"Warum müssen das Gesundheitssystem und die Kinder- und Jugendhilfe zusammenarbeiten?"
Vortrag von Prof. Dr. med. Ute Thyen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck – Vorsitzende des NZFH-Beirats
Zusammenfassung des Vortrags
Warum das Gesundheitssystem und die Kinder- und Jugendhilfe im Rahmen der Frühen Hilfen zusammenarbeiten müssen, analysierte Prof. Dr. Ute Thyen in ihrem Vortrag. Die Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität zu Lübeck ging dabei auf gemeinsame sowie unterschiedliche Ziele der beteiligten Systeme ein. Sie arbeitete heraus, dass die Systeme sich beispielsweise hinsichtlich ihrer Sprache sowie ihrer Finanzierung und der für sie relevanten gesetzlichen Vorschriften voneinander abheben. Dies könne eine Kooperation erschweren. „Doch wir sind auf einem wunderbaren Weg, dass die Zielsetzungen von allen Seiten mit mehr Gemeinsamkeiten gefüllt werden.“
Da Kinder mit gesundheitlichen Problemen nur in einem stabilen sozialen Umfeld gut versorgt werden könnten, seien integrierte Hilfesysteme wichtig. Die Sozialpädiaterin machte deutlich, dass Kinder in psychosozial belasteten Lebenslagen häufig krank und entwicklungsauffällig seien. „Die ersten 1.000 Tage zählen – beginnend mit der Schwangerschaft.“
Anhand von drei Fallbeispielen aus der Praxis zeigte Prof. Dr. Ute Thyen, wo Symptome für Unterstützungsbedarf frühzeitig auffallen können. „Manche Risikofaktoren lassen sich durch keine Checkliste der Welt entdecken“, so die Vorsitzende des NZFH-Beirats. Deshalb komme es auf feinfühliges Handeln an. So sei etwa der Wunsch einer Mutter nach Kaiserschnittentbindung frühzeitig zu hinterfragen und sensibel zu beraten.
Abschließend vermittelte Prof. Dr. Ute Thyen Empfehlungen, um Hürden bei der Kooperation zu überwinden. Neben der notwendigen Zeit und Geduld, regelmäßigen Kontakten zwischen den Netzwerkpartnern und einer strukturellen Absicherung der Kooperation sei insbesondere ein gemeinsames Konzept mit Zielen wichtig. Die Ziele sollten allen am Netzwerk Beteiligten bekannt sein.