Auszug aus der Begrüßung durch Prof. Dr. Martin Dietrich
"In den 10 Jahren seit Bestehen des Fonds Frühe Hilfen haben Bund, Länder und Kommunen gemeinsam viel erreicht", betonte Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Mit dem Hinweis, dass es neben dem Geburtstag des Fonds Frühe Hilfen einen zweiten 10. Geburtstag zu feiern gebe, begrüßte Prof. Dr. Martin Dietrich die Gäste: Das Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes am 1. Januar 2012. Es stelle bis heute einen Meilenstein im präventiven Kinderschutz in Deutschland dar, habe die Frühen Hilfen gesetzlich verankert und sei zudem die Grundlage für den Fonds Frühe Hilfen.
Prof. Dr. Martin Dietrich blickte aber zunächst noch weiter zurück: Auf kommunale Leuchtturmprojekte zur Unterstützung von Eltern mit kleinen Kindern in psychosozial belasteten Lebenslagen sowie das Aktionsprogramm "Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Soziale Frühwarnsysteme". Zwischen 2007 und 2010 seien hier in Kooperation mit Ländern und kommunalen Akteuren unterschiedliche Ansätze und Angebote in einer bundesweiten Modellphase mit großem Erfolg erprobt und wissenschaftlich begleitet worden.
Insbesondere dem Bundesfamilienministerium habe man zu verdanken, dass mit dem Bundeskinderschutzgesetz nur kurze Zeit darauf die Verstetigung und dauerhafte Förderung der Frühen Hilfen gesichert wurde. Um dem darin angekündigten Fonds eine wirkungsvolle Umsetzungsform zu geben, sei die Bundesstiftung Frühe Hilfen ins Leben gerufen worden.
Die Verstetigung und gesicherte Finanzierung habe für eine große Aufbruchstimmung in den Frühen Hilfen gesorgt: "Bund, Länder, Kommunen und Verbände wollten gemeinsam den Weg weitergehen und daran arbeiten, dass insbesondere Familien mit Kindern unterstützt werden, die nur über wenig Ressourcen verfügen und ihnen mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen." Ausgehend von der Auftaktveranstaltung der Bundesinitiative Frühe Hilfen am 5. November 2012 in Berlin seien alle bestrebt gewesen, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam den Fonds mitzugestalten: "mit Herzblut und Kreativität" und "immer die Bedürfnisse der Familien im Blick", so der Kommissarische Direktor der BZgA.
Die Herausforderung für die Frühen Hilfen habe darin bestanden, zwei unterschiedliche Systeme – das Gesundheitswesen und die Kinder- und Jugendhilfe – in den Netzwerken zur Kooperation zu bewegen. Aufgabe der BZgA sei dabei gewesen, "die Akteure des Gesundheitswesens ins Boot zu holen und ihre vielfältigen Zugänge ins Gesundheitswesen zu nutzen." Mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) als Kooperationspartner der BZgA im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) habe man die Brücke zur Kinder- und Jugendhilfe erfolgreich auf den Weg bringen können.
Prof. Dr. Martin Dietrich zeigte sich beeindruckt, was Bund, Länder und Kommunen in den vergangenen zehn Jahren erreicht hätten: In kurzer Zeit sei es gelungen, eine flächendeckende Struktur als ersten Schritt der Präventionsketten aufzubauen und den "Health in All Policies"-Ansatz umzusetzen und zu realisieren.
Auch auf unvorhergesehene und neue Krisen wie die Corona-Pandemie hätten die Frühen Hilfen und die Bundesstiftung Frühe Hilfen nach bewährter Strategie reagiert: "schnell, flexibel und kreativ" – und Neues geschaffen, zum Beispiel mit Open-Air- oder digitalen Angebote für Eltern und Fachkräfte.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine leisteten die Frühen Hilfen zudem einen wichtigen Beitrag zur psychosozialen Versorgung von geflüchteten Familien und Schwangeren. Das gehe nur, "weil die Stimmung und der Geist seit dem Start des Fonds Frühe Hilfen, auf Neudeutsch dieses ‚Social-Start Up-Feeling‘, bis heute tragen und die Frühen Hilfen ihre Agilität beibehalten haben."
Hervorzuheben war für Prof. Dr. Martin Dietrich das "unermüdliche Engagement" für Familien in schwierigen Lebenslagen. In diesem Zusammenhang hob er das "Markenzeichen der Frühen Hilfen" hervor, immer wieder gemeinsam kreative Lösungen zu finden, damit insbesondere Familien profitieren, die sonst keinen leichten Zugang zu den Angeboten hätten. So sei auch das neue Modellprojekt zu den mobilen Frühen Hilfen gemeinsam vom NZFH mit Fachkräften entwickelt worden und werde nun zusammen mit Ländern und Kommunen umgesetzt. Wie viele weitere Angebote zur Unterstützung von Familien nach der Corona-Pandemie werde auch dieses Projekt aus Mitteln des Fonds Frühe Hilfen und dem Corona-Aufholpaket gefördert.
Um Innovationskraft und Energien bewahren zu können, ermutigte Prof. Dr. Dietrich die Gäste, auch immer wieder Phasen des Innehaltens und Möglichkeiten zur Regeneration zu suchen.
Bevor er an Frau Doktorin Boll übergab, dankte er dem DJI als langjährigen Partner des NZFH in der BZgA: "Ohne das DJI hätten wir die Brücke zur Kinder- und Jugendhilfe nicht so erfolgreich auf den Weg bringen können", so der Kommissarische Direktor der BZgA.