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NEST-Materialien ermöglichen Beratung auf Augenhöhe

Rund 100 Fachkräfte der Frühen Hilfen waren am 30. September 2013 zum Fachtag NEST nach Bremen gekommen, um an der Vorstellung der "NEST-Materialien für Frühe Hilfen" teilzunehmen. Sie erhielten Einblick in die Entstehung, tauschten sich über die Einsatzmöglichkeiten der mehr als 200 Arbeitsblätter aus und brachten ihre Ideen für die Weiterentwicklung ein. Entwickelt wurden die Materialien von der Stiftung Pro Kind in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) und Fachkräften aus der Praxis – gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen.

Fachtag NEST

Das Schwerpunktthema des Fachtages war die „Partizipation“ in den Frühen Hilfen – am Beispiel der NEST-Materialien. Ziel war der lebhafte Austausch zwischen den bundesweit angereisten Fachkräften und den Entwicklerinnen und Entwicklern.

Impressionen der Veranstaltung

  • Anmeldung zum Fachtag

  • Mechthild Paul, Leiterin des NZFH, präsentiert das NEST-Material

  • Begrüßung der Teilnehmenden durch Moderator Till Hoffmann (NZFH)

  • Erich Marks, Vorsitzender der Stiftung Pro Kind, begrüßt die teilnehmenden Gäste

  • In ihrem Vortrag geht Kathrin Aghamiri vor allen Dingen auf die Partizipation beim Einsatz des Materials ein

  • Kristin Adamaszek von der Stiftung Pro Kind erläutert die Entstehung der Materialien

  • Kristin Adamaszek und Mechthild Paul bedanken sich für die Beteiligung der Familien bei der Entstehung des Materials

  • Von links: Kristin Adamaszek, Kathrin Aghamiri, Michael Hahn, Angela Nieting, Elfriede Zoller

  • Fachkräfte beim Posterrundgang

  • Teilnehmende im Gespräch zu Beginn des Rundgangs

  • Fachkräfte beim Posterrundgang

  • Fachkräfte beim Posterrundgang

  • Fachkräfte beim Posterrundgang

Zur Eröffnung erinnerte die Leiterin des NZFH Mechthild Paul an den Beginn der Arbeit ihrer Einrichtung im Jahr 2007 – zu einer Zeit, als die öffentliche Wahrnehmung der Frühen Hilfen fast ausschließlich im Kontext von Aufsehen erregenden Kinderschutzfällen stand und Risiken von Kindeswohlgefährdung viele Fachdiskurse dominierten. Dass heute mit den NEST-Materialien Arbeitshilfen vorgelegt werden können, die Beratung auf Augenhöhe und Ressourcenorientierung unterstützen, zeige, wie stark die fachliche Entwicklung im Feld der Frühen Hilfen seitdem vorangeschritten ist. Erich Marks, Vorsitzender der Stiftung Pro Kind, hob in seinem Grußwort die Leistung des Entwicklungsteams unter der Leitung von Kristin Adamaszek hervor, die auch die umfangreiche Beteiligung von Fachkräften koordiniert hatte.

Ansprache der Eltern als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt

Kathrin Aghamiri von der Fachhochschule Kiel kennzeichnete in ihrem Vortrag zum Schwerpunktthema Prinzipien partizipativen Arbeitens, die die NEST-Materialien in weiten Teilen bereits erfülle. Insbesondere erfolge die Ansprache der Eltern als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelt. Die konsequente Verwendung der Leichten Sprache ermögliche eine breite Information der Zielgruppe. Sich wiederholende graphische Elemente geben den Familien Sicherheit und Orientierung – auch dies sei eine wichtige Voraussetzung für Partizipation. Aus Partizipationssicht besonders gelungen sei, dass die Materialien dazu anregen, frühzeitig zu besprechen, welche Personen im Umfeld einer Familie in kritischen Situationen helfen können.

Ausführliche Vorstellung NEST-Material

Kristin Adamaszek stellte im Anschluss das NEST-Material ausführlich vor. Dabei berichtete sie auch von Vorgaben der Leichten Sprache und warf die Frage auf, wie man „Partizipation“ entsprechend übersetzen könnte. Sie zeigte auf, wie Fachkräfte unterschiedlicher Disziplinen in den Entwicklungsprozess einbezogen wurden und wies die Teilnehmenden des Fachtags auf die Möglichkeit hin, ebenfalls Rückmeldungen zum Material zu geben, die in die weitere Entwicklung des Materials einfließen.

Während eines Posterrundgangs konnten die Fachkräfte sich über die Inhalte der Materialien vertieft informieren. Die Aufforderung weitere Ideen und Anregungen den Entwickelnden mitzugeben, ist rege in Anspruch genommen worden.

Neben den inhaltlichen Informationen vermittelten spezielle Poster auch Informationen zur besonderen grafischen Gestaltung sowie zur Leichten Sprache. 

Stellvertretend für Familien, die dem Entwicklungsteam von Pro Kind beratend zur Seite standen, dankten Frau Paul und Frau Adamaszek einer Mutter und ihrem Sohn für ihr Mitwirken. Die Mutter bedankte sich ihrerseits für die Unterstützung durch die Stiftung Pro Kind für ihre Familie.

Abschlussdiskussion zum Thema "Wie kann NEST für die Partizipation in den Frühen Hilfen förderlich sein?"

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde der Frage nachgegangen, wie das NEST-Material für die Partzipation in den Frühen Hilfen förderlich sein kann. Angela Nieting hob für den Deutschen Hebammenverband die Motivationsfunktion der Materialien hervor: Da die Arbeitsblätter in den Familien verblieben, dokumentierten sie auch deren Erfolge. Elfriede Zoller vom Berufsverband Kinderkrankenpflege bestätigte dies und wies darauf hin, dass auch bei guten Materialien stets die Kompetenzen der Fachkraft entscheidend für die Unterstützung der Familie seien. Michael Hahn sicherte zu, dass das NZFH als weiteres partizipatives Element von NEST Fokusgruppen mit Familien durchführen werde. Er erhoffe sich daraus auch Erkenntnisse darüber, inwieweit die Vorlage von Arbeitsblättern in Familien auch dann instruktiv bzw. direktiv wirken könne, auch wenn es sich um ressourcen- und partizipationsorientierte Materialien handelt.

Die von Till Hoffmann (NZFH) geleitete Abschlussdiskussion unter Beteiligung des Plenums brachte weitere Aspekte, die in die Weiterentwicklung der NEST-Materialien einfließen werden. Besonders hervorgehoben wurde, dass alle in den Frühen Hilfen tätigen Professionen und Berufsgruppen Zugang zu den Materialien erhalten sollen.

Einzelstatements

Kathrin Aghamiri, FH Kiel – Fachbereich Soziale Arbeit
"Materialien, wie sie durch NEST zur Verfügung gestellt werden, zeigen Möglichkeiten der Partizipation sowohl auf der Ebene einer dialogischen Haltung als auch auf der Ebene garantierter Mitbestimmung der Adressatinnen und Adressaten auf. Allerdings gilt es grundsätzlich zu bedenken, dass jegliche sozialpädagogische Tätigkeit, Materialien und Methoden immer nur als Hilfsmittel nutzen kann, nie als Werkzeug mit Prozess- und Ergebnisgarantie. Materialien und Methoden wirken immer nur so partizipativ wie die Grundhaltung der Fachkräfte sich entwickelt, die sie einsetzen. Die NEST-Materialien sollten in diesem Sinn immer als Grundlage kollegialer Reflexion und einer vorlaufenden Weiterentwicklung gemeinsam mit den Familien genutzt werden."

Kristin Adamaszek, Stiftung Pro Kind Bremen
"Es war für mich eine große Freude das Material vorzustellen. Sehr gefreut habe ich mich auch über die rege Beteiligung der Teilnehmer beim Posterrundgang. Die vielen Karten mit Gedanken und Anregungen der Fachkräfte, die ich mitnehmen durfte, zeigten mir, dass wir mit NEST auf einem richtigen Weg zu sein scheinen und gleichzeitig noch viel zu verbessern ist. Das anregende Vortrag von Frau Aghamiri und die Abschlussdiskussion haben für mich noch einmal deutlich gemacht: Partizipation und Beteiligung der Familien und Fachkräfte bei der NEST Entwicklung erfordert es, die NEST Entwicklung als Prozess anzusehen. Er hat mit dieser ersten vorliegenden Auflage einen ersten großen Meilenstein erreicht. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die notwendigen Ressourcen für die Partizipation bei den nächsten wichtigen Schritten - Verbesserung und Anpassung des Materials - zur Verfügung gestellt werden."

Elfriede Zoller, Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland
"Ich halte das NEST-Material für sehr geeignet - gerade unter dem Aspekt der Partizipation. Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung ist die wertschätzende Haltung derjenigen, die es anwenden. Dies muss ein Schwerpunkt bei der Qualifizierung der entsprechenden Fachkräfte sein."

Angela Nieting, Deutscher Hebammenverband
"Um mit Familien effektiv arbeiten zu können benötigen Familienhebammen Zeit für einen Beziehungsaufbau zu den Familien. Diese müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen.
Das modular aufgebaute NEST Material bietet die Möglichkeit Themen in der Reihenfolge der Aktualität oder der Bereitschaft der Familie an einzelnen Themen zu arbeiten anzugehen. Da es alle wichtigen Themen enthält kann es den Familienhabemmen als Leitfaden dienen.
Der partizipative Gedanke wird umgesetzt, indem die Familie die Unterlagen behält und nicht das Gefühl bekommt jemand anders verwalte sie. Die aktiv bearbeiteten Papiere können eine Biographie des Erfolgs für die Familien darstellen und ihr Gefühl von Selbstwirksamkeit stärken."

Michael Hahn, NZFH
"Wichtig ist nun, Eltern und Fachkräfte zu ihren Erfahrungen mit den NEST-Materialien zu befragen – auch das ist Teil der partizipativen Projektausrichtung. Aus den Fokusgruppen erhoffe ich mir auch Erkenntnisse darüber, ob der Einsatz ressourcen- und partizipationsorientierter Arbeitsblätter in Familien unbeabsichtigt instruktiv oder direktiv wirken kann. Dazu und auch generell sind wir sehr gespannt auf das Feedback zu NEST."