Impulsvortrag PD Dr. Thomas Lampert
Über unmittelbare und langfristige Auswirkungen von Kinderarmut berichtete PD Dr. Thomas Lampert, Fachbereichsleiter Soziale Determinanten der Gesundheit am Robert Koch-Institut (RKI).
Dabei bezog er sich auf Ergebnisse der Langzeitstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts. KiGGS liefere auf Grundlage von Befragungen und Untersuchungen wiederholt bundesweit repräsentative Daten zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen als Grundlage für die epidemiologische Forschung, Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitspolitik.
PD Dr. Thomas Lampert berichtete zum Studiendesign von KiGGS, dass eine Erfassung der Familien in Armutslagen durch Messung des sozialen Status der Familie erfolge, vorrangig auf Basis der Indikatoren Bildung, beruflicher Stellung und Einkommen der Eltern. Auf dieser Grundlage erfolge eine Einteilung der Kinder in drei Statusgruppen.
Bei den Ergebnissen zeige sich, dass die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gesund aufwachse, dass jedoch das Verteilungsmuster über die drei Statusgruppen bei fast allen Indikatoren ein Statusgefälle aufweise. Weniger stark spiegelten sich die Unterschiede bezogen auf akute und chronische Krankheiten und Kinderkrankheiten wieder, im Gegensatz zu einem sehr deutlichen Zusammenhang auf die psychische und psychosoziale Gesundheit. Beispielsweise sei der SDQ-Gesamtproblemwert, der psychische Auffälligkeiten in verschiedenen Bereichen messe, eklatant erhöht bei Kindern der niedrigen Statusgruppe. Auch bei Übergewicht und Adipositas seien Kinder mit niedrigerem Sozialstatus deutlich häufiger betroffen. Trotz messbarer Präventionserfolge bezogen auf das Rauchen kämen auch bei den Indikatoren „Rauchen“ und vor allem „Passivrauchbelastung“ der soziale Gradient deutlich zum Ausdruck. Wie früh Weichen im Hinblick auf gesundheitliche Ungleichheit gestellt würden, zeigten die Ergebnisse der Studie zu den perinatalen Einflussfaktoren der frühkindlichen Entwicklung: Auch hier ergebe sich ein deutliches Statusgefälle hinsichtlich mütterlichen Rauchens in der Schwangerschaft, des Stillverhaltens und der Teilnahme an den U-Untersuchungen.
Unabhängig vom sozialen Status und der Familienform werde deutlich, dass familiäre Ressourcen, wie familiärer Zusammenhalt und emotionaler Rückhalt, instrumentelle Unterstützung sowie gemeinsame Aktivitäten ein gesundes Aufwachsen begünstigten. PD Dr. Thomas Lampert führte am Beispiel alleinerziehender Mütter die Bedeutung der Arbeit der Frühen Hilfen auf: Trotz vielfältiger Risiko- und Belastungsfaktoren könnten auch in dieser Gruppe Kinder ohne Nachteile für ihre Gesundheit aufwachsen, wenn die familiären Ressourcen verfügbar seien.
PD Dr. Thomas Lampert schloss im Hinblick auf die Ergebnisse mit der Empfehlung, Maßnahmen und Programme, die durchgeführt werden, sehr genau dahingehend zu prüfen, ob die Zielgruppen und alle Statusgruppen erreicht würden und was sie bewirken.