Partnerschaftsgewalt als Risikofaktor
Dr. Heinz Kindler vom Informationszentrum Kindesvernachlässigung/ Kindesmisshandlung im Deutschen Jugendinstitut (DJI) machte anhand der Ergebnisse mehrerer Studien die Überlappung von Partnerschaftsgewalt und Kindesmisshandlung/-vernachlässigung deutlich. So habe eine Studie von McGuigan & Pratt aus dem Jahr 2001 gezeigt, dass bei 78 Prozent aller Fälle von Kindesvernachlässigung häusliche Gewalt vorausgeht. Zudem werde die Belastung der Kinder durch häusliche Gewalt deutlich unterschätzt. Häusliche Gewalt hat einen Einfluss auf die Erziehungsfähigkeit beider Elternteile. Wenn Frühe Hilfen wirken sollen, betonte Kindler, muss auf eine Beendigung der Gewalt hingewirkt werden, etwa durch eine Kooperation mit Täterprogrammen oder eine frühe motivationale Beratung. Denn es sei erwiesen, dass die Wirkung von Programmen Früher Hilfen etwa zur Förderung der elterlichen Feinfühligkeit im Umgang mit dem Säugling oder dem Kleinkind bei häuslicher Gewalt schwindet. Die Effekte schrumpfen, je mehr die Gewalt zunimmt, erklärte Kindler. Umgekehrt hat eine Längsschnittstudie aus den USA (Fragile Family Project) gezeigt, dass sich nach Beendigung der Gewalt deutliche Erholungseffekte einstellen. U. a. konnte bei manchen Müttern, vor allem bei solchen, die über vergleichsweise mehr Ressourcen als andere verfügen, eine besonders intensive Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen und Fragen kindlicher Entwicklung festgestellt werden. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Erkenntnisse stellte Kindler den Sinn von begleitetem Umgang bei häuslicher Gewalt ohne Einbindung von Vätern in Täterprogramme in Frage