Schlaglicht 3
Dr. med. Lieselotte Simon-Stolz, Koordinatorin Frühe Hilfen im Kreisgesundheitsamt, Jugendärztlicher Dienst, Landkreis Neunkirchen
Meine größte Herausforderung war…
Der Wechsel von der Freiberuflichkeit als niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in das Angestelltenverhältnis im Gesundheitsamt war eine große Herausforderung für mich. Durch meine Berufsausbildung unzureichend vorbereitet, bestand eine Hauptaufgabe für mich im „Learning by doing“. Gleichzeitig waren im Jahr 2008 die Frühen Hilfen häufig noch Neuland für alle, so dass Unsicherheiten in Bezug auf Aufgabenprofil, Kompetenzen, Befugnisse, Entscheidungsfreiheit oder auch die Rahmenbedingungen der Netzwerkkoordination bestanden. Zudem ging es darum, gegenseitige Vorbehalte und Skepsis gegenüber anderen Institutionen und Professionen zu überwinden sowie freiberufliche Akteure des Gesundheitswesens systematisch in das Netzwerk einzubeziehen, da man hier auf freiwilliges Engagement angewiesen ist.
Auf diese Weise habe ich sie gelöst…
Ein wesentliches Element war, Verbindlichkeit herzustellen. Dies gelang durch regelmäßige Besprechungstermine mit meiner „Tandem“-Koordinatorin aus der Jugendhilfe und den aufsuchenden Frühe-Hilfen-Fachkräften sowie durch eine standardisierte Dokumentation. Auch der regelmäßige interkollegiale und interdisziplinäre (auch überregionale) fachliche Austausch, Fortbildungen und Supervision sowie feste Treffen mit der Leitungsebene waren hilfreich. In der Zusammenarbeit mit den Akteuren des Gesundheitswesens war die Teilnahme an etablierten Weiterbildungsformaten wie Qualitätszirkeln oder das Vorhalten von Fortbildungsangeboten eine erfolgreiche Strategie.
Diese Faktoren waren bei der erfolgreichen Bewältigung hilfreich…
Für eine verbesserte Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Gesundheitswesen hat sich die doppelte Verankerung der Koordination im Jugendamt und im Gesundheitsamt als nützlich erwiesen, ebenso die Unterstützung durch die eigene Amtsleitung und die fachliche Begleitung durch die Landeskoordinierungsstelle. Auf der persönlichen Ebene ist eine positive, wertschätzende, offene und neugierige Haltung gegenüber den Kooperationspartnern eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau und die Entwicklung tragfähiger Beziehungen. Dazu gehört auch, Ideen und Vorschläge der Netzwerkakteure zur Veränderung oder Ergänzung von Angeboten zuzulassen und zu unterstützen.