Auszug aus der Eröffnung durch Lisa Paus
"Neben wirtschaftlicher Stabilität brauchen Familien ein Netz der Unterstützung, genau wie es die Frühen Hilfen bieten", so Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), in ihrer Eröffnungsrede.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus blickte nach ihrer Begrüßung zurück auf die Gründung der Bundesinitiative Frühe Hilfen und die Einrichtung des Fonds Frühe Hilfen vor 10 Jahren. Dies sei auch der Startpunkt gewesen, um die Angebote der Netzwerke Frühe Hilfen systematisch auszubauen und Eltern in belasteten Lebenslagen die Hilfe und Unterstützung zu bieten, die sie bräuchten: "Damit sie gemeinsam mit ihren Kindern gut in das Familienleben starten können – und damit jedes Kind in unserem Land gesund und gewaltfrei aufwachsen kann." Sie sei stolz darauf, die Frühen Hilfen mit ihrem Haus über die Bundesstiftung Frühe Hilfen dauerhaft stützen und stärken zu können.
Sie skizzierte anhand einiger Zahlen messbare Erfolge der Frühen Hilfen: "In 98 Prozent der Kommunen mit einem Jugendamt gibt es Netzwerke Frühe Hilfen und fast jeder Kreis oder jede Stadt hält aufsuchende Angebote der Frühen Hilfen vor." Dies sei sowohl in Metropolen, in kleineren Städten sowie in vielen Landkreisen gelungen. "Das haben Bund, Länder und Kommunen in enger Zusammenarbeit geschafft", so Lisa Paus.
Ihren Dank richtete sie zunächst an das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH), das alle Beteiligten über die Jahre hinweg immer fachlich versiert und kompetent beraten sowie neue Ideen entwickelt habe:
- ... um die Frühen Hilfen bekannter zu machen,
- ... um die Akteurinnen und Akteure zu vernetzen,
- ... um die Fachkräfte ganz konkret zu unterstützen und
- ... um schnell auf Krisen und neue Situationen reagieren zu können – wie auf die Pandemie oder die Zuflucht vieler ukrainischer geflüchteter Mütter mit ihren Kindern nach Deutschland.
Das im Vorfeld der Veranstaltung gestartete Modellprojekt "Frühe Hilfen sind da!" sei ein Beispiel für die innovativen Ideen, die das BMFSFJ mit dem NZFH umsetzen könne, um Familien zu erreichen – in dem Fall mit Kleinbussen, die Frühe Hilfen in ländliche und abgelegene Regionen bringen sollen.
Zudem dankte die Bundesfamilienministerin den vielen Partnerinnen und Partnern, dem Beirat, den Ländern, den lokalen Netzwerken, den Verbänden und insbesondere den engagierten Fachkräften: "Ohne Sie alle bräuchten wir den Motor gar nicht zu starten. Ohne Sie würden die Frühen Hilfen nicht laufen."
Die wertvollen Ergebnisse der Arbeit vor Ort mit den Familien selbst habe sie auch im Rahmen ihrer Sommerreise erlebt, zum Beispiel bei ihrem Besuch des Eltern-Kind-Treffs "Neu im Leben" in Bonn-Dransdorf: In einem strukturschwachen Stadtteil sei der Eltern-Treff eine wichtige Anlaufstelle für die Eltern, meistens Mütter, mit ihren Kindern. Die Stimmung und das Miteinander seien auffallend offen und gelöst gewesen, trotz der vielen Probleme und Herausforderungen, mit denen die Familien tagtäglich zu kämpfen hätten. Dies seien zunehmend finanzielle Sorgen sowie seelische Belastungen, wie sie aus erster Hand von Müttern erfahren habe.
Die Fachkräfte bestätigten die Zunahme der Nöte und hätten berichtet, wie oft sie mit ihrer Beratung an Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten und ihres Zuständigkeitsbereiches stießen, wenn es zum Beispiel um bezahlbaren Wohnraum oder um einen Kita-Platz gehe. Nicht alle Fragen könnten sie lösen, aber sie könnten beraten, die Familien an richtige Stellen vermitteln und Perspektiven aufzeigen.
"Das gelingt aber nur", so die Ministerin, "weil sie hervorragend vernetzt sind." Das Netzwerk Frühe Hilfen sei das Besondere in einem solchen Stadtteil und mache einen entscheidenden Unterschied für Familien.
Um Familien dauerhaft zu unterstützen und zu entlasten, müsste sich aber auch gesellschaftlich und politisch noch viel bewegen.
Sie selbst sei als Bundesfamilienministerin angetreten, um den Zustand zu beenden, dass jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut aufwachse oder von Armut bedroht sei. Daher setze sie sich für die Einführung der Kindergrundsicherung ein – als "auskömmliche Unterstützung für alle Kinder in Deutschland". Die Kindergrundsicherung werde derzeit gemeinsam mit sieben Ministerien erarbeitet. Vorgesehen seien ein Garantiebetrag und ein Zusatzbeitrag, der nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt sei.
Neben wirtschaftlicher Stabilität bräuchten Familien zudem ein Netz der Unterstützung. "Genau wie es die Frühe Hilfen bieten", so Lisa Paus.
Die Frühen Hilfen müssten daher weiter gestärkt werden – auch durch zusätzliche Mittel. Sie werde sich für die im Koalitionsvertrag vereinbarte Erhöhung der Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen einsetzen.
Abschließend dankte sie nochmal allen Anwesenden, dass sie mit viel Engagement an der Erfolgsgeschichte der Frühen Hilfen mitgeschrieben hätten. Diese habe nur gemeinsam gelingen können: "Viele von ihnen haben ihre eigene Handschrift hinterlassen – im Familienzentrum, im Stadtteil, in der Region oder im Bundesland."