Fazit und Ausblick
Das Plenum diskutierte zum Abschluss folgende Punkte: Die Top-Down-Politik der Bundesebene mache der Fachbasis sehr zu schaffen. Es sollten keine weiteren unbestimmten Rechtsbegriffe eingeführt werden, wie etwa "Komplexleistung". Dies koste viel Zeit, um in der Praxis konkretisiert zu werden. Die Umsetzung der Komplexleistung funktioniere derzeit nicht gut. Die Idee, dass mehrere Träger an den Kosten beteiligt werden, wird als positiv befunden, man müsse jedoch daran arbeiten und eventuell den Begriff "Komplexleistung" zur Disposition stellen und beispielsweise durch „integrierte Leistung“ ersetzen. Die Praxisbeispiele haben illustriert, wie die Frühförderung zur Inklusion beitrage. Fraglich sei jedoch, wo Kinder Unterstützung erhalten, die von Behinderung bedroht sind.
Martina Ertel fasste zusammen, dass mit dieser Veranstaltung gemeinsame Spuren erkennbar wurden, und identifiziert die "große" und "kleine" Lösung als Reizworte. Entscheidend sei jedoch, wie Wege gestaltet werden, um eine befriedigende Lösung für die Familien zu finden. Sie plädiert dafür, dass die Frühförderung ihr Profil schärft und ihr Kerngeschäft hervorhebt sowie Zuständigkeiten zwischen Frühförderung und Frühen Hilfen klärt.
Tina Winter betonte, dass die Fragen aus dem Publikation zur Klarheit beigetragen haben. Die "große Lösung" müsse auf Bundesebene weitergedacht werden.
Alexandra Sann verwies darauf, dass in der Frühförderung vielfältige Kompetenzen und profundes Wissen über frühe Kindheit bestehen. Dieses Wissen über kindliche Entwicklung und Beeinträchtigungen sei in keinem anderen Bereich so ausgeprägt. Des Weiteren wurde deutlich, dass Lebenshilfe Selbsthilfe ist, denn die Eltern werden systematisch einbezogen. Dies fehle im Feld der Frühen Hilfen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit scheint in der Frühförderung sehr ausgeprägt, vor allem mit der Ärzteschaft.
Wilfried Wagner-Stolp unterstrich das Selbstbewusstsein der Frühförderung und regte an, bei der Begriffsbestimmung "Frühe Hilfen" keine Über- oder Unterordnung der Frühförderung vorzunehmen.
Diese Veranstaltung war eine Auftaktveranstaltung; weitere Kooperation zwischen Frühförderung und Frühe Hilfen sind geplant. Alexandra Sann kündigte an, dass ähnlich wie in anderen Bereichen ein Positionspapier geplant sei, das gemeinsam von NZFH und Lebenshilfe sowie wichtigen Akteuren der Frühförderung bzw. Frühen Hilfen verfasst werde. Dieses könnte zur Orientierung und Positionierung vor Ort eingesetzt werden. Als Basis dafür dient diese Tagungsdokumentation.