Wenn Frühe Hilfen an ihre Grenzen kommen ...
Von der Vermittlung weiterführender Hilfe bis zum Schutzauftrag
Dokumentation der Tagung am 26. November 2018 in Kassel
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) setzte mit der Konferenz am 26. November 2018 in Kassel die Veranstaltungsreihe "Netzwerkarbeit und Netzwerkkoordination. Netze weben – Brücken bauen" fort. Mit bewährten Methoden bot die Veranstaltung den über 200 Teilnehmenden viel Raum, sich über Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten auszutauschen, die sich an den Übergängen zwischen Frühen Hilfen zu weiterführenden, intensiveren Hilfen und zum Kinderschutz ergeben.
Foto-Impressionen der Tagung
Frühe Hilfen bieten Familien mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren – insbesondere in belasteten Lebenslagen – Unterstützung und Beratung an. Bei dieser Arbeit stoßen die Fachkräfte in den Frühen Hilfen auch auf Situationen, in denen ihr Angebot nicht geeignet oder ausreichend ist. Die Familie braucht andere oder intensivere Hilfen. In seltenen Fällen kann es sein, dass das Wohl des Kindes gar gefährdet ist und Maßnahmen zum Schutz des Kindes in Betracht gezogen werden müssen. In diesen Fällen können Fragen auftreten: "Wie kann ich mit den Eltern über solche Situationen sprechen?", "Welche Möglichkeiten habe ich, weiterführende Hilfe zu vermitteln?", "Welche Netzwerkpartner spreche ich an?", “Was kann ich tun, wenn die Eltern keine weiteren Hilfen wollen, ich mir jedoch Sorgen um das Wohl des Kindes mache?“
Um mit solchen Unsicherheiten professionell umgehen zu können, benötigen die Fachkräfte spezifisches Fachwissen, Kompetenzen in der Gesprächsführung, eine klare Haltung sowie unterstützende Strukturen.
Begrüßung Mechthild Paul
Impulsvorträge
In drei Impulsvorträgen beleuchteten Expertinnen und Experten unterschiedliche Aspekte des Konferenzthemas und gingen dabei auf Herausforderungen für Fachkräfte der Frühen Hilfen und Handlungsmöglichkeiten ein. Die Vorträge dienten als fachliche Grundlage für die anschließenden Fishbowl-Diskussionen.
Diskussion der Impulsvorträge in Fishbowls
In drei Fishbowl-Diskussionen tauschten sich die Konferenzteilnehmenden zu verschiedenen Aspekten der Impulsvorträge aus und brachten eigene Erfahrungen aus ihrer Praxis in die Diskussion ein. Die Themenschwerpunkte der Fishbowls knüpften dabei jeweils an die Impulsvorträge an. Drei Thesen der Impulsgebenden, die sich auch selbst aktiv an dem Austauschformat beteiligten, unterstützten zu Beginn den Einstieg in den Austausch. Zentrale Ergebnisse aus der Diskussion wurden auf Pinnwänden dokumentiert.
Themeninseln und Eindrücke der Tagung
An insgesamt 15 Themeninseln hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich über erfolgreiche Angebote aus der Praxis, über Forschungsergebnisse und Qualifizierungsansätze auszutauschen.
Im Abschlussplenum fassten vier Expertinnen, stellvertretend für die verschiedenen Professionen und beteiligten Systeme, ihre auf der Konferenz gesammelten Erfahrungen zusammen und gaben damit Impulse für die Weiterentwicklung der Frühen Hilfen an den Grenzen zu intensiveren Hilfen.
Zusammenfassung und Verabschiedung
Wie lebendig die Konferenz verlief, zeigte am Ende auch die Darstellung des Konferenzverlaufs, den eine Konferenzmalerin vor Ort angefertigt hatte. Mechthild Paul hob darin die bildliche Darstellung der Kindesperspektive hervor. "Die Sicht des Kindes einnehmen" sei ein wichtiger und zentraler Aspekt der Arbeit in den Frühen Hilfen, so Paul.
Sie stellte abschließend fest, dass die Frühen Hilfen sich als präventiver Bereich profiliert haben und betonte: "Es ist aber wichtig, die Frühen Hilfen im Kontext des gesamten Kinderschutzes einzuordnen." Frau Paul bedankte sich beim Team "Lernen aus problematischen Kinderschutzverläufen" (NZFH, DJI), das explizit an der Schnittstelle zwischen Frühen Hilfen und Kinderschutz arbeitet und fester Bestandteil der Qualitätsentwicklung des NZFH ist. Dabei sei es ein zentrales Ziel, die gewonnen Erkenntnisse praktisch umzusetzen und immer wieder neu aus der Analyse von Fallverläufen zu lernen.