Frühe Hilfen sind Thema im Familienausschuss
Im Familienausschuss am 11. November 2024 befürworten NZFH und Mitglieder des Beirats der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH einstimmig die Erhöhung und Dynamisierung der Mittel für Frühe Hilfen. Frühe Hilfen sind auch Thema in weiteren Anhörungen.
Sachverständige befürworten Mittelerhöhung für Frühe Hilfen
In seiner 80. Sitzung hat sich der Familienausschuss mit dem vom Bundesrat eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) beschäftigt. In der öffentlichen Anhörung ging es um die im Gesetzesentwurf geforderte Erhöhung und bedarfsgerechte Anpassung der Mittel für die Bundesstiftung Frühe Hilfen.
Einleitend warb Helmut Holter, Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Mitglied im Familienausschuss und Vertreter des Bundesrates, dafür, den Gesetzentwurf zu unterstützen.
Die geladenen Sachverständigen erläuterten in ihren kurzen Statements, warum sie eine Erhöhung der Mittel für den Fonds Frühe Hilfen und die entsprechende Gesetzesänderung befürworten:
- Jörg Backes, Leiter des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), und Mechthild Paul, Abteilungsleiterin in der BZgA, hoben Erfolg und Wirksamkeit der Frühen Hilfen hervor. Das Zusammenspiel von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft sowie die Zusammenarbeit der verschiedenen Leistungssysteme seien vorbildlich. Forschungsergebnisse des NZFH zeigten zudem, dass die Frühen Hilfen das Präventionsdilemma überwinden könnten.
Dt. Bundestag: Angeforderte Stellungnahme - Jörg Backes und Mechthild Paul
Dt. Bundestag: Anlage zur Stellungnahme - Jörg Backes und Mechthild Paul
- Professor Dr. Jörg Fischer, Leiter des Instituts für kommunale Planung und Entwicklung e. V., An-Institut der FH Erfurt und Vorstandsmitglied im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH, blickte auf die Vorteile der Frühen Hilfen für Kommunen. Mit ihrem Netzwerkcharakter und der gelingenden Kooperation von Kommunen, Ländern und Bund, seien sie ein "Innovationsmotor kommunaler Daseinsvorsorge".
Dt. Bundestag: Angeforderte Stellungnahme - Prof. Dr. Jörg Fischer
- Dass Frühe Hilfen auch ökonomisch sinnvoll und langfristig rentabel seien, war Kern der Stellungnahme von Dr. Till Nikolka. Er ist wissenschaftlicher Referent in der Abteilung für Familien und Familienpolitik im Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI), Kooperationspartner der BZgA im NZFH.
Dt. Bundestag: Angeforderte Stellungnahme - Dr. Till Nikolka
- Dr. Sönke Siefert, Geschäftsführer der Stiftung Familienorientierte Nachsorge Hamburg SeeYou und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Gesundheit & Frühe Hilfen, lenkte den Fokus auf die Lotsendienste. Er hob hervor, dass Investitionen in Frühe Hilfen Folgekosten einsparen könnten. Dabei verwies er auf die Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) sowie die Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK). Sie empfehlen die gesetzliche Verankerung von Lotsendiensten in Geburts- und Kinderkliniken.
Dt. Bundestag: Angeforderte Stellungnahme - Dr. Sönke Siefert
- Professorin Dr. Ute Thyen, Vorsitzende des Beirats der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH und langjährige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, richtete den Blick auf gesamtgesellschaftliche Gewinne. Diese würden durch die Förderung und Unterstützung in der frühen Kindheit und die nachhaltige Verankerung der Frühen Hilfen möglich.
Dt. Bundestag: Angeforderte Stellungnahme - Prof. Dr. Ute Thyen
- Auch die drei weiteren geladenen Expertinnen sprachen sich in ihren Stellungnahmen deutlich für die Erhöhung und Dynamisierung der Mittel für Frühe Hilfen aus: Katja Albrecht, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH), Professorin Dr. Andrea Friedrich, Sozialdezernentin des Landkreises Peine, und Dr. Christine Klapp, stellvertretende Vorsitzende des Vereins "Qualitätsverbund Babylotse".
- Ebenso warb Jörg Freese, Beigeordneter beim Deutschen Landkreistag und Vertreter der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH, für eine Zustimmung zum Gesetzentwurf.
Die Abgeordneten nutzten die anschließende Fragerunde für interessierte Nachfragen. Die Leitung der Sitzung hatte Ulrike Bahr, MdB, übernommen.
Die Stellungnahmen aller Sachverständigen, der zugrundeliegende Gesetzentwurf des Bundesrates sowie die Aufzeichnung der kompletten Sitzung mit Frage-Antwort-Runde stehen auf der Website des Bundestages zur Verfügung:
Weitere Anhörungen
Mit den Frühen Hilfen hat sich am 21. Februar 2024 der Familienausschuss des Deutschen Bundestages unter der Leitung von Ulrike Bahr, MdB, in einem Fachgespräch beschäftigt. Als Expertinnen und Experte waren eingeladen:
- Mechthild Paul, Leiterin der Abteilung für Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und zuständig für das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH),
- PD Dr. Christina Boll, Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik am DJI, zuständig für die Kooperation mit der BZgA im NZFH,
- Dr. Sönke Siefert, Geschäftsführer der Stiftung See You und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Gesundheit & Frühe Hilfen.
Mechthild Paul und PD Dr. Christina Boll berichteten unter dem Titel "Frühe Hilfen – was sie sind, warum sie nötig sind und wie sie wirken":
Mechthild Paul stellte die Frühen Hilfen und ihre Ziele vor und ging dabei insbesondere auf die zentralen Aspekte der systemübergreifenden Zusammenarbeit sowie der Verankerung auf allen föderalen Ebenen ein. Aktuell sehen sich die Netzwerke mit steigenden Kosten zur Bereitstellung der Frühen Hilfen konfrontiert, bei steigenden Unterstützungsbedarfen seitens der Eltern.
PD Dr. Christina Boll untermauerte die positiven Wirkungen der Frühen Hilfen mit Erkenntnissen aus der Forschung. Verschiedene Studien zeigen eindrücklich, dass Familien in belasteten Lebenslagen Unterstützungsangebote so früh wie möglich erhalten sollten.
Dr. Sönke Siefert hob Lotsendienste an Geburtskliniken als einen erfolgreichen Zugang – insbesondere zu belasteten – Familien hervor. Er betonte, dass durch frühzeitige Unterstützung auch Folgekosten gespart werden können. In dem Zusammenhang verwies er auf zwei im Koalitionsvertrag festgeschriebene Vorhaben: die Dynamisierung der Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen und das Vorhaben, das Nationale Gesundheitsziel "Gesundheit rund um die Geburt" mit einem Aktionsplan umzusetzen.
Vortrag zum Fachgespräch des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BAG (pdf/642 KB)
Aufzeichnung der öffentlichen Sitzung
Die 59. Sitzung des Familienausschusses war öffentlich und wurde aufgezeichnet. Auf der Website des Deutschen Bundestages können die Kurzvorträge, die Fragen der Abgeordneten und die Antworten der beiden Expertinnen und des Experten angesehen werden [Minute 6:10 bis 58:45 Uhr].
59. Sitzung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
In einer öffentlichen Anhörung am 18. März 2024 hat sich der Familienausschuss mit dem Thema "Kinderzukunftsprogramm starten und mit zehn Maßnahmen zum Erfolg führen" befasst. Als erste der zehn Maßnahmen ist in dem zugrundeliegenden Antrag die Stärkung der Frühen Hilfen formuliert.
Als Sachverständiger nahm unter anderem PD Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und Vertreter der DGKJ im NZFH-Beirat, Stellung [ab Minute 38:15]. Mit Blick auf die Frühen Hilfen bekräftigte er den Erfolg von Lotsendiensten in Geburtskliniken und unterstützte die im Antrag formulierte Maßnahme der "Stärkung der Frühe Hilfen" durch eine Erhöhung und Dynamisierung der finanziellen Mittel für die Frühen Hilfen, der Förderung des NZFH sowie institutionelle anstelle projektbezogener Finanzierung.
Alle schriftlichen Stellungnahmen, zum Beispiel von Jörg Freese, Deutscher Landkreistag und Vertreter der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände im NZFH-Beirat, sowie die aufgezeichnete Anhörung stehen auf der Website des Deutschen Bundestages zur Verfügung:
62. Sitzung des Ausschusses und Anhörung zum Thema "Kinderzukunftsprogramm"
Am 15. Mai 2024 waren die Frühen Hilfen auch Thema in der 36. Sitzung der Kinderkommission des Deutschen Bundestags. Titel des Fachgesprächs: "Faktoren, die über Bildungs- und Entwicklungschancen entscheiden können: Gesundheit!"
Als Sachverständige waren geladen: PD Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. und Mitglied im Vorstand des Beirates der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH, Dr. Claudia Hellmers, Professorin für Hebammenwissenschaft und ebenfalls Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und NZFH, sowie Dr. Thomas Hacker, niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Georgsmarienhütte.
In einer öffentlichen Anhörung des Familienausschusses am 18. Dezember 2024 ging es um den Antrag an die Bundesregierung "Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern".
Die geladenen Sachverständigen befürworten in ihren Stellungnahmen die im Antrag geforderten Maßnahmen, um betroffene Kinder und Eltern besser zu unterstützen:
- Umsetzung von Empfehlung 18 aus dem Abschlussbericht der AG Kinder psychisch kranker Eltern: Das Erstellen eines Handlungsrahmens für ein kommunales Gesamtkonzept zur Entwicklung, Umsetzung, Evaluation und Verstetigung multiprofessioneller, qualitätsgesicherter und rechtskreisübergreifender Hilfesysteme.
- Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes mit Blick auf die Förderung der seelischen Gesundheit, auf Familienorientierung und die Belange von Kindern mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern sowie auf eine Stärkung der Verhältnisprävention bei Suchtmitteln insgesamt.
- Prüfung einer dauerhaften Erhöhung der Mittel des Fonds Frühe Hilfen, damit ein bedarfsorientiertes Angebot bundesseitig flächendeckend gewährleistet werden kann.
- Erweiterung der rechtlichen Rahmenbedingungen, um aufsuchende psychotherapeutische Versorgung bedarfsorientiert auch in Kitas und Schulen anzubieten.
Neben der Erhöhung der Mittel für Frühe Hilfen, setzten sich einige Expertinnen und Experten auch für eine Anhebung der Altersgrenze für Frühe Hilfen ein, um Familien längerfristig bedarfsorientiert begleiten zu können. Auch die Förderung und Verbreitung von Lotsendiensten wurden von Sachverständigen eingebracht, ebenso wie die Förderung einer verbesserten Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe und dem Gesundheitssystem.
Sachverständige waren unter anderem:
- Tina Lindemann, Geschäftsführerin beim Dachverband Gemeindepsychiatrie
- Stephan Osten, Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Heide Mertens, Bundesgeschäftsstelle Sozialdienst katholischer Frauen
- Katharina Lohse, Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht
- Gabriele Sauermann, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
- Sabine Surholt, Verein Schatten & Licht
- Juliane Tausch, Bundesarbeitsgemeinschaft "Kinder psychisch erkrankter Eltern"
- Jörg Freese, Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände und Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH
Alle schriftlichen Stellungnahmen, die Liste der Sachverständigen sowie die aufgezeichnete Anhörung stehen auf der Website des Deutschen Bundestages zur Verfügung:
84. Sitzung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Informationen des NZFH zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern und Frühen Hilfen: Kinder psychisch kranker Eltern
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Die Mitglieder des Gremiums beschäftigen sich mit unterschiedlichen gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Ihre Aktivitäten zielen unter anderem darauf ab, Familien sowie Kinder und Jugendliche zu stärken und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erzielen.
Die Kinderkommission ist ein Unterausschuss des Familienausschusses.
Weitere Informationen auf fruehehilfen.de
Informationen anderer Websites
Bundesarbeitsgemeinschaft Gesundheit und Frühe Hilfen
Deutscher Bundestag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
JFMK: Lotsendienste in Geburts- und Kinderkliniken gesetzlich verankern
Protokoll der Jugend- und Familienministerkonferenz am 23./24. Mai 2024 mit Beschluss zu TOP 6.3
GMK: Lotsendienste in Geburtskliniken gesetzlich verankern
Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz am 12./13. Juni 2024 zu TOP 5.3