Parlamentarisches Frühstück: Großes Interesse an Frühen Hilfen
Die Dynamisierung der Mittel für Frühe Hilfen und die Verankerung von Lotsendiensten in Geburtskliniken waren zentrale Themen beim Parlamentarischen Frühstück am 11. September 2024.
Der Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) und die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Gesundheit & Frühe Hilfen hatten Abgeordnete des Deutschen Bundestages am 11. September 2024 zum Parlamentarischen Frühstück ins Jakob-Kaiser-Haus eingeladen.
Die Veranstaltung unter dem Titel "Frühe Prävention: Investitionen in ein gesundes Aufwachsen von Kindern" stieß fraktionsübergreifend auf großes Interesse. Die Mitglieder des Bundestages nutzten den Austausch mit Expertinnen und Experten, um sich über die Frühen Hilfen zu informieren, Fragen zu stellen und die Anliegen der Einladenden zu erörtern. Rund 60 Teilnehmende folgten den Impulsbeiträgen und dem anschließenden Austausch mit großer Aufmerksamkeit.
Im ersten Impulsvortrag skizzierte Professorin Dr. Claudia Buß, Institut für Medizinische Psychologie an der Charité-Universitätsmedizin in Berlin, zentrale Ergebnisse aus der Forschung zur Übertragung von Belastungen und Stress der Mutter auf ihr Kind. Die Studienlage zeige deutlich, dass sich mütterlicher Stress aufgrund ungünstiger Lebensbedingungen bereits während der Schwangerschaft massiv auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Auch traumatische Erfahrungen der Mutter hätten Einfluss auf die kindliche Entwicklung, so die Expertin. Daher müssten insbesondere belastete Frauen und ihre Kinder frühest- und bestmögliche Unterstützung erhalten.
Dass der Zugang von belasteten Familien zu niedrigschwelligen und nicht-stigmatisierenden Angeboten der Frühen Hilfen gelingen kann, wusste Jeanett Kleinert zu berichten. Sie ist seit über zehn Jahren Netzwerkkoordinierende der Frühen Hilfen im Landkreis Oder-Spree. Im Gespräch mit der Moderatorin Professorin Dr. Ute Thyen gab sie Einblicke in die Situation der Frühen Hilfen in einem Flächenlandkreis. Nach dem gelungenen Aufbau des Netzwerks und der Angebote Früher Hilfen bleibt als ein großes Anliegen die flächendeckende Einbindung des Gesundheitswesens. Die größten Herausforderungen vor Ort seien steigende Unterstützungsbedarfe bei Familien sowie fehlende Finanzmittel und Fachkräfte, um den Familien angemessen helfen zu können.
Um verlässliche Strukturen zu schaffen, seien Gesetzesänderungen notwendig, betonte Dr. Dirk Bange, Leiter der Abteilung für Familie und Kindertagesbetreuung in der Sozialbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Er blickte auf Lotsendienste in Geburtskliniken als ein wirksames Angebot der Frühen Hilfen und rief dazu auf, die Gesetzesinitiative der Länder zu unterstützen und Lotsendienste in den Sozialgesetzbüchern SGB V und SGB VIII zu verankern. Der Anfang sei durch aufeinander bezogene Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) gemacht.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Professorin Dr. Ute Thyen, Vorsitzende des Beirats der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH, und Nicolas Haustedt von der BAG Gesundheit & Frühe Hilfen. Die Schirmherrschaft für das Parlamentarische Frühstück hatte Daniel Baldy (SPD), Bundestagsabgeordneter und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, übernommen.
Am Ende stand der Appell an die Abgeordneten, den Ausbau der Frühen Hilfen und ihre finanzielle Sicherstellung politisch zu unterstützen – durch die gesetzliche Verankerung von Lotsendiensten und die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Dynamisierung der Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen.
Informationen für die Teilnehmenden beim Parlamentarischen Frühstück
Weitere Informationen auf fruehehilfen.de
Informationen anderer Websites
Bundesarbeitsgemeinschaft Gesundheit und Frühe Hilfen
Deutscher Bundestag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
JFMK: Lotsendienste in Geburts- und Kinderkliniken gesetzlich verankern
Protokoll der Jugend- und Familienministerkonferenz am 23./24. Mai 2024 mit Beschluss zu TOP 6.3
GMK: Lotsendienste in Geburtskliniken gesetzlich verankern
Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz am 12./13. Juni 2024 zu TOP 5.3