Zusammenfassung der Fachvorträge
Internationaler Forschungsworkshop zu Belastungen und Gewalt in der frühen Kindheit
Prof. Dr. Sabine Walper, Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Jugendforschung an der LMU München und Forschungsdirektorin des DJI
Research on early risk factors of psychosocial adversity at the German Youth Institute: past - present - future
Im ersten Vortrag des Workshops stellte Prof. Sabine Walper die Forschungsschwerpunkte des DJI vor und gab dabei einen umfassenden Einblick in den Veranstaltungskontext frühkindlichen Wohlbefindens in Deutschland entlang der Forschungsaktivitäten des Deutschen Jugendinstituts e. V. (DJI) und der Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH).
Dazu stellte sie die Ausgangspunkte und die Entwicklung der Frühen Hilfen vor und fokussierte auf Daten zum Ausbau der Frühen Hilfen. Anhand der Hauptforschungsfragen der Prävalenz- und Versorgungsstudie "Kinder in Deutschland – KiD 0-3" gab sie beispielhaft Einblick in Belastungslagen und Zugänge zu Unterstützungsangeboten in Abhängigkeit von Bildung und Armut. Der Ausblick umfasste außerdem Evaluationsstudien, Monitoring sowie internationale Zusammenarbeit.
Prof. Dr. Ute Thyen, Professorin für Pädiatrie und Jugendmedizin, Universität Lübeck, Vorsitzende des NZFH-Beirats
Early intervention programs in Germany
Prof. Ute Thyen gab einen Überblick über Präventionsprogramme in der frühen Kindheit (early childhood intervention; ECI) in Deutschland mit einem speziellen Fokus auf Frühförderung. Sie betonte, dass die Rahmung Früher Hilfen im Zusammenhang mit den Nachhaltigkeitszielen (sustainable developmental goals) und der Fürsorge (nurturing care) stehe und mehr und mehr zu einem ressourcenorientierten Empowermentkonzept übergehe.
Je nach Versorgungsgrad und Intensität könnten Unterstützungsmaßnahmen in universelle, selektive und indizierte Prävention unterteilt werden. Auf der Grundlage einer Evaluation von 39 "ECI"-Projekten betonte sie, dass die Förderung (promote) der Entwicklung von Kindern durch positives Feedback oft stärkere Effekte habe, als das Verhindern (prevent) nachteiliger Entwicklungen. Der Schutz (protect) könne nur in Zusammenhang mit Förderung und Prävention gelingen. Eine kindzentrierte und familienorientierte systemische Perspektive sei bei Maßnahmen zur Verbesserung der Selbstwirksamkeit und -organisation notwendig. Laut Prof. Thyen müssten eine evidenzbasierte Beratung erfolgen und Forschungslücken insbesondere im Bereich der Implementationsforschung bei einer erfolgreichen Implementation von Präventionsprogrammen geschlossen werden.
Dr. Christoph Liel, NZFH, DJI, Bereichsleitung Versorgungsforschung in der Fachgruppe Frühe Hilfen
Epidemiology and prediction of child maltreatment: Results from the KiD 0-3 study (Part I)
Dr. Christoph Liel präsentierte in seinem Vortrag das grundlegende Forschungsdesign der "KiD 0-3"-Studienfolge und wichtige Ergebnisse aus der Repräsentativbefragung 2015 - und der Vertiefungsstudie des NZFH hinsichtlich der Vorhersage von innerfamiliärer Gewalt in Familien mit 0-3-jährigen Kindern:
In der querschnittlichen Repräsentativbefragung 2015 (n=8.063) wurden neben psychosozialen Risikofaktoren auch die Inanspruchnahme von frühen Präventionsangeboten berücksichtigt. Ergebnisse zu verschiedenen Formen von Kindeswohlgefährdung zeigen, dass Elternstress und Partnergewalt eine gute Vorhersagekraft für Misshandlung haben, während bei Vernachlässigung und insbesondere dem Miterleben des Kindes von Partnergewalt eine Kumulation von vielen unterschiedlichen Risikofaktoren ausschlaggebend ist. Von Eltern berichtete Kindesmisshandlung und Partnergewalt gehen zudem häufiger mit der Inanspruchnahme selektiver Präventionsprogramme einher, Vernachlässigung jedoch nicht. Bezogen auf die längsschnittliche Vertiefungsstudie (n=197), in der beide Eltern befragt wurden, zeigt sich insbesondere ein Einfluss von geringer väterlicher Sensitivität im Erkennen kindlicher Emotionen auf das Auftreten von familiärer Gewalt.
Prof. Dr. John Eckenrode, Professor für menschliche Entwicklung und stellvertretender Direktor des Bronfenbrenner Zentrums für translationale Forschung, Cornell Universität
The epidemiology of child maltreatment – which data do we need?
Prof. John Eckenrode stellte in seinem Vortrag die Frage in den Mittelpunkt, welche Daten benötigt werden, um die Verbreitung (Epidemiologie) von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung zu erfassen. Dazu analysierte er staatlich gefördertes Monitoring, Inzidenzstudien und repräsentative Bevölkerungsumfragen entlang ihrer Stärken und Schwächen. In der Forschung zu Risikofaktoren sei es nicht nur wichtig, Outcome und Ziele von Risikoscreenings genau zu definieren, sondern auch ein passendes Rahmenmodell zu wählen. Ebenso sollten multiple Ursachen und Auswirkungen von Misshandlung und Vernachlässigung ("Äqui- und Multifinalität") berücksichtigt werden. Misshandlung und Vernachlässigung ordnete er als zentralen Bestandteil in das Konzept "Belastungen" ein, das besser beforscht und einfacher erfassbar sei als andere Formen nicht-gelingender kindlicher Entwicklung.
Als zukünftige Herausforderungen sah Prof. Eckenrode die Entwicklung umfassender Risikomodelle. Auch die Kombination aus objektivem Risikoscreening und klinischem Urteil im Einzelfall und die Implementation evidenzbasierter Interventionen seien zentral.
Prof. Dr. John Fluke, Professor für Systemforschung und Evaluation sowie stellvertretender Direktor des Kempe-Zentrums für Prävention und Behandlung von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Universität Colorado
Real or imagined? – Sources of variability in understanding child maltreatment
In seiner Präsentation erörterte Prof. Fluke das Thema der Variabilität von Risikofaktoren (Variabilität u.a. aufgrund der unterschiedlichen Erfassung von Kindesmisshandlung, des externen und organisationalen Kontexts sowie des Risikos selbst). Unterschiedliche Methoden der Erfassung und der Bewertung der Qualität der Risikovorhersage stellte er hinsichtlich des Einschlusses tatsächlicher Gefährdungen (Sensitivität) und des Ausschlusses ungefährdeter Fälle (Spezifität) dar und verwies insbesondere auf das Problem "falsch positiver" Resultate.
Prof. Fluke ging weiterhin auf unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich "richtig positiver" Resultate ein, je nach verwendetem Schwellenwert. Am Beispiel von Daten retrospektiver Bevölkerungsstudien zu negativen Kindheitserfahrungen (ACEs) aus Saudi-Arabien zeigte er anhand von ROC-Kurven (als Merkmal diagnostischer Qualität von Studien), dass die "KiD-0-3"-Risikoscreenings im Vergleich eine bessere Spezifizität und geringere Fehlerwahrscheinlichkeit aufweisen. Auf der Bevölkerungsebene könnte diese Methode zur Analyse des Kindeswohlgefährdungsrisikos in Selbstberichtsstudien, die auch das Auftreten von Kindeswohlgefährdungen erfassen, genutzt werden, um sozialpolitische Investitionen in Präventions- und Interventionsprogramme volkswirtschaftlich zu bewerten.
Susanne Ulrich, NZFH, DJI, "Fachgruppe Frühe Hilfen"
Psychosocial adversity in early childhood: Results from KiD 0-3 (Part II)
In ihrer Präsentation stellte Susanne Ulrich die Ergebnisse der "KiD 0-3"-Studie hinsichtlich der Analyse von psychosozialen Belastungslagen in der frühen Kindheit vor und verglich einen kumulativen Risikoindex zur Identifikation unterschiedlicher Belastungsgruppen mit einer latenten Klassenanalyse (LCA). Kumulative Risikoindizes seien ein gängiges Verfahren, um die psychosoziale Belastungslage von Familien jenseits der Vorhersage von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung zu bestimmen. Es sei jedoch unklar, ob die Addition von Risikofaktoren ein geeignetes Verfahren ist, um familiäre Belastungslagen inhaltlich sinnvoll zu beschreiben, oder ob hier die LCA einen Mehrwert bietet.
Während beide Belastungsindizes geeignet waren, um unbelastete und besonders belastete Gruppen zu identifizieren, ergaben sich mithilfe der LCA auf einem mittleren Belastungsniveau zwei Gruppen mit unterschiedlichen Profilen: eine sozioökonomisch belastete Gruppe und eine Gruppe mit hohem elterlichen Stress und Konfliktpotenzial. Es stellte sich heraus, dass die Inanspruchnahme universeller Prävention für unbelastete Familien sowie für diejenigen mit Erziehungsstress höher sei im Vergleich zu beiden anderen Gruppen, während sozioökonomisch und mehrfach belastete häufiger selektive und indizierte Programme nutzten.
Prof. Dr. Howard Dubowitz, Professor für Pädiatrie, Universität Maryland
The neglect of child neglect
Howard Dubowitz beschäftigte sich in seinem Vortrag insbesondere mit Vernachlässigung als Form von Kindeswohlgefährdung. Vernachlässigung sei zu wenig im Blick der Forschung und Praxis, obwohl sie viel häufiger vorkomme als etwa Kindesmisshandlung und weitreichende Auswirkungen z.B. auf die körperliche und psychische Gesundheit, die kognitive und soziale Entwicklung etc. habe. Eine Schwierigkeit in der Forschung sei die Frage der Definition von Vernachlässigung bzw. der Schwellenwerte (suboptimale Fürsorge vs. Vernachlässigung). Darüber hinaus seien nicht nur die Bereiche von Vernachlässigung sehr unterschiedlich (körperliche Versorgung, Gesundheitsfürsorge, Aufsichtspflicht, emotionale Fürsorge), sondern auch die Dimensionen (Dauer, Frequenz, Timing, Schweregrad etc.) und die Intentionalität.
Für die Prävention sei es wichtig, Vernachlässigung als Symptom zu verstehen und Familien innerhalb einer guten Hilfebeziehung (z.B. als Kinderarzt) zu begleiten. Vernachlässigung solle ohne Schuldzuweisung erfasst werden, um den Eltern dann z.B. mithilfe von motivierender Gesprächsführung passende Hilfsangebote zu empfehlen. Eine Möglichkeit hierfür wäre das von ihm für die Kinderarztpraxis entwickelte Instrumentarium SEEK (Safe Environment for Every Kid).
Prof. Dr. Ingrid Schoon, Professorin für menschliche Entwicklung und Sozialpolitik, Universität London
The connection between poverty and adverse experiences in early childhood
Prof. Ingrid Schoon stellte die vielfältigen Auswirkungen von Armut in den Mittelpunkt ihrer Präsentation. Wirtschaftliche Belastungen äußeren sich auf vielfältige Weise und führten zu Benachteiligungszyklen, die vom Säugling bis zum Erwachsenen reichten. Zahlreiche Indikatoren wirtschaftlicher Belastungen des UNICEF-Reports und der OECD-Studie belegten die negativen Konsequenzen für das kindliche Wohlbefinden. Prof. Schoon zeigte mittels Daten der Millenium Cohort Study aus Großbritannien, dass chronifizierte Armut, welche mit einem größeren Erziehungsstress einhergeht, vor allem Alleinerziehende betrifft.
Sie wies auch darauf hin, dass Armut nicht direkt auf unterschiedliche Outcomes wie z.B. kindliche Verhaltensprobleme wirke. Vielmehr sei von einer Vermittlung über Faktoren wie mütterlichem Stress, geringer kognitiver Stimulation und einer negativen Eltern-Kind-Beziehung auszugehen. Ressourcen wie warmherzige und unterstützende Eltern-Kind-Interaktionen könnten hier kompensatorische Effekte erzielen und z.B. Verhaltensprobleme verringern, die bei einer Kumulation von Risikofaktoren häufiger aufträten. Nicht zuletzt betonte sie, dass Armut nicht in der Familie beginne und Veränderungen deshalb in einer ganzheitlichen, systemischen Weise erfolgen müssten.
Prof. Dr. Jörg Fegert, Prof. für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Ulm
Research opportunities of prevalence and intervention studies in Germany
Jörg Fegert legte in seiner Präsentation differenzierte, retrospektiv erfasste Prävalenzraten zu Kindesmisshandlung und -vernachlässigung in Deutschland dar, die von 19 Prozent für emotionale Misshandlung bis hin zu 49,5 Prozent für Vernachlässigung reichen. Mobbing innerhalb der Familie fließe bisher nicht (ausreichend) in die Kategorien von Misshandlung ein. Die Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter seien erheblich, und beinhalteten deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für psychische und körperliche Erkrankungen, Arbeitsausfälle und Frühberentung. Leider lägen in diesem Bereich bisher nur Befunde aus Retrospektivbefragungen vor, die wenig Aufschluss über das aktuelle Ausmaß von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung lieferten.
Anhand eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG 16.2 gegen Missbrauch und Gewalt) diskutierte Fegert die Operationalisierbarkeit der Zielerreichung, die in Deutschland aktuell schwer messbar sei. Zuletzt stellte er die Häufigkeit der Anrufe, die Settings, und Beratungsinhalte des Projekts "Kinderschutz-Hotline" bezogen auf die Altersgruppe 0-3 vor.
Prof. Dr. Jane Barlow, Professorin für evidenzbasierte Intervention und Politikevaluation, Universität Oxford
Effectiveness of early intervention programs on child- and family-related outcomes
Prof. Barlow gab in ihrem Vortrag einen breiten Überblick über unterschiedlichste Präventionsangebote in der frühen Kindheit in Großbritannien. Sie stellte das Konzept universeller Prävention mit gezielter Adressierung spezifischer Problemlagen (targeted prevention) vor. Dabei betonte sie, dass sich auf der Grundlage der biologischen Einbettung psychosozialer Belastungen eine Abwärtsspirale aus Entwicklungsproblemen, psychosozialen Belastungen auf der Elternebene, toxischem Stress in der frühen Kindheit etc. ergebe. Interventionen könnten an verschiedenen Punkten ansetzen. Die besten Ansatzpunkte seien dort, wo es um die Lebensumgebung von Kleinkindern und um psychosoziale Belastungen auf der Elternebene gehe, wie etwa elterliche Psychopathologie, Partnerschaftsgewalt oder Substanzmissbrauch. Diese Faktoren wirkten sich maßgeblich auf die Eltern-Kind-Interaktion aus.
Nach der Darstellung unterschiedlichster Programme hob sie die Schlüsselkomponenten erfolgreicher Interventionen hervor: Neben den psychosozialen Belastungen der Eltern sollten Interventionen v.a. die Interaktion zwischen Eltern und Kind im Blick haben und auf die Feinfühligkeit sowie die Mentalisierungsfähigkeit der Eltern ausgerichtet sein.
Prof. Dr. Marni Brownell, Professorin für gemeindeorientierte Gesundheitswissenschaften, Universität von Manitoba
Evaluation of programs designed to improve child development and family functioning – Lessons from Manitoba
Das Thema von Dr. Brownell‘s Vortrag war die Untersuchung bereits existierender Programme im kanadischen Bundesstaat Manitoba daraufhin, ob sie Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern verbessern und sozioökonomische Ungleichheiten ausgleichen können. Dazu nutzte sie administrative Datenbanken der Gesamtbevölkerung, in der verknüpfte Daten in pseudonymisierter Form aus Gesundheits-, Justiz- und Schulsystem vorliegen.
Anhand des "Healthy Baby Prenatal Benefit Program" zeigte sie, wie Kinder einkommensschwacher Mütter von 81 CAD monatlich (entspricht etwa 53 €) ab dem zweiten Schwangerschaftstrimester profitieren (z.B. seltenere Frühgeburten, höhere Still- und Impfraten, seltenere Entwicklungsverzögerungen des Kindes). Auch die positiven Auswirkungen des "Families First Home Visiting" Programms (geringere Inobhutnahmeraten, geringere Raten an Kindesmisshandlung u.a.) stellte sie vor. Außerdem verwies sie auf das Experiment "Mincome" in Dauphin in den 1970er Jahren, welches Hinweise auf positive Folgen einer negativen Einkommenssteuer liefere (höhere Schulabschlüsse und spätere Vaterschaft von jungen Männern, seltenere Arbeitsunfälle, längere Elternzeit von Müttern etc.).
Prof. Dr. Shawna Lee, Professorin für Soziale Arbeit, Universität Michigan
Engaging fathers in home visitation programs to promote child socioemotional wellbeing (video presentation)
Zu Beginn ihres Vortrags betonte Shawna Lee, dass Väter gegenwärtig so stark in den Familienalltag involviert seien wie noch nie zuvor. Gleichzeitig sei jedoch eine große Zahl an Vätern (scheinbar) abwesend, speziell in einkommensschwachen Kommunen.
Mit einem spezifischen Präventionsansatz innerhalb des "Healthy Start" Programms versucht sie deshalb, Väter als Bezugspersonen direkt anzusprechen und deren stärkeres Engagement in Interventionsprogrammen zu fördern. Dies erfolge z.B. anhand eines speziellen Toolkits für Väter inklusive speziell gestalteten Informationsmaterialien und dem SMS-Tool "Text4Dad", das Vätern per SMS personalisierte Nachrichten zukommen lasse. Daneben sei auch die Gestaltung väterfreundlicher Räume (z.B. in der gynäkologischen Praxis) und die Schulung von Fachkräften ein wichtiges Mittel, um Väter besser zu erreichen. Aktuell gebe es nur wenige Beispiele von Interventionen, die Väter explizit miteinschließen.
Dr. Franziska Meinck, Fachbereich Sozialpolitik und Interventionsforschung, Universität Oxford
Program implementation and evaluation – opportunities and challenges
Franziska Meincks konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die Konzeption und praktische Umsetzung von Evaluations- und Implementationsforschung zu Präventionsprogrammen. Dabei betonte sie vor allem die Bedeutung der Umsetzungstreue (fidelity). Diese beschreibe das Ausmaß dessen, wie eng Fachkräfte am Originalkonzept des jeweiligen Ansatzes arbeiten. Um die Wirkung von Programmen zu garantieren und gute Interventionsforschung zu ermöglich, sollten Programme bei der Implementation in der Breite im Sinne der Entwickler durchgeführt werden. Allerdings sei hinsichtlich kultureller Unterschiede die richtige Balance zwischen Umsetzungstreue und kulturell notwendigen Anpassungen oft nicht einfach.
Außerdem verwies Dr. Meinck auf die Bedeutung, ein geeignetes Evaluationsdesign zu bestimmen, das sich nicht nur auf die Wirksamkeit der Maßnahme, sondern auch auf den Umsetzungsprozess konzentriere. Schließlich ging sie auf Möglichkeiten und Herausforderungen der Durchführung von Interventionen in der Breite und ihrer Evaluation ein. Insgesamt gebe es keine Alternative zur stärken Beforschung von Maßnahmen in Deutschland, weil diese die Grundlage für die Gestaltung von Präventionsansätzen in der Zukunft sein werde.