Kinderschutz – Handeln mit Risiko
Dokumentation der Fachtagung vom 27. März 2014 in Berlin
Das Handeln im Kinderschutz ist in vielfältiger Weise mit Risiken behaftet. Die Weiterentwicklung der Qualitätssicherungsstrategien kann dazu beitragen, problematische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und „Fehler“ zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund widmete sich die Tagung „Kinderschutz – Handeln mit Risiko“, die auf Einladung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) am 27. März 2014 in Berlin stattfand, Erkenntnissen und Themen des Projektbereichs „Lernen aus problematischen Kinderschutzverläufen“.
150 Leitungs- und Fachkräfte folgten der Einladung zur Auseinandersetzung mit Risiken im Kinderschutz und zur Diskussion von Konsequenzen für konkretes Handeln. Ziel der Tagung war es, einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Kinderschutz zu leisten.
Impressionen der Tagung
Zielten Qualitätsentwicklungsbemühungen bislang in erster Linie darauf ab, ein möglichst fehlerfreies Kinderschutzsystem aufzubauen, so sollte in Zukunft v.a. eine „Kultur der Achtsamkeit“ entwickelt werden. Denn: Trotz umfassender Bemühungen durch standardisierte Verfahren, Kontrollmechanismen und Qualifizierungsmaßnahmen lassen sich Fehler nicht gänzlich vermeiden. Je sensibler Fachkräfte des Jugendamtes in Kooperation mit anderen Institutionen für problematische Entwicklungen sind und je offener problematische Verläufe angesprochen werden können, desto eher können Schäden verhindert werden. Dabei gilt es, aus kritischen Verläufen zu lernen und alltagstaugliche Strategien und Methoden zur Analyse derselben zu entwickeln. Kommt es trotz aller Bemühungen zu Fällen, in denen Kinder verletzt werden oder gar zu Schaden kommen, bedarf es darüber hinaus geeigneter Konzepte des Krisenmanagements. Sie tragen dazu bei, tragische Fälle zu bewältigen und zu verarbeiten.
Vor diesem Hintergrund konzentrierte sich die Tagung auf zentrale Fragen wie u.a.:
Wie kann eine Fehlerkultur im Kinderschutz verbessert werden? Wie können Methoden entwickelt werden, die es ermöglichen, mit wissenschaftlicher Begleitung Einzelfälle zu analysieren und systematisch aus ihnen zu lernen? Welche Instrumente können Jugendämter darin unterstützen, in Qualitätsentwicklungsprozesse einzusteigen? Und: Wie können Krisenmanagement und Krisenkommunikation im Falle tragischer Verläufe gelingen?
Die Programmpunkte der Tagung
- Eröffnung: Dr. Karin Jurczyk, DJI
- Vortrag: Fehlerkultur im Kinderschutz – sind wir schon gut aufgestellt?
Dr. Astrid Schreyögg, Dipl. Psychologin - Vortrag: Verfahren, Erfahrungen und Ergebnisse aus der Analyse problematischer Fallverläufe im Kinderschutz in England und Deutschland
Dr. Sheila Fish, Social Care Institute for Excellence, London (GB), Christine Gerber, NZFH/DJI, Susanna Lillig, NZFH/DJI - Vortrag: Wenn das Tragische passiert: Krisenmanagement und Krisenkommunikation am Beispiel der Universitätsmedizin Mainz
Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz - Vier Workshops zu verschiedenen Aspekten der Qualitätsentwicklung im Kinderschutz