Frühe Hilfen bei häuslicher Gewalt
Vom 9. bis 11. Oktober 2009 führte das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in Kooperation mit der Evangelischen Akademie in Tutzing eine Tagung zur Schnittstelle zwischen Frühen Hilfen und häuslicher Gewalt durch. Weitere Kooperationspartner waren die Frauenhauskoordinierung e.V. (Frankfurt) und das Informationszentrum Kindesmisshandlung/Kindesvernachlässigung (IzKK, München). Mit rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland ist die Fachtagung auf sehr großes Interesse gestoßen.
Häusliche Gewalt – ein Oberbegriff für Gewalt in der Paarbeziehung der Eltern – beeinträchtigt immer die Erziehungsfähigkeit der Eltern und damit auch das Kindeswohl. Von dieser durch zahlreiche Studien belegten Erkenntnis ausgehend, sprachen sich Referentinnen und Referenten wie auch Teilnehmende der Tagung für einen stärkeren Einbezug von Kooperationsbündnissen gegen häusliche Gewalt in Netzwerke Früher Hilfen aus. Die große Schwierigkeit dabei ist, die beiden bisher weitgehend getrennt laufenden Arbeitsfelder Schutz bei häuslicher Gewalt und Kinder- und Jugendschutz zu verbinden. Die Tagung brachte beide Bereiche zusammen und leistete damit ein Stück Vermittlungsarbeit zwischen Angeboten Früher Hilfen, bei denen das Kindeswohl im Vordergrund steht, und Schutz- und Unterstützungsangeboten für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Dabei forderten insbesondere Mitarbeiterinnen aus Frauenhäusern, dass in Fällen häuslicher Gewalt das Kindeswohl nicht getrennt vom Frauenwohl gesehen werden darf.
Dr. Ulrike Haerendel begrüßte als Hausherrin die Gäste in der Evangelischen Akademie und betonte, es gehe die ganze Gesellschaft an, wenn "das Gebot der Unverletzlichkeit" verletzt werde. Dr. Manuela Stötzel, im Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend für die Frühen Hilfen zuständig, stellte vor dem Hintergrund des eklatanten Anstiegs sowohl bei Sorgerechtsverletzungen als auch bei Sorgerechtsentzug fest: "Der Schutz von Kindern ist Topthema und Brennpunkt in der Innenpolitik geworden." Mechthild Paul (NZFH) betonte die Rolle der Kinder bei häuslicher Gewalt. Ein Kind sei bei häuslicher Gewalt nie nur Zeuge, sondern stets auch Opfer.