main: "Wir bieten Frauen regelmäßig die Möglichkeit, sich miteinander und mit uns Hebammen zu Stillen und Ernährung auszutauschen. Stillen ist ein großes Thema. Die Bereitschaft dazu ist wieder größer geworden, und zugleich schämen sich Frauen weniger, wenn sie nicht stillen können. Wir vermitteln ihnen, dass sie sich trotzdem gut fühlen können", berichtet Familienhebamme Beáta Székely. Denn eine sichere Bindung lässt sich auch durch Flaschenfütterung und andere Interaktionen fördern (siehe Gespräche mit Maria Flothkötter und Professorin Dr. Ute Ziegenhain).

Die weitaus meisten Kinder werden gestillt

Die aktuelle Studie KiD 0-3 des NZFH zeigt für das Jahr 2022 eine Stillquote von 87 Prozent. Das ist eine Erhöhung um 7 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2015. Die Studie gibt auch Aufschluss über den Gesundheitszustand und die Entwicklung von gestillten und ungestillten Kindern im Vergleich: Kinder, die gestillt wurden, sind laut pädiatrischen Angaben häufiger "sehr gesund" (79 Prozent gegenüber 71 Prozent der ungestillten Kinder) und sie sind häufiger altersgerecht entwickelt (87 Prozent versus 79 Prozent). Die Studie zeigt darüber hinaus deutliche Unterschiede des Stillverhaltens in Familien mit und ohne Armut (siehe Faktenblatt 6 zur NZFH-Studie KiD 0-3 2022: Fakten zum Stillen).

Qualitätsgesicherte Kurse

Mit ihrem Fachwissen können Fachkräfte in den Frühen Hilfen Eltern dabei unterstützen, eine informierte Entscheidung für Stillen oder Säuglingsnahrung zu treffen. Sie können dazu beitragen, dass auch ohne das Stillen Nähe, Bindung und Geborgenheit gefördert werden. Die Lernplattform Frühe Hilfen des NZFH bietet mit dem neuen Online-Kurs "Stillen ressourcenorientiert begleiten" gut aufbereitete Unterstützung für eine feinfühlige Begleitung der Eltern. Hier finden Fachkräfte in den Frühen Hilfen zum Beispiel Anregungen zur motivierenden Gesprächsführung. Der Fokus liegt auf der Bindung von Mutter und Kind sowie weiteren vertrauten Bezugspersonen. Dass Ernährung eine bindungsfördernde Ressource sein kann, ist auch Thema im neuen Online-Kurs "Essalltag in Familien gestalten" auf der Lernplattform. Einfach erklärt und in kleinen Einheiten vermittelt er Fachwissen und Methoden, um Eltern bei Einkauf und Zubereitung von kindgerechten Mahlzeiten bis zur Gestaltung gemeinsamer Mahlzeiten im Alltag zu unterstützen.

Ausgabe 02 • 2024 enthält ein Gespräch mit Maria Flothkötter. Sie ist Ernährungswissenschaftlerin und leitet das Netzwerk Gesund ins Leben, das zum Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) gehört. Gemeinsam mit dem Netzwerk Gesund ins Leben hat das NZFH die beiden Online-Kurse auf der Lernplattform entwickelt.

Der vollständige Beitrag kann hier in voller Länge nachgelesen werden.

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Ausgabe 02 • 2024 enthält ein Gespräch mit Professorin Dr. Ute Ziegenhain. Die Pädagogin und Entwicklungspsychologin leitet am Universitätsklinikum Ulm die Sektion "Pädagogik, Jugendhilfe, Bindungsforschung und Entwicklungspsychopathologie". Sie ist Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH.

Der vollständige Beitrag kann hier in voller Länge nachgelesen werden.

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Quellen

Reiss, Katharina / Eiser, Stefanie / Lücke, Stephanie / Flothkötter, Maria (2022): Stillförderung bei Müttern in belasteten Lebenslagen – Ergebnisse einer qualitativen Zielgruppenanalyse. 
In: Prävention und Gesundheitsförderung, Volume 18, Seiten 423–430. https://doi.org/10.1007/s11553-022-00977-7

Marx, Kerstin / Meier-Gräwe, Uta / Lorkowski, Stefan / Dawczynski, Christine / Brombach, Christine (2018): Die familiäre Essumgebung im ersten Lebensjahr 
In: Prävention und Gesundheitsförderung, Volume 13, Seiten 69–75. https://doi.org/10.1007/s11553-017-0592-3