NZFH-Workshop zur Qualitätsentwicklung für die Koordination und den Einsatz Ehrenamtlicher im Kontext Früher Hilfen
Dokumentation des Workshops am 15. und 16. Oktober 2015 in der BZgA, Köln
In vielfältigen Programmen und Projekten der Frühen Hilfen sind Ehrenamtliche tätig. Allerdings wird der Einsatz Ehrenamtlicher zur Begleitung und Unterstützung von Familien in belastenden Lebenslagen kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund entwickelten Fachkräfte aus Praxis und Wissenschaft in einem Workshop, zu dem das NZFH für den 15./16. Oktober 2015 nach Köln eingeladen hatte, gemeinsam Empfehlungen im Hinblick auf Qualitätskriterien für ehrenamtliche Arbeit in den Frühen Hilfen.
Impressionen der Tagung
Im Bereich der Frühen Hilfen engagieren sich viele Freiwillige, in dem sie (werdende) Familien mit Säuglingen und Kleinkindern alltagspraktisch begleiten und entlasten. Ehrenamtliche Angebote erfahren eine starke Akzeptanz. Sie profitieren von der lebensweltlichen Nähe der ehrenamtlich Tätigen zu den Familien. Auch die positiven zivilgesellschaftlichen Impulse für das Gemeinwesen werden als Argumente für den Einsatz von Ehrenamtlichen hervorgehoben. Unterschiedliche Positionen gibt es bezogen auf das geeignete Maß an Qualifizierung für Freiwilligeneinsätze in den Frühen Hilfen. Einerseits ist es notwendig, Ehrenamtliche angemessen auf ihre Aufgaben vorzubereiten, andererseits besteht die Gefahr, dass sie durch intensive Qualifizierung als kostengünstige, semiprofessionelle Mitarbeitende wahrgenommen und eingesetzt werden.
Sind Ehrenamtliche in der Lage, riskante Situationen in Familien rechtzeitig wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren? Führt der Einsatz in (hoch) belasteten Familien nicht grundsätzlich zu einer Überforderung der Freiwilligen? Und kommt es nicht sogar zu einer Entwertung professioneller Tätigkeiten durch vermeintlich kostengünstige Modelle mit Ehrenamtlichen?
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit das Potential ehrenamtlichen Engagements für das Feld der Frühen Hilfen fachlich sinnvoll genutzt werden kann? Ein zentrales Ziel des Workshops war es, erste Empfehlungen für Qualitätskriterien von Ehrenamtsstrukturen in den Frühen Hilfen zu entwickeln – insbesondere im Hinblick auf fachlich begründete Qualitätsstandards für die Ehrenamtskoordination. Gleichzeitig bot die Veranstaltung eine Plattform, um Erfahrungen, Anliegen und Bedarfe aus der Fachpraxis zu ermitteln.
Als Orientierungsrahmen für den Austausch und die Diskussion zwischen den 35 Workshop-Teilnehmenden diente das Impulspapier „Frühe Hilfen aus zivilgesellschaftlicher Perspektive“ (2015), das Prof. Dr. Heiner Keupp und Prof. Dr. Luise Behringer im Auftrag des NZFH erstellt hatten.
Programmpunkte des Workshops:
Publikation "Frühe Hilfen aus zivilgesellschaftlicher Perspektive. Ein Impulspapier zum freiwilligen Engagement im Bereich der frühen Förderung und Unterstützung von Kleinkindern und ihren Familien"
Mit einem Blick auf das besondere Potenzial, das Freiwilligenarbeit „zwischen Prävention, Empowerment und Familienselbsthilfe“ zu entwickeln vermag, leistet das vorliegende Impulspapier einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer guten und reflektierten Praxis in den Frühen Hilfen, die den ganz unterschiedlichen Bedürfnissen von Familien nach Entlastung und Unterstützung gerecht werden kann. Es kann zur Klärung des Verhältnisses zwischen Freiwilligen und Fachkräften beitragen. Dabei legt es einen Fokus auf die Gestaltungsmöglichkeiten an der Schnittstelle zwischen hauptamtlichen Aufgabenfeldern sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen und Akteuren bei der frühen Förderung und Unterstützung von Kindern und ihren Familien.
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