Entwicklungsrisiken von kleinen Kindern früher erkennen – enge Kooperation der Frühförderung mit Frühen Hilfen gefordert
Köln, 03. Mai 2013 | Eine gute Kooperation zwischen Frühen Hilfen und Frühförderung bietet die Chance, frühzeitig auf die besonderen Bedürfnisse von kleinen Kindern mit Entwicklungsrisiken aufmerksam zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein jetzt veröffentlichtes Impulspapier des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), das von der Bundesvereinigung Lebenshilfe und der Vereinigung für Interdisziplinäre Frühförderung e.V. (VIFF) unterstützt wird.
Ziel ist, Kinder mit Entwicklungsrisiken so früh wie möglich zu fördern, bevor es zu Entwicklungsstörungen kommt. Gleichzeitig gilt es, auch die Eltern bei der Versorgung so zu unterstützen, dass keine Überforderungssituationen entstehen oder sich verfestigen. Gerade in schwierigen Lebenslagen besteht ein besonderer Bedarf, dem die fachübergreifende Zusammenarbeit wirkungsvoll begegnen kann.
"Die beiden Bereiche – Frühförderung und Frühe Hilfen – ergänzen sich mit ihren jeweiligen Kompetenzen hervorragend. In den kommunalen Netzwerken gibt es zum Teil schon Kooperationen zwischen den Trägern der Frühen Hilfen und der Frühförderung, allerdings noch nicht flächendeckend und systematisch genug", sagt Prof. Dr. Sabine Walper, Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut (DJI), das gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Träger des NZFH ist. "Mit dem Impulspapier weisen wir auf die Vorteile einer Zusammenarbeit hin und wollen die Kooperation in Netzwerken befördern."
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA, erklärt: "Unser Ziel ist es, die Angebote so aufeinander abzustimmen, dass präventive und inklusionsorientierte Hilfen und Förderung für Kinder in erschwerten Lebensbedingungen gut miteinander vereinbart werden. Die Akteurinnen und Akteure benötigen Kenntnisse der anderen Angebote und verbindliche Regelungen für die Zusammenarbeit, um für die betroffenen Kinder bestmögliche Ergebnisse zu erzielen."
Frühe Hilfen schauen auf die Belastungen der Eltern mit Kindern von 0 bis drei Jahren und erreichen diese über Hebammen, Familienhebammen, Geburtskliniken, Kinderärztinnen und Kinderärzte in einer sehr frühen Entwicklungsphase des Kindes. Die Bereitschaft der Eltern, Unterstützung anzunehmen, ist in dieser Zeit besonders hoch. Frühförderung konzentriert sich stärker auf die Entwicklung ihrer Kinder, vor allem, wenn eine körperliche, geistige oder seelische Behinderung droht. Häufig sind die Kinder jedoch bereits drei Jahre oder älter, bis sie aufgrund einer dann gestellten ärztlichen Diagnose eine Behandlung bekommen. Frühe Hilfen vermitteln bei Bedarf Kinder zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt in die
Frühförderung, weil sie den zeitlich früheren Zugang zu den Familien haben. Die Frühförderung hat die diagnostischen Kompetenzen zur weiteren Abklärung des Förderbedarfs.
Das Impulspapier soll eine Diskussion zwischen den beiden Systemen anregen. Es zeigt die aktuelle Lage sowie Stärken und Probleme der Frühen Hilfen und Frühförderung. Außerdem stellt es Ziele, Zielgruppen und Aufgabenschwerpunkte in einer Übersichtstabelle nebeneinander und trägt zur begrifflichen Klärung bei. Die Publikation kann über das Bestellsystem der BZgA (order@bzga.de) unter der Bestellnummer 16000125 kostenlos bezogen werden und ist auf der Internetseite www.fruehehilfen.de eingestellt.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen wird gemeinsam von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Deutschen Jugendinstitut e.V. getragen. Es unterstützt seit 2007 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Fachpraxis dabei, familiäre Belastungen früher zu erkennen, bedarfsgerechte Unterstützungsangebote bereitzustellen und die Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu fördern. Außerdem fungiert es im Rahmen der 2012 gestarteten Bundesinitiative Frühe Hilfen als Koordinationsstelle des Bundes.