Eröffnungsfilm und Vorträge
Vertreterinnen und Vertreter der veranstaltenden Verbände und Organisationen stellten in einem Eröffnungsfilm und kurzen Vorträgen ihre Sichtweisen auf die Situation von Familien mit einem psychisch- oder suchterkrankten Elternteil, auf die Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Kinder psychisch kranker Eltern" sowie deren Umsetzung vor.
In dem rund zwanzigminütigen Eröffnungsfilm kommen zu Wort: Mechthild Paul, Dr. Koralia Sekler, Dr. Benjamin Strahl, Professorin Dr. Silke Wiegand-Grefe, Gabriele Sauermann, Irmela Boden.
Der Film kann weiterhin online angesehen werden: Eröffnungsfilm: Tagung Kleine HeldInnen 9 (2023)
Mechthild Paul, Leiterin der Abteilung Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung der BZgA, führte in die Fachtagung ein und erläuterte unter anderem, warum sich das NZFH für das Thema einsetzt:
- Zum einen sind Familien mit kleinen Kindern, in denen ein Elternteil psychisch- oder suchterkrankten ist, eine Kern-Zielgruppe der Frühen Hilfen.
- Zum anderen haben die Frühen Hilfen Erfahrungen mit systemübergreifender Zusammenarbeit und der Etablierung von guten Versorgungsstrukturen, um Familien zu unterstützen. Insbesondere die Umsetzung zur Verbesserung und Vernetzung der Angebote für Familien, mit psychisch- oder suchterkranktem Elternteil ist noch unzureichend.
In ihrem anschließenden Vortrag stellte sie die Frühen Hilfen und die Zielgruppe Kinder psychisch kranker Eltern ausführlicher vor. Sie blickte insbesondere auf Empfehlung 18 "Kommunale Gesamtkonzepte" aus dem AG-Abschlussbericht ["..., dass der Bundestag die Bundesregierung auffordert, gemeinsam mit den Ländern, den Kommunen und den Sozialversicherungsträgern einen Handlungsrahmen für ein kommunales Gesamtkonzept zur Entwicklung, Umsetzung, Evaluation und Verstetigung multiprofessioneller, qualitätsgesicherter und rechtskreisübergreifender Hilfesysteme zu erstellen"] und ging der Frage nach, was zur Entwicklung und Umsetzung kommunaler Gesamtstrategien benötigt wird. Dazu beschrieb sie Erfahrungen der Frühen Hilfen und die Möglichkeiten, die sich durch den präventiven, diskriminierungsfreien und systemübergreifenden Ansatz der Frühen Hilfen ergeben.
Dr. Koralia Sekler, Geschäftsführerin von AFET e. V., und Dr. Benjamin Strahl, Referent von AFET e. V., blickten sowohl im Eröffnungsfilm [ab Minute 2:35] als auch im späteren Vortrag die Erarbeitung der 19 Handlungsempfehlungen und vier Kernthesen der Arbeitsgruppe zurück sowie die Umsetzung aus Sicht des Bundesverbandes für Erziehungshilfe e. V. Sie gingen insbesondere auf Kernthese I ein, die darin formulierten Aspekte Bedarfsgerechtigkeit und Zugänglichkeit präventiver Leistungen und die Fragen: Wie kann bedarfsgerechte Hilfe umgesetzt werden? Wer bestimmt "Bedarfe"?
Sie legten dar, dass insbesondere die praktische Umsetzung von (inzwischen) vorhandenen Regelungen fehlt und folgerten, welche Ansätze helfen für verschiedene Zielgruppen/Akteure helfen könnten – für Jugendämter, für Freie Träger/Erziehungsberatungsstellen sowie für Betroffene/Zielgruppe.
Professorin Dr. Silke Wiegand-Grefe, Mitglied im Sprecher-Team der Bundesarbeitsgemeinschaft BAG "Kinder psychisch erkrankter Eltern" und Leiterin der Forschungssektion "Familienforschung und Psychotherapie" der Familienambulanzen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ging im Eröffnungsfilm [ab Minute 10:05] auf die Komplexität des Themas ein. Sie betonte, wie wichtig es ist, dass nicht nur für das psychisch erkrankte, sondern für jedes Familienmitglied bedarfsorientierte und individuelle Hilfen angeboten werden müssen.
Im Verlauf der Tagung trug Dr. Anne Kaman, wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Leiterin der Forschungssektion "Child Public Health", Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Erkenntnisse aus der Forschung zu komplexen Bedarfslagen von Familien vor.
Gabriele Sauermann, Referentin für Teilhabe behinderter Kinder und Jugendlicher beim Paritätischen Gesamtverband, blickte im Eröffnungsfilm [ab Minute 15:14] auf die Bedeutung von Lotsen für Familien, die in unterschiedliche Hilfsangebote vermitteln, wie es in Kernthese IV und der 19. Empfehlung der AG formuliert ist ["... dass Hilfe zur Erziehung auch die Unterstützung bei der Orientierung an den Schnittstellen zu anderen Leistungssystemen umfasst, wenn deren Leistungen erforderlich sind."].
In ihrem späteren Vortrag ging sie ausführlicher auf die Empfehlung und das Angebot von Verfahrenslotsen für Familien ein, stellte mögliche Netzwerkpartner und notwendige Umsetzungsschritte sowie Forderungen vor.
Zum Vortrag: Wie wird - und kann - die notwendige Lotsenfunktion zu Hilfen für erkrankten Eltern sichergestellt werden?
Irmela Boden beschrieb als Vertreterin der Angehörigen im Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. [ab Minute 17:27] die besondere Bedeutung eines systemischen Blickes auf Familien und forderte unter anderem, die Hilfeprozesse weiter zu verstetigen und Ressourcen bereitzustellen.
Birgit Görres, Geschäftsführerin vom Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V., stellte im Verlauf der Fachtagung den Dachverband Gemeindepsychiatrie vor und blickte auf die Kernthese III des Abschlussberichtes und die darin formulierten Empfehlungen ["..., durch gesetzliche Regelungen... SGB-übergreifende einheitliche Komplexleistungen mit auf Landesebene vertraglich definierten Finanzierungsmöglichkeiten der zuständigen Leistungsträger ermöglicht werden..."]. Sie ging dabei auf verschiedene Begrifflichkeiten im Abschlussbericht ein und stellte die zentrale Forderung des Dachverbandes vor: "SGB-übergreifende, familienorientierte Gemeinschaftsleistungen".
Zum Vortrag: Stand der Umsetzung – Fokus Komplexleistungen: SGB-übergreifend
Andreas Schrappe, Mitglied im Sprecher-Team der BAG "Kinder psychisch erkrankter Eltern", schaute in seinem Vortrag insbesondere auf die konkrete Umsetzung der Empfehlungen in die Praxis. Der Leiter des evangelischen Beratungszentrums der Diakonie in Würzburg und Initiator des Fachberatungsangebotes "Gute Zeiten – schlechte Zeiten" griff dabei vielfältige Erfahrungen aus Würzburg auf und gab Impulse zur Weiterentwicklung.
Zum Vortrag: Stand der Umsetzung – Fokus aktuelle Handlungsbedarfe aus der Praxis