Das Konzept "Pro Kind" hat sich bewährt - Bericht von der Abschlusstagung des Landesprojekts Sachsen
"Auf den Punkt gebracht“ lautete der Titel der Abschlusstagung des Landesprojektes „Netzwerke für Kinderschutz - Pro Kind Sachsen“. Punktgenau waren auch die Empfehlungen, welche die Projektverantwortlichen sowohl beim Felsenweg Institut als auch aus den vier Modellregionen in Sachsen der Landespolitik für den weiteren Auf- uns Ausbau Früher Hilfen in Sachsen mit auf den Weg gaben.
Ein 10-Punkte-Plan für gute Netzwerkarbeit des Felsenweg Instituts waren ebenso darunter wie Beispiele für gute Öffentlichkeitsarbeit aus Leipzig und Dresden. Der Landkreis Leipzig stellte sein Konzept für interdisziplinäre Fallgespräche vor und aus dem Vogtlandkreis wurde berichtet, wie es dort gelang, eine zusätzliche Betreuung durch Familienhebammen unbürokratisch mittels eines Fachleistungsstundenpakets zu ermöglichen.
Wissenschaftliche Ergebnisse
Das Landesprojekt wurde intensiv evaluiert, erste Ergebnisse wurden auf der Abschlusstagung vorgestellt. Sie machten deutlich, dass für das Gelingen Früher Hilfen nicht nur eine verlässliche Hilfebeziehung zu den Eltern notwendig ist, sondern dass auch Fachkräfte verlässliche Rahmenbedingungen benötigen. Die nachhaltige gesetzliche Verankerung Früher Hilfen ist dafür unabdingbar. Die Begleitforschung zeigt auch, dass es durchaus noch „Luft nach oben“ bei der Weiterentwicklung des Hilfeangebots gibt. So sollten Module zur intensiveren Förderung der Eltern-Kind-Interaktion integriert werden und auch der Blick für spezifische Förderbedarfe der Kinder, z.B. in Bezug auf die sprachliche Entwicklung, geschärft werden. Eine intensivere Kooperation der Frühen Hilfen mit der Frühförderung und den Kindertagesstätten wäre dafür hilfreich. Detaillierte Empfehlungen zur Implementierung aus dem Landesprojekt werden im Laufe des Jahres 2012 zur Verfügung stehen, die Ergebnisse zur Wirksamkeit und zur Effizienz der Hilfen werden 2013 veröffentlicht werden.
Bilanz und Ausblick
Abschließend zogen Margot Refle vom Felsenweg Institut und Prof. Dr. Kai von Klitzing vom Universitätsklinikum Leipzig Bilanz: das Konzept von Pro Kind hat sich prinzipiell bewährt, sollte aber weiterentwickelt werden im Sinne einer Flexibilisierung und Modularisierung, um es noch besser an unterschiedliche Hilfebedarfe und kommunale Ausgangslagen anpassen zu können. Damit eine hohe Ergebnisqualität sicher gestellt werden kann, bedarf es aber verbindlicher Eckpfeiler für die Qualitätssicherung. Ein großes Augenmerk sollte dabei auf die Qualifizierung und Professionalisierung der Fachkräfte gelegt werden, die auch eine Fachberatung vor Ort mit einschließen sollte.
Übergeordnete Aspekte
Abgerundet wurde die Tagung durch zwei Beiträge, die auf die übergeordnete Zielsetzung der Frühen Hilfen verwiesen. Prof. Dr. Christian Pfeiffer machte deutlich, dass Gewalterfahrungen in der frühen Kindheit oft den Ausgangspunkt für eine verhängnisvolle Entwicklung darstellen, die in Delinquenz und Gewalt im Jugendalter münden kann. Die Förderung einer positiven Erziehung in der Familie sei der beste Schutz für die Kinder und lohne sich auch für die Gesellschaft. Alexandra Sann vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) zeichnete anhand einer Analyse offizieller Dokumente zu Frühen Hilfen die Entwicklung dieses immer noch unscharfen Begriffs nach, der mittlerweile über eine Engführung auf Gefahrenabwehr hinausgeht und positive Entwicklungsziele von Kindern benennt. Ein Qualitätsrahmen Früher Hilfen, der Ziele, Maßnahmen und Indikatoren zur Überprüfung der Zielerreichung enthält, wird vom NZFH bis 2014 in Kooperation mit Akteuren aus Praxis, Wissenschaft und Politik entwickelt. Damit sollen Kommunen und Träger bei der Weiterentwicklung erfolgreicher Hilfen und Hilfesysteme unterstützt werden.