Online-Seminare für Eltern mit Fachkräften der Frühen Hilfen im Rhein-Neckar-Kreis
Hannah Beck, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, berichtete über ein neu entwickeltes Online-Angebot zur Elternbildung mit kostenlosen Online-Seminaren, das über die aktuelle Situation durch Corona hinaus im Landkreis etabliert werden soll.
Wie kam es zu der Idee?
Die Idee dazu sei im Frühjahr 2020 entstanden, als die ersten Präsenzveranstaltungen Corona-bedingt ausfielen. Aber auch unabhängig davon steige die Bedeutung an Angeboten, die ortsunabhängig genutzt werden können. Dies gelte insbesondere in einem so großen Flächenkreis wie dem Rhein-Neckar-Kreis – mit 54 Städten und Gemeinden und auch vielen ländlichen Regionen, in denen die Infrastruktur und das Versorgungsangebot weniger gut seien.
Schließlich seien Online-Angebote auch "einfach zeitgemäß", so Hannah Beck zur Entstehung und Umsetzung der Idee von Online-Seminaren für Eltern. Es sei deshalb von vorneherein geplant gewesen, das Angebot auch nach der Pandemie fortzuführen.
Es sei noch im Frühjahr 2020 eine erste Anfrage bei Netzwerkpartnerinnen und -partnern erfolgt, die Interesse an der Durchführung von Online-Seminaren bekundeten.
Wie können Eltern erreicht werden? Welche Hindernisse gibt es?
Schnell habe sich die Frage gestellt, wie man die Eltern am besten erreichen könne beziehungsweise welche Hindernisse bestehen könnten. Zu folgenden Aspekten nannte die Vortragende sinnvolle Möglichkeiten, mit denen der Zugang so niedrigschwellig wie möglich gestaltet werden könne:
- Wirtschaftliche Situation
- Angebote kostenfrei zur Verfügung stellen
- Anmeldeprozedere
- Anmeldung so einfach wie möglich gestalten, zum Beispiel über einen gut sichtbaren Button auf der Homepage
- Datenschutz
- So wenig Daten wie möglich erfragen (zum Beispiel nur eine gültige E-Mail-Adresse)
- Die Möglichkeit bieten, für den Austausch ein Pseudonym zu nutzen
- Datenschutz während des Seminars beachten, zum Beispiel darauf hinweisen, dass das Mitschneiden von Inhalten untersagt ist
- Technische Voraussetzung
- Teilnahme mit unterschiedlichen Endgeräten ermöglichen (PC, Tablet, Smartphone)
- Freistellen, ob Mikrofon und Kamera eingeschaltet werden, grundsätzliche Nutzung auch ohne Kamera ermöglichen
- Teilnahme auch ohne Internetverbindung per Telefon ermöglichen, zum Zuhören und Mitsprechen
Wie erfahren die Eltern von den Angeboten?
Beworben worden sei das Angebot über die Netzwerkpartnerinnen und -partner, zum Beispiel Erziehungsberatungsstellen und Kitas, außerdem über digitale und Printmedien, zum Beispiel die Homepage www.familienwegweiser-rnk.de und Instagram sowie Zeitungsartikel und Flyer im Postkartenformat.
Was kann ein Online-Seminar für Eltern leisten? Welche Themen eignen sich?
Laut Hannah Beck eigne sich jedes Thema für ein Online-Seminar, wenn es denn richtig aufbereitet sei. Im vorgestellten Projekt hätten seit dem Start des Angebots im November 2020 sechs Online-Seminare stattgefunden, unter anderem zu den Themen Bindungsförderung, Kita-Eingewöhnung und Ernährung, körperliche Entwicklung und Umgang mit Trotz/Gefühlen.
Die Anzahl der Teilnehmenden sei bisher deutlich themenabhängig und das Angebot müsse grundsätzlich noch bekannter werden und sich thematisch noch breiter aufstellen.
Die einzelnen Seminare seien in der Regel so gestaltet, dass die Referierenden per PowerPoint-Präsentation oder Video einleitend ein Thema vorstellten. Anschließend gingen sie auf Fragen ein und ermöglichten den Austausch auch zwischen den Eltern. Ein Seminar dauere 90 Minuten, die maximale Teilnehmerzahl betrage 15 Personen.
Eine Chance sah Hannah Beck in den Seminaren auch aufgrund der Möglichkeit, Brücken zu weiterführenden Informations- und Hilfsangeboten zu bauen, zum Beispiel durch Literatur- oder Website-Tipps oder Informationen und Kontaktdaten zu passenden, konkreten Anlaufstellen.
In dem Zusammenhang betonte die Referierende, dass die Online-Seminare kein Ersatz für ausführliche und individuelle Beratungen sein könnten und auch nicht als solche geplant seien. Bei spürbarem Bedarf könnten die Teilnehmenden aber in weiterführende Angebote vermittelt werden.
Welche Aufgaben hat die Koordinierungsstelle übernommen?
Die Koordinierungsstelle, und damit Hannah Beck als Netzwerkkoordinierende, habe sich selbst um die Inhalte und die Organisation auf Seiten der Referierenden und Teilnehmenden gekümmert, insbesondere um folgende Aufgaben:
- Auswahl der Themen
- Anwerben der Referierenden,
- Absprache von Themen und Terminen
- Technische Beratung/Durchführung von Probe-Meetings
- Bewerbung der Angebote: Homepage, E-Mails, Flyer
- Verwaltung der TN-Anmeldungen, Versand von Einladungen etc.
- Moderation der Seminare
- Feedback-Organisation/Nachbereitung
Wie sind die Erfahrungen mit dem Angebot im digitalen Format?
Zu Beginn habe insbesondere die Sorge bestanden, inwieweit die Teilnehmenden gut wahrgenommen werden könnten und dass technische Probleme die Veranstaltungen stören könnten.
Trotz anfänglicher Bedenken seien die Erfahrungen sowohl bei Teilnehmenden wie auch bei den referierenden Expertinnen und Experten aber positiv gewesen. Alle Referierenden könnten sich vorstellen, weitere Online-Seminare durchzuführen.
Wie geht es weiter?
Aufgrund der Rahmenbedingungen – Stichwort "großer Landkreis" – und der positiven Erfahrungen solle das neue Format fester Bestandteil der Frühen Hilfen im Rhein-Neckar-Kreis werden und auch noch erweitert werden: So seien Seminare auch für Fachkräfte bereits in Planung.
Auf Nachfrage zur Finanzierung der Referierenden ergänzte Hannah Beck, dass diese bisher nicht über das Budget der Frühen Hilfen bezahlt würden.
Eine weitere Rückfrage bezog sich auf die Veranstaltungszeiten: Bisher fänden die Seminare vormittags statt. Andere Uhrzeiten kämen aber grundsätzlich auch in Frage.