"Frühe Hilfen zwischen Helfen und Kontrollieren": Fachforum des DJI und der BZgA regte zu Diskussionen an
Wie können Risiken für das Aufwachsen von Kindern schneller wahrgenommen werden? Was geschieht mit den Informationen? Wie können Jugendhilfe und Gesundheitswesen sich gegenseitig besser unterstützen und in dieser Kooperation zugleich für die Eltern transparent und vertrauenswürdig sein? Diese Fragen diskutierten 150 Fachkräfte, überwiegend aus Bereichen der Jugendhilfe, am 19. Juni 2008 auf einem Fachforum auf dem 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Essen.
Veranstaltet wurde das Fachforum von den beiden Trägern des NZFH, dem DJI und der BZgA. Die Teilnehmenden, Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendämtern und von freien Trägern der Jugendhilfe, artikulierten deutlich: Die Jugendhilfe kann ihre verantwortungsvolle Aufgabe in der Gesellschaft nicht ohne eine genaue Wahrnehmung der Bedingungen in den Familien leisten. Auf diesem Gebiet aber, das Kontrolle beinhaltet, werden künftige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bislang nur unzureichend ausgebildet.
Ermutigung zu mehr Selbstbewusstsein
Mehrere Teilnehmende äußerten die Befürchtung, dass in dem Bemühen, den Kinderschutz zu stärken, die produktiven Anteile der Dienstleistungsorientierung der Sozialen Arbeit an den Rand gedrängt würden. Sie fragten, ob nicht einige der jetzt eingeführten bzw. in der Diskussion befindlichen ordungsrechtlichen Maßnahmen - beispielsweise die Idee, einen Platz in einer Kindertagesstätte nur für jene Kinder bereitzuhalten, die an den Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen haben - dazu führten, den mühsam aufgebauten, vertrauensvollen Kontakt zu Familien zu verlieren.
Zugleich werde das Jugendamt mit Hinweis auf sein Wächteramt heute von Erzieherinnen und Lehrern häufiger zum Eingreifen aufgefordert. Mitunter verbergen sich dahinter jedoch nicht Risiken, sondern verschiedene Erziehungsvorstellungen, beispielsweise zum Medienverhalten. Hier ermutigten sich die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer gegenseitig zu einer selbstbewussteren Haltung in ihren Professionen. Dringend müsse diese nicht nur durch ein genaueres Wissen darüber, welche Hilfen wie wirken, gestärkt werden. Auch bereits in der Ausbildung des sozialpädagogischen Nachwuchses sollten vor allem kommunikative Kompetenzen gefördert werden, um Problemlagen im Gespräch mit den Familien beim Namen zu nennen.
Erfahrungsaustausch als Beitrag zur Qualitätssicherung
"In dem Fachforum wurden aus Wissenschaft und Praxis einige der Konfliktlinien im Bereich der Frühen Hilfen benannt, auf die wir in unserer Arbeit immer wieder stoßen", betonte Mechthild Paul vom NZFH in Köln. "Diese greifen wir auf, wenn wir in unserer weiteren Arbeit analysieren, welche Interventionsansätze wirken und welche Vernetzungsstrukturen sich bewähren. Auf diese Weise wollen wir einen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten und dem Anliegen dienen, Familien in hochbelasteten Lebenssituationen rechtzeitig zu unterstützen."