Internationaler Forschungsworkshop zu Belastungen und Gewalt in der frühen Kindheit
Expertinnen und Experten diskutierten Anfang Juni 2019 auf der Grundlage von aktuellen Studienergebnissen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) über psychosoziale Belastungen und Gewalt und deren Bedeutung für weitere Forschung im Bereich der Frühen Hilfen.
Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) hatte international renommierte Expertinnen und Experten vom 2. bis 4. Juni 2019 zu einem Workshop nach München eingeladen. Auf der Grundlage aktueller Ergebnisse des Studienprogramms "Kinder in Deutschland – KiD 0-3" diskutierten die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über erfolgreiche, notwendige und weiterführende Schritte in der Forschung in Deutschland.
Mit dem aus mehreren Teilstudien bestehenden Studienprogramm der Prävalenz- und Versorgungsforschung hat das NZFH repräsentative Daten zur Prävalenz von psychosozial belasteten Familien mit 0- bis 3-jährigen Kindern erhoben. Träger des NZFH ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem DJI.
Als Einführung in den mehrtägigen Workshop dienten ein Überblick in das Forschungsfeld zu frühen Risikofaktoren psychosozialer Belastungen und die Interventionsforschung in Deutschland sowie die Vorstellung von Ergebnissen der Studie "KiD 0-3" des NZFH zur Epidemiologie und Voraussagen von Kindesmisshandlung sowie zu psychosozialen Belastungen in Familien.
Weitere Themen des Fachaustauschs waren die gesellschaftliche Verbreitung psychosozialer Belastungslagen und Voraussage von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung sowie Forschung zu passgenauen Präventionsangeboten. Anhand von internationalen Beispielen aus den USA, Kanada und England erörterten die Teilnehmenden, welche Daten herangezogen werden können und wie ein fortlaufendes Monitoring von psychosozialen Belastungen und Kindesmisshandlung in den ersten Lebensjahren in Deutschland umgesetzt werden könnte. Als besonders wichtig stellte sich heraus, familiäre Belastungen in ihrer Bandbreite zu betrachten und dabei nicht nur die Belastungen, sondern auch die Ressourcen und Stärken von Familien in den Blick zu nehmen.
Ein weiterer Fokus lag auf internationaler Interventionsforschung. Hier diskutierten die Teilnehmenden unter anderem die Fragen, was bei der Implementierung und Evaluation von Präventions- und Interventionsprogrammen beachtet werden muss und wie eine universelle Versorgung mit Unterstützungsangeboten – insbesondere auch bei schwer erreichbaren Zielgruppen – erfolgreich ist.
Referentinnen und Referenten
- Prof. Dr. Jane Barlow, Professorin für evidenzbasierte Intervention und Politikevaluation, Universität Oxford
- Prof. Dr. Marni Brownell, Professorin für gemeindeorientierte Gesundheitswissenschaften, Universität von Manitoba
- Prof. Dr. Howard Dubowitz, Professor für Pädiatrie, Universität Maryland
- Prof. Dr. John Eckenrode, Professor für menschliche Entwicklung, Cornell Universität
- Prof. Dr. Jörg Fegert, Prof. für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Ulm
- Prof. Dr. John Fluke, stellvertretender Direktor des Kempe Centers für Prävention und Behandlung von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Universität Colorado
- Prof. Dr. Shawna Lee, Professorin für Soziale Arbeit, Universität Michigan
- Dr. Christoph Liel, NZFH, DJI, Bereichsleitung Versorgungsforschung in der Fachgruppe Frühe Hilfen
- Dr. Franziska Meinck, Fachbereich Sozialpolitik und Interventionsforschung, Universität Oxford
- Prof. Dr. Ingrid Schoon, Professorin für menschliche Entwicklung und Sozialpolitik, Universität London
- Prof. Dr. Ute Thyen, Professorin für Pädiatrie und Jugendmedizin, Universität Lübeck, und Vorsitzende des NZFH-Beirats
- Susanne Ulrich, NZFH, DJI, Fachgruppe Frühe Hilfen
- Prof. Dr. Sabine Walper, Professorin für Pädagogik und Forschungsdirektorin des DJI